Es war ein aufregender 14. Dezember. Grund dafür war nicht ein besonders großes Schoko-Täfelchen im Adventskalender, sondern die Einführung von Instagram Threads. Doch was kann die neue Plattform? Wem bringt Instagram Threads etwas? Oder handelt es sich doch nur um einen Twitter-Abklatsch?
Cagefight zwischen Musk und Zuck
Einige Zeit lang hat es wirklich so ausgesehen, als würden Mark Zuckerberg und Elon Musk aktuell nicht recht viel mehr tun, als sich anzupöbeln und mit cringe Imponiergehabe ihre Zeit zu verbringen. Gut, Elon Musk hat Twitter zerstört, zwischenzeitlich. Und Mark Zuckerberg? Dessen Mitarbeitende haben nun Instagram Threads auch in Europa ausgerollt. Das war auch an der Zeit. Schließlich hatten die Social Media Nutzenden aus 100 anderen Ländern bereits seit Juli die Gelegenheit, sich beim neuen Social Media Netzwerk umzusehen. Warum kam Instagram Threads in Europa aber so spät?
Es sind die (glücklicherweise) relativ strengen Gesetze rund um große Social Media Plattformen. Die regeln auch, wie User-Daten mit Konten verknüpft werden dürfen, um unproblematisch zu sein. Diese Hürden hat Meta nun scheinbar überwunden. Doch wieviele User hat Threads? Zeitweise sprach man bei Meta von 100 Millionen Konten. Ob die dem humanen Spektrum oder doch eher Bots zuzurechnen waren, blieb freilich wie auf jeder Plattform im Unklaren. Fest steht aber, dass die Zahlen seither wieder zurückgegangen sind.
Wie funktioniert Instagram Threads?
Die Anmeldung für Threads ist ganz einfach. Entweder, man lädt die App über den App Store kostenlos herunter und registriert sich dann über einen Prompting-Prozess. Oder man verknüpft direkt auf Instagram sein Konto mit der neuen Social Media Plattform. Der Aufbau ähnelt sehr stark jenem von Twitter als es noch gut war. Heißt: Der Thread-Erstellende postet einen kurzen Text. Medien können ebenfalls eingebunden werden. Und dann können Follower liken, antworten und teilen. Ist Instagram Threads besser als X?
Was man jedenfalls jetzt schon sagen kann: Besonders schwer wird es Threads nicht haben, sich eine größere User-Base aufzubauen als X. Denn der Kurznachrichtendienst kämpft seit seiner Übernahme durch Elon Musk mit sinkenden Nutzerzahlen. Außerdem verstören antisemitische Postings, Falschmeldungen, Abomodelle und eine Werbeflut die Userschaft. Der harte Kern ist freilich noch treu. Doch die Möglichkeit, über Threads auch Usern auf dem X Konkurrenten Mastodon zu folgen. Dazu kommt, dass viele jüngere Social Media Nutzende mit Instagram vertraut sind und die Plattform bei ihnen einen guten Ruf genießt. Es könnte also nur eine Frage der Zeit sein, bis Threads dann X überholt hat.
Unterschied zwischen Threads und X?
Wer die “Mutter aller Kurznachrichtendienste” schon kannte, bevor Musk seine klebrigen Fingerchen danach ausstreckte, wird sich ehrlich fragen, wo denn nun der Unterschied zwischen den beiden Plattformen liegt. Ganz ehrlich? Auf den ersten Blick lässt sich wenig finden, das hier so bahnbrechend anders wäre. Aktuell trenden Hashtags wie #womensupportingwomen, momentan folgt irgendwie jeder Account jedem. Es gibt schon jetzt die klassischen Selfies mit viel Boobies und Influencer-Kram. Höchstwahrscheinlich wird es nicht mehr lang dauern, bis Trolle, Misogynie, Rassismus und Homophobie auch hierher gefunden haben.
Wie ich drauf komme? Threads kann man auch ohne Profil verwenden. Die Geschichte des Internet hat gezeigt, dass es ja immer schon eine gute Idee war, Menschen anonym posten zu lassen. Ironie off. Was aber noch recht nett ist: Werbung auf Threads gibt es noch nicht. Also offiziell und halt mit Ausnahme von Influencenden. So nett die Stimmung derzeit auf Instagram Threads derzeit noch ist: Das Leben hat gezeigt, dass nichts gratis ist. Wenn “Zuck” bzw. Meta also nicht die Aufmerksamkeit braucht, um mit Werbung noch reicher zu werden, liegt der Verdacht nahe, dass es eure Daten sind, an die das Unternehmen ran will. Das dürfte Instagram Threads in Europa etwas schwerer fallen als im Rest der Welt. Aber irgendjemand ist sicher schon damit beschäftigt, Schlupflöcher in der EU-Gesetzgebung zu finden.
Zu pessimistisch? Wir werden sehen. Einstweilen nutzen wir die neue Social Media App natürlich auch. Man will ja schließlich nichts verpassen. Ich freue mich, wenn ihr mir und The Chill Report auch auf Threads folgt. Auf Insta sowieso!