Schön langsam beginnt es wieder. Ich treffe wieder Menschen. Also die Familie und die beste Freundin. Wir sitzen dabei im Garten und brüllen uns mit gebührendem Abstand zu, was so in unser aller Leben vor kurzem passiert ist. “Wenn das vorbei ist, gehe ich pilgern” schreie ich in Omas Garten. Die Oma ruft “Was???” zurück. Die Nachbarin vom Haus gegenüber (noch nie gesehen) schreit runter: “Ich komme mit!” Oma schaut immer noch verständnislos. “Mariazell, da geh ich hin!” erkläre ich nochmal um 20 Dezibel lauter. Oma nickt. Ich winke ihr zu, fahre zur besten Freundin.
Das Spiel wiederholt sich. Wir sitzen so weit voneinander entfernt, dass auch die Nachbarschaft noch was von unseren Gesprächen hat. Obwohl, viel haben wir diesbezüglich nicht zu bieten. “Ich hab’ mich vor drei Tagen am Rand der Pringles-Dose geschnitten”, kann ich der besten Freundin von allen aus meinem actionreichen Leben im Homeoffice. “Boah ey”, gibt sie sich beeindruckt. “Was du alles erlebst!” Ich nicke. Jaja, das waren schon nervenaufreibende Tage. Immer mit der spannenden Frage: “Werde ich heute etwas anderes als meinen Jogginganzug tragen?” im Hinterkopf.
“Ich hab das Backrohr geputzt”, erzählt sie mir. Ob meine Nerven diesen Gesprächen gewachsen sind – ich weiß es nicht. Noch schlimmer trifft es Freundin A. Sie hat auf Tinder einen Typen aufgetan, der ihr gefällt. Sie gefällt ihm auch. Sie haben also einen Match. Und jetzt starrt sie seit drei Tagen auf sein Bild in der App und weiß nicht, wie sie ein Gespräch beginnen soll. “Hast du genug Klopapier?” eignet sich wohl nicht so als Aufhänger. Sie gibt auf und entfernt ihn wieder aus ihrer Match-Liste. “Stell dir vor, wir treffen uns dann im Park. Stehen einen Meter voneinander entfernt und brüllen uns an – das kann ja auch nix”, erklärt sie mir. “Und außerdem – stell dir vor, dann ist dieses ganze Corona-Ding vorbei und der nimmt die Maske ab und du denkst dir nur so: oi…”
Die Gute genießt ihr reduziertes Sozialleben jetzt doch wieder mit ihrem Hund Tobi. Der ist pflegeleicht und nervt sie auch nicht mit der Frage, wann es endlich wieder Fußballspiele im Fernsehen gibt.
Haltet die Ohren steif, irgendwann ist alles wieder normal. Wir müssen nur durchhalten,
alles Liebe
die Frau Hilmbauer