Wenn die Tage kürzer und die Temperaturen angenehmer werden, beginnen nicht nur die Blätter ihre Farben zu wechseln. Auch der Wein entsendet seinen ersten Vorboten. In der Bundeshauptstadt stehen dann nicht nur zahlreiche Straßenfeste an, es gilt auch einige Weinfeste in Wien zu zelebrieren. Und da wie dort ist Sturm jetzt angesagt. Der Genuss fällt leichter, wenn einige, vielleicht nicht ganz ernst gemeinte, Regeln befolgt werden.
Was ist Sturm?
Doch zunächst gilt es zu klären, was es mit dem Getränk mit dem vielsagenden Namen eigentlich auf sich hat: Beim Saisonprodukt Sturm handelt es sich um eine Vorstufe von Wein. Die Hefe arbeitet noch und die sich laufend bildende Kohlensäure wirbelt während des Gärprozesses Hefezellen auf, wodurch das typische trübe Gesamtbild entsteht. Und da es sich bei der Gärung um einen andauernden Vorgang handelt, ist auch der Geschmack wechselhaft. Eben noch süffig süß und am nächsten Tag kräftig und trocken, bist hin zum staubtrockenen G’staubten am Ende seiner Tage. Allerdings stets mit dem angenehmen Prickeln versehen, das die Kohlensäure verursacht. Für die Sturm-Erzeugung werden frühreife Sorten verwendet. Dazu zählen unter anderem Sylvaner, Blauburger oder Frühroter Veltliner.
Wie trinkt man Sturm?
Das ausschließlich aus österreichischen Trauben gewonnene Getränk ist gesetzlich reguliert. So muss das Etikett eine Herkunftsangabe enthalten und darf nur zwischen dem 1. August und dem 31. Dezember des Erntejahres in Verkehr gebracht werden. Das sind jedoch nicht die einzigen Grundsätze, die es beim Sturm trinken zu beachten gilt. So wird er traditionell im Henkelglas ausgeschenkt, das mit links gehalten wird und statt dem üblichen “Prost” oder “zum Wohl” heißt es “Mahlzeit” oder “Krixikraxi”. Erst durch die Taufe des Jungweins erfolgt übrigens die Umstellung auf rechts und den Begriff “Prost”.
So verlockend und süffig er auch schmecken mag, ein vorsichtiger Konsum sei vor allem Noobies dringend angeraten. Denn zum einen enthält Sturm natürlich Alkohol. Und zwar zu einem mitunter schwierig abschätzbaren Grad. Im Durchschnitt sind es 4 Volumsprozent, wie wir jedoch wissen, gärt er aber in der Flasche weiter und kann so auch deutlich stärker sein. Zum anderen wirken aber Hefe und Milchsäurebakterien verdauungsfördernd, und das äußerst effektiv. Wem Sturm also besonders schmeckt, der sollte sich zur Sicherheit auch gleich nach dem nächstgelegenen Locus umsehen.
Wo gibt es Sturm?
Weinfeste in Wien sind neben den Buschenschanken der ideale Ort, um Sturm der unterschiedlichsten Winzer zu verkosten. Denn neben dem klassischen roten und weißen Sturm, existieren auch weitere regionale Spezialitäten. So beispielsweise der Uhudlersturm aus dem Süd-Burgenland oder Schilchersturm aus der Steiermark. Stets ein Highlight ist auch der mancherorts erhältliche Himbeersturm. Wer den Feierlichkeiten nicht vor Ort beiwohnen kann, wird aber auch im Supermarkt fündig. Bei der Lagerung ist es von elementarer Bedeutung die Flasche aufrecht aufzubewahren und nicht allzufest zu verschließen, da das CO2 Platz zum Entweichen benötigt.
Weinfeste in Wien: Das sind unsere Favoriten
Stürmische Tage in Stammersdorf
Alljährlich wird der Herbst zünftig in einem Bezirksteil des 21. Wiener Gemeindebezirks begrüßt und dem Sommer Adieu gesagt. Beim namensgebenden Sturm, Kastanien, Heurigenkost und Live-Musik fällt der Abschied von der warmen Jahreszeit leichter. Im romantischen Setting der Kellergasse können Besuchende heuer von Samstag, 5. Oktober um 14 Uhr bis Sonntag, 6. Oktober um 23 Uhr authentische Winzer-Atmosphäre genießen.
Wiener Weinwandertag
Mittlerweile eine liebgewonnene Tradtion. Und zwar eine, die Wiens Ausnahmestellung als urbanes Weinanbaugebiet hervorstreicht. Denn die 600 Hektar umfassende Anbaufläche, die von rund 170 Weinbaubetrieben bewirtschaftet wird, ist einzigartig für eine Großstadt. Und diese Betriebe können am 28. und 29. September auf insgesamt vier Routen zwischen 10 und 18 Uhr erwandert und entdeckt werden. Ob die Wandernden sich für den Klassiker von Neustift nach Nussdorf und somit Route 1, Route 2 von Strebers- nach Stammersdorf, Route 3 in Ottakring oder aber Route 4 durch Mauer entscheiden, ist wohl Geschmacks- und Konditions-Sache.
Hiataeinzug in Perchtoldsdorf
Das wohl berühmteste Erntedankfest Österreichs findet traditionell jeden ersten Sonntag nach dem Leonhardi-Tag am 6. November in Perchtoldsdorf statt. Bei der Veranstaltung handelt es sich um den Hütereinzug. Die Weinhüter waren bis in die 1970er Jahre während der Reifezeit des Weins dafür verantwortlich, die Ernte vor tierischen und menschlichen Dieben zu beschützen. Heuer besteht in diesem festlichen und sehenswerten Rahmen am 10. November von 10 bis 12 Uhr die Möglichkeit den jungen Jahrgang zu verkosten.
Titelbild © Oleg Demakov via Unsplash
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