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42,195 Kilometer: Was hinter der Faszination Marathon steckt

Einen Marathon laufen – warum tut man sich das an? Das fragen sich wohl viele Menschen, selbst jene, die ebenfalls regelmäßig die Laufschuhe schnüren. Wir haben bei Katharina Florian nachgefragt. Sie lief beim VCM 2025 zum ersten Mal die Gesamtdistanz.
Vienna City Marathon laufen, Riesenrad Vienna City Marathon laufen, Riesenrad
© VCM, Jenia Symonds

Die Bilder, die vom 42. Vienna City Marathon Anfang April über diverse Medienkanäle flimmerten, waren beeindruckend. Mehr als 45.000 Menschen hatten sich dafür angemeldet, 13.000 nahmen die volle Distanz in Angriff: 42,195 Kilometer Lauffreude, Schmerz, Abenteuer, Wechselbad der Gefühle. Wir wollten wissen, warum Marathon laufen aktuell einen Hype erlebt und wie es sich anfühlt, wenn man nach über vier Stunden durchgehenden Laufens endlich über die Ziellinie kommt.

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Nachgefragt haben wir bei Katharina Florian. Sie ist PR Profi, Journalistin und Inhaberin der Kommunikationswerkstatt. Als Marathonläuferin fand sie sich eher zufällig unter den 13.000 Gleichgesinnten. Und das, obwohl sie zugegebenermaßen ein Laufmuffel war, wie sie selbst sagt.

Marathon laufen: Faszination einer Generation

So vielfältig die Teilnehmenden von Marathons sind, so unterschiedlich sind ihre Motive. Schon längst ist Marathon laufen kein Nischensport mehr. Monate im Voraus sind daher die großen Marathon-Events ausgebucht, zum Beispiel jene von London, New York oder Paris. Eine Teilnahme ist dann oft nur noch über Lotterien oder teure Charity Tickets möglich. Doch warum ist Marathon plötzlich so beliebt? Ein Grund dürfte der gesellschaftliche Trend zur Selbstoptimierung sein. 42,195 Kilometer laufend zurückzulegen, das zeugt von Disziplin, Zielorientierung und mentaler Stärke. Einen Marathon zu finishen wird zur modernen Heldentat. Befeuert von Social Media, der Lust an der Grenzerfahrung und einer gewissen “Bucketlist Mentalität” entsteht so ein Hype. Es kann aber auch ganz anders kommen, wie das Beispiel Katharina Florians zeigt.

Katharina Florian Marathon Wien 2025
Katharina Florian Höhe Oper, im hellrosa Top mit Kappe, © Sportfotograf.com, ZVG
Katharina Florian Marathon Wien 2025
Katharina Florian Höhe Oper, im hellrosa Top mit Kappe, © Sportfotograf.com, ZVG

“Ich war tatsächlich immer ein Laufmuffel und habe es nie gerne gemacht; eventuell auch deshalb, weil ich immer so langsam war und nicht in den Flow kam”, erzählt Katharina. Sie begann zum Frustabbau nach einer Trennung im Winter 2023/24 dann doch, regelmäßig zu laufen. “Dann stand die Teilnahme bei der VCM-Staffel im Raum, bei der ich die längste Distanz gelaufen bin. Da habe ich Blut geleckt.” Diese 15,5 Kilometer und ein Zufall sollten es also sein, die aus dem Laufmuffel eine Marathonläuferin machten. Denn: “Im Herbst letzten Jahres lief ich gemeinsam mit einer sehr guten Freundin den ersten Halbmarathon in Graz und blieb unter zwei Stunden. Als dann die halbe Distanz beim VCM 2025 schon sehr früh ausgebucht war, dachte ich mir: Ich probiere einfach den Ganzen. Im Nachhinein ein Glücksfall.” 

Wertschöpfung für Städte, Selbstwert für Teilnehmende

Während sich manche Teilnehmende gezielt und nach strikten Trainingsplänen vorbereiten, ging Katharina Florian die Sache gemütlicher an. Sie startete als sportlicher Mensch zwar nicht bei Null, aber mehr als drei Monate Vorbereitungszeit gönnte sie sich nicht. Etwas länger dauert da schon die Organisation eines Mega-Events wie des Vienna City Marathons. Nach dem Marathon ist vor dem Marathon, so arbeitet ein Kernteam von 14 Menschen jedes Jahr am VCM, dazu kommen Tausende Freiwillige, zum Beispiel aus den Blaulichtorganisationen. “Du bist 364 Tage am Planen”, sagt Dominik Konrad, Geschäftsführer der VCM Group im Interview mit LOOKAUT. “Alle umarmen sich und drücken sich, wenn’s gut gegangen ist und die Stimmung ist einfach ein Traum.”

Katharina Florian Unterwegs
© Sportfotograf.com, ZVG
Katharina Florian Unterwegs
© Sportfotograf.com, ZVG

Teil der Stimmung sind nicht nur die Teilnehmenden aller Disziplinen, sondern geschätzte 50.000 Begleitpersonen, die an der Strecke anfeuern. Gemeinsam mit den Laufenden generieren sie bis zu 30 Mio. Euro zusätzliche Einnahmen für die Tourismuswirtschaft während des Vienna City Marathon Wochenendes. Wie wichtig die Zusehenden aber nicht nur für die Wirtschaft, sondern für die Laufenden sind, erfuhr Katharina Florian hautnah selbst: “Die Leute, die dich anfeuern, das ist schon etwas ganz Spezielles – wenn es dann deine Herzensmenschen sind, ist es einfach der Wahnsinn. Meine Mama und mein Sohn sind mir über die gesamte Strecke nachgefahren, sie haben mich regelrecht da durchgetragen. Eine sehr gute Freundin hat mich auch ein Stück mit dem Rad begleitet. Da hüpft einfach dein Herz!” 

Zweimal Halbmarathon

Wenn in Wien nach etwa 20 Kilometern die einen nach rechts abbiegen, sind sie nur noch einen Augenblick vom Ziel entfernt und kurz darauf mit dem Halbmarathon fertig. Doch wie fühlt es sich an, an dieser Stelle weiterzulaufen und zu wissen, dass man gerade mal die Hälfte absolviert hat? Und nochmal einen Halbmarathon laufen muss? “Für mich war es unbeschreiblich motivierend. Das „Abbiegen” war ein sehr reales Ausstiegsszenario am Start. Und als ich mich dann bei Kilometer 20 so gut wie überhaupt noch nie im Training gefühlt habe, da wusste ich, ich muss es probieren. Mein Sohn und meine Mama standen dann beim Volkstheater, also schon nach der Abzweigung. Beide waren so stolz auf mich, das habe ich ihn ihren Gesichtern gesehen, da habe ich fast geweint. Der wirklich harte Teil kommt aber erst nach der Halbmarathon-Distanz. Das muss dir schon klar sein, wenn du eben nicht abbiegst”, gesteht die “rasende Reporterin”.

Marathon laufen, Warum
© Sportfotograf.com, ZVG
Marathon laufen, Warum
© Sportfotograf.com, ZVG

Erleichtert, zu Tränen gerührt und auch stolz auf sich selbst kam Katharina Florian schließlich ins Ziel. Zwar langsamer, als sie sich das vorgenommen hatte, aber aufgrund einer Verletzung vor dem Wettkampf wusste sie bis zum Tag X gar nicht, ob sie überhaupt teilnehmen können wird. Doch sie startete, behielt sich Kilometer 20 als mögliches Ausstiegsszenario, nahm jeden Druck von sich selbst und lief einen konstanten Pace. Einen Extra-Push fühlte sie jedes Mal, wenn sie ein bekanntes Gesicht in der Menge entdeckte. “Das habe ich wirklich im ganzen Körper gespürt. Und dann nochmals am letzten Kilometer vor dem Ziel. Es ist einfach unbeschreiblich, wenn du da in die Menge hineinläufst – alle feuern dich an und du weißt, jetzt hast du es gleich geschafft. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.”

Vienna City Marathon laufen
© VCM, Roman Pfeiffer
Vienna City Marathon laufen
© VCM, Roman Pfeiffer

Marathon laufen und der Alltag

Eine Leistung, auf die die gebürtige Kärntnerin auf jeden Fall stolz sein kann, vor allem, da sie keinen minutiösen Trainingsplan hatte. Mit ihrem Alltag aus Beruf, Kind und Familie war schon das ein Jonglieren mit zeitlichen Ressourchen. “Ich habe darauf geachtet, dass ich zwischen 30 und 40 Kilometer in der Woche laufe und auch regelmäßige Intervall-Einheiten und Long Runs absolviere.” In einer schnelllebigen Welt beweisen Marathonlaufende also Geduld, Ausdauer und Beharrlichkeit. Nicht nur im Training und beim Lauf, sondern auch im Alltag:

Marathon laufen - warum

“Ein Marathon lässt sich ja gut mit Projekten vergleichen. Wenn wir einen Event planen, dann investieren wir zum Beispiel sehr viel Zeit und arbeiten auch auf ein bestimmtes Datum hin, an dem alles stimmen muss. Ein solches habe ich auch während der Marathonvorbereitungen für einen Kunden umgesetzt. Dranzubleiben, sich aufzurappeln, auch wenn du müde bist, das Wetter nicht passt etc., das musst du beim Marathontraining genauso wie im Job, wenn du erfolgreich sein willst.”

Erfolgreich ist Katharina Florian also auf allen Ebenen. Vom Marathon hat sie aber noch nicht genug: “Es heißt ja, entweder du läufst einen Marathon oder einen nach dem anderen. Ich würde sagen, da kommen noch welche.”



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