Man muss ganz ehrlich sagen: Nordkorea ist nun kein Land, das für seine Weltoffenheit bekannt ist. Oder für seine wahnsinnig tollen Sehenswürdigkeiten. Ganz zu schweigen von seiner Restaurantszene. Und schon früher war es für ausländische Touristen nicht einfach, eine Nordkorea Reise anzutreten. Wer es dennoch unbedingt tun wollte, konnte das mit strengen Auflagen und nach Durchleuchtung seines kompletten Lebens teilweise aber machen. Damit war mit Corona dann Schluss. Fast, als wäre diese ganz willkommen gekommen, machte man die Grenzen komplett dicht. Nun sollen Touristen (teilweise) ab Dezember 2024 wieder einreisen.
Wie kann man nach Nordkorea reisen?
Die Nachricht, dass jene, die das – warum auch immer – möchten, ab Dezember 2024 Reisen in das kommunistische Land antreten können, kolportierten ursprünglich zwei Reiseveranstalter aus China. Einer davon ist Koryo Tours aus Peking. Den Aussagen eines Officials zufolge rechne man damit, dass die Reisen (zumindest aus China) gut gebucht sein würden. Schließlich sei die Nachfrage während der Pandemie hoch gewesen. Der zweite Reiseveranstalter, KTG Tours, verkündete ebenfalls, ab den Wintermonaten wieder Reisen nach Nordkorea anzubieten.
Momentan sei jedoch nur bestätigt, dass Samjiyon besucht werden kann. Die Stadt liegt in der Nähe der chinesischen Grenze. Hier soll am Berg Paektusan angeblich Kim Jong Il geboren worden sein. Zufällig am höchsten Berg der koreanischen Halbinsel, natürlich. Für entsprechend wichtig soll man den Ort halten. Sein Sohn Kim Jong-un ließ dort Hotels und einen Skilift bauen. Jedes Jahr gibt es hier auch ein Eisskulpturen-Festival. Der Berg ist für die Einheimischen heilig (oder hat es zu sein).
Urlaub wird’s wohl nicht
Die meisten Menschen haben wohl 200 andere Länder eher auf der Bucketlist als Nordkorea. Wer jedoch die Reise wagen möchte und diese auch mit seinen moralischen Werten in Einklang bringen kann, muss sich auf einiges gefasst machen. So dauert das Ansuchen um ein Visum. Vorstrafen, als “unpassende” Social Media Präsenz oder gar Journalismus in der Job Description sind da nicht gerade förderlich. Und auch, wenn man schließlich die Erlaubnis erhält, ins Land einzureisen, kann man das bei Weitem nicht als “Urlaub” oder gar “authentisches” Erlebnis bezeichnen.
Wie YouTuber, die es ins Land geschafft haben, immer wieder berichten, wird penibel kontrolliert, was an die Außenwelt dringt. So geben die meisten von ihnen an, “Übersetzer” an die Hand bekommen zu haben, die dafür abgestellt sind, aufzupassen. Man hält die Besuchenden sehr sorgfältig von allem fern, was sie nicht zu sehen bekommen sollen. Zum Beispiel vom Rest der Bevölkerung. Denn die meisten Menschen leben in Armut. Sie führen ein fremdbestimmtes Leben, das die Arbeit bestimmt. Harte Strafen und Arbeitslager sorgen dafür, dass Presse- und Meinungsfreiheit keine Chance haben. Machthaber Kim Jong-un, der seit etwas mehr als zehn Jahren an der Macht ist, ließ sogar seinen Onkel und seinen Halbbruder entfernen, da sie nicht auf seiner Linie lagen.
Welche skurillen Gesetze gibt es in Nordkorea?
Man weiß ja, dass man beispielsweise in Thailand keine Selfies machen darf, weil das als respektlos gilt, einer heiligen Figur den Rücken zuzuwenden. Oder dass man die Wolkenmädchen-Fresken von Sigiriya auf Sri Lanka (hohe Geldstrafe!) nicht fotografieren darf, auch. Herumgesprochen dürfte sich auch haben, dass man keinen Sand klauen oder den Eiffelturm bei Nacht fotografieren darf. Absurde Gesetze und Verbote gibt es also auch in anderen Ländern. Halt mit dem Unterschied, dass man bei einem Verstoß selten um sein Leben fürchten muss. Auf wie viel Nachsicht man bei einer Nordkorea Reise hoffen darf, sei dahin gestellt. Besser also, man kennt die wichtigsten Regeln.
So ist es verboten, Fotos oder Videos, die Kim Il-sung oder Kim Jong-il zu machen, bei denen die ehemaligen Machthaber abgeschnitten sind. Die Führer müssen immer in voller Größe gezeigt werden. Fotos von Kim Jong-un darf man nicht knicken. Auch nicht, wenn es sich um ein Bild auf einer “Zeitung” handelt. Natürlich darf man über das Regime nicht despektierlich sprechen. Einheimische dürfen keine Jeans tragen. Und Mäntel oder Jacken aus Leder darf nur der Chef tragen. Es ist verboten, dessen Kleidungsstil nachzuahmen. Selbstverständlich ist auch Freizügigkeit strikt untersagt. Wer eine Bibel bei sich trägt, riskiert Folter und Exekution.
Neue Spannungen mit dem Süden
Einige weitere Verbote betreffen Bilder von Militärpersonal und militärischen Einrichtungen, die eigene politische Meinung hat keinen Platz und sich ohne einen einheimischen “Reisefüher” darf man sich auch nicht bewegen. Sonst könnte man sogleich für einen Spion gehalten werden. Das Handy wird in vielen Fällen bei der Einreise noch abgenommen. Und wer Pech hat, muss bei der Ausreise auch alles vorlegen, was er fotografiert hat.
Wie “gemütlich” eine Nordkorea Reise abgesehen von all diesen Restriktionen wird, hängt auch davon ab, wie sich die politische Lage im Land weiter entwickelt. Denn nachdem letzten Dezember Kim Jong-un Südkorea zum Hauptfeind erklärt und die Wiedervereinigung als gescheitert erklärt hatte, will Yoon Suk Yeol Gespräche wieder aufnehmen. Der südkoreanische Präsident macht allerdings keinen Hehl daraus, was er von der Politik im Nachbarstaat hält, was man in Nordkorea wiederum als Provokation versteht. Glücklicherweise gibt es aber zahlreiche andere Reiseziele, die viel einfacher, abwechslungsreicher und weniger gefährlich sind als Nordkorea.
Beitragsbild: © Micha Brändli auf Unsplash