Vor kurzem war ich in der Wiener Stadthalle. Also, ich bin da öfter einmal. Letztens aber wurde mir sehr eindrücklich klar, wie alt ich mittlerweile geworden bin. Ungefähr eine Viertelstunde vor Beginn der Veranstaltung haben meine Begleitung und ich uns vor der Stadthalle eingefunden. Wir sind gemütlich rein marschiert. Haben unsere Jacken abgegeben. Uns ein Bier gekauft. Dann gemütlich unsere Plätze gesucht. Unsere SITZplätze.
Vor 15 Jahren, dieselbe Stelle. Pink-Konzert. Meine beste Freundin, zwei Klassenkameradinnen und ich sitzen auf Pappkartons vor der Stadthalle. Es ist 14 Uhr. Es ist kalt. Das Konzert beginnt um 19 Uhr 30. Also, zumindest ist die Vorband für diese Uhrzeit angesagt. Wir frieren, aber wir sitzen direkt vor dem Eingang. In der ersten Reihe. Wenn wir aufs Klo müssen, wechseln wir uns ab. Wir pilgern nacheinander in die Lugner City. Praktisch, dass wir zu viert sind. Zwei halten die Stellung, während die anderen zwei ihre Geschäfte erledigen bzw. sich mit Essen versorgen. Wie lang 5,5 Stunden dauern können, wird uns sehr bewusst. Es dauert noch etwa 6 Jahre, bis die ersten Smartphones erfunden werden. Als Beschäftigung haben wir daher Magazine und uns. Klar, dass wir nicht lang die einzig Verrückten bleiben. Schon bald füllen sich die Reihen hinter uns.
Als endlich Einlass ist, sind wir durchgefroren und erschöpft. Aber kaum sind wir durch die Sicherheitsschleusen durch, verkommt das zur Nebensache. Wir packen unsere letzten Reserven aus. Schließlich haben wir nicht unser halbes Leben vor der Stadthalle gewartet, um dann nicht in der ersten Reihe zu stehen. Ich renne, ich sprinte, der Kilometer zwischen Eingang und Bühne kommt mir ewig vor, ich stoße ganz casually andere Teens beiseite, es ist ein Kampf auf Leben und Tod (fast), aber schließlich stehe ich in der ersten Reihe. Und als mir Pink am Ende des Konzerts die Hand schüttelt, bin ich glückselig. Die Strapazen haben sich in diesem Moment gelohnt. Vergessen sind Hunger, Harndrang, Müdigkeit und Menschenmassen, die mich von hinten gegen die Absperrung drücken.
Tja, das waren noch Zeiten. Ich bin ja fast ein wenig froh, dass dieser Stress vorbei ist, denke ich, während ich auf meinem Sitzplatz gemütlich Bier schlürfe. Den Kilometer unter 2 Minuten hab’ ich danach aber auch nie wieder geschafft…