Denkt man an Nevada, hat man wahrscheinlich zunächst Las Vegas oder Death Valley vor Augen. Das viel weiter im Norden gelegene Reno hingegen haben Reisende aus Europa eher selten am Radar. Das ist schade, denn “The Biggest Little City in the World” hat einiges zu bieten. Was kann man in Reno machen? Warum lohnt es sich, die Stadt östlich der Sierre Nevada auf die Bucketlist zu setzen?
Scheidungen und Casinos in Reno
Die Stadt an der Grenze zu Kalifornien hat eine relativ lange Geschichte hinter sich. Denn schon in den 1850ern kamen erste Siedler. Die Gegend war fruchtbar, außerdem fand man hier zu dieser Zeit auch etwas Gold. Interessanterweise ist Nevada bis heute – nach Südafrika und Australien – der drittgrößte Goldproduzent der Welt. Später sorgte die Eisenbahn für Geschäfte. Anfang der 1930er Jahre wurde der Bundesstaat wegen seiner laxen Scheidungsgesetze zu einem beliebten Ziel für Scheidungswillige aus dem ganzen Land. Reno wurde zum “Divorce Capital of the World”.
Bis in die 1960ern sprach man oft von der “Six Week Cure”, wenn man nach Reno fuhr, um sich unkompliziert scheiden zu lassen. Sechs Wochen musste man dafür bleiben. Es entstand ein Wirtschaftszweig rund um die Unverliebten. Hotels und sogar Juweliere, die Eheringe umarbeiteten, wuchsen aus dem Boden. Rita Hayworth, Mary Pickford und der Autor George Simenon waren nur einige der Promis, die kamen um sich scheiden zu lassen.
Ob es ein Zufall war, dass Nevada Glücksspiel zur selben Zeit legalisierte, als es Scheidungsgesetze liberalisierte, ist fraglich. Doch ab den 1930ern kam auch diesem Wirtschaftszweig vermehrt Bedeutung zu. Während man bei uns heute eher Las Vegas als Spielerparadies kennt, fahren US-AmerikanerInnen aus dem Norden Kaliforniens, also etwa aus den Gegenden rund um San Francisco und Sacramento eher nach Reno zum Spielen. Bis in die 1960er war allerdings Reno die Hauptstadt des Glücksspiels in den Staaten. Bis heute kann man in Reno Roulette spielen, an Slot Machines sein Glück suchen oder pokern. Zu den größten Casinoresorts gehören Atlantis, Peppermill und Grand Sierra Resort.
Reno für Autofans
Doch was kann man in Reno machen, wenn man sich nicht dem Glücksspiel hingeben will? Nun, da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass die Stadt über einige coole Museen verfügt. Eines davon ist das National Automobile Museum. Mehr als 200 besondere Autos, gesammelt von William F. Harrah, Gründer der Harrah’s Hotels & Casinos, kann man hier bewundern. Unter anderem den 1973er Cadillac Eldorado von Elvis Presley. Wer sich für klassische Autos interessiert, sollte im August kommen. Denn dann findet mit den Hot August Nights eines der größten Classi Car Events der Welt statt. Oldtimer aus allen Ecken der Welt cruisen dann durch die Straßen. Motorradfans werden Street Vibrations lieben. Dabei handelt es sich um zweimal im Jahr stattfindende Rallyes; mit die größten der Welt!
Reno für Outdoor Lovers
Reno liegt auf ungefähr 1.300 Meter Seehöhe östlich der Sierre Nevada. Im Umkreis von 160 Kilometern finden sich insgesamt 18 Skigebiete. Die nähesten sind gerade einmal 18 Kilometer vom internationalen Flughafen entfernt. Namen wie Sugar Bowl, Diamond Peak und Northstar California werden für Wintersportfans keine Unbekannten sein. Im Winter begibt man sich außerdem zum Schneeschuhwandern und Snow Mobile Fahren. Im Sommer hingegen kann man am stadteigenen Fluss, dem Truckee River, zum Raften gehen. Beliebt sind natürlich auch Ausflüge mit ATVS durch die Wüste.
Es gibt Mountainbike-Strecken und Wanderrouten. Eine davon ist der Huffaker Park Lookout Trail. Zwar ist er nur nichtmal drei Kilometer lang, dafür bietet er aber tolle Aussichten auf die Skyline von Reno. Besonders beliebt ist der Keystone Canyon Trail mit seinen wundervollen Ausblicken. Top als Spot für den Sonnenauf- und -untergang! Und außerdem laden die nahegelegenen Seen, Lake Tahoe und Washoe Lake, zum Wassersport ein. Etwa schwimmen und Windsurfen. Lake Tahoe, ein Spektakel an und für sich, ist auch ein beliebtes Ziel für Bonanza Fans. Schließlich befindet sich hier die Ponderosa Ranch. Selbst, wenn man sie nicht mehr besuchen kann, bleibt der Bonanza Spirit bestehen.
Reno für Foodies
Essen und USA – das war ja lange Zeit nicht unbedingt die Traumkombination für Foodies. Doch das hat sich schon lange gewandelt. In Reno etwa ist man stolz auf die lokale Küche mit ihrem hippen Twist. Bei der Piñon Bottle Co. hat man sich beispielsweise auf Craft Beer eingeschossen. In der Brasserie Saint James macht man das Bier sogar selbst, dazu gibt’s typisches Pubfood, aber auf modern. Korean Fried Cauliflower, Portobello Fries und Fish Tacos sind nur einige der Köstlichkeiten, die man hier serviert. Wer Lust auf Burger hat, findet sich bei Beefy’s ein, während das Noble Pie Parlor hippe Pizza serviert. Im Vergleich zu anderen amerikanischen Großstädten ist das Essengehen in Reno auch ziemlich günstig.
Fans betreuten Trinkens werden Pub Crawls kennen. In Reno ist alles ein bisschen größer und spektakulärer als hierzulande. Zum Beispiel, wenn sich zu den beliebten Zombie und Santa Crawls mehrere zehntausend Menschen treffen, um durch die Bars der Stadt zu ziehen. Beim Santa Crawl zum Beispiel treffen sich seit fast 25 Jahren mehr als 20.000 Menschen. Sie alle sind als Santa Claus verkleidet. An über 40 Orten gibt’s für die Teilnehmenden des Santa Crawl mehr als 150 Specials.
Der Start ist im Silver Legacy Casino, teilnehmen kann man um ca. $15. Zusätzlich zu gratis Drinks gibt’s außerdem für Crawler vergünstigte Hotelzimmer. Der Reno Zombie Crawl funktioniert genau gleich – allerdings ist die Kostümierung halt dann eine andere. Und selbstverständlich lässt man auch den St. Patrick’s Day nicht ungecrawlt vorbeiziehen. Auch Leprechaun Crawls veranstaltet man hier. Gut zu wissen: Die teilnehmenden Bars kann man zu Fuß abklappern. Und für den Fall der Fälle gibt es ja noch Uber. Einen Last Call kennt man während der Crawls nämlich nicht.
Reno als Ausgangspunkt für Roadtrips
Dank seiner Lage kann man von Reno aus perfekt unterschiedliche Routen nehmen, um den “Silver State” von seiner schönsten Seite zu erleben. Zehn unterschiedliche Roadtrips warten darauf, in Angriff genommen zu werden. Namen wie “Loneliest Road in America”, “Great Basin Highway” oder “Cowboy Corridor” versprechen das Gefühl von ultimativer Freiheit unterwegs, von Abenteuer, Einsamkeit und atemberaubender Natur. Dabei trifft man auf freundliche Locals, mit etwas Glück auf (freundliche) Aliens, man bewegt sich in der Nähe der Area 51, folgt den Spuren der Buckaroos und Cowboys. Der kürzeste dieser Trips ist 30 Meilen (48 Kilometer) lang, der längste bis zu 585 Meilen (941 Kilometer). Die Nevada Roadtrips kann man auch gut miteinander kombinieren.