Klaffer am Hochficht: Wo der Wiener Christbaum herkommt
Klaffer am Hochficht/Oberösterreich. Der Aufschrei war groß, der Stachel sitzt tief: aber eigentlich ist das eh jedes Jahr so. Nämlich dann, wenn es um den Christbaum am Wiener Rathausplatz geht. Dieser geschenkte Gaul, dem der Wiener jedes Jahr traditionellerweise sehr genau ins Maul schaut, ist auch heuer wieder Grund für allerlei Gespött. Soweit nichts Neues. Wir haben uns den Weihnachtsbaum ebenfalls angeschaut – und die Gemeinde, aus der er kommt: Klaffer am Hochficht im Mühlviertel.
Krautstaude aus der Kräutergemeinde
Klaffer am Hochficht ist die Heimat von rund 1.300. Menschen und eine Art touristischer Geheimtipp im Oberen Mühviertel, genauer gesagt im Bezirk Rohrbach. Der Ort liegt eingebettet in die zauberhafte Hügellandschaft des Böhmerwaldes. Wintersportler können sich im sechs Kilometer vom Ort entfernten Skigebiet Hochficht auf 20 Pistenkolemtern austoben. Neun Lifte bringen die Schifahrer und Snowboarder auf die Gipfel. Gut, im Vergleich zu anderen Wintersportregionen Österreichs klingt das jetzt nicht nach wahnsinnig viel. Aber beim Skigebiet Hochficht handelt es sich um das größte Skigebiet außerhalb der Alpen. Es verspricht familienfreundlichen Pistenspaß für Groß und klein. Aber auch eine europacuperprobte Fis-Strecke sowie Funpark, Funslope, Langlaufloipen und Winterwanderwege stehen zur Auswahl.
Während der warmen Jahreszeit lohnt sich ein Besuch im größten Bio-Heilgarten Österreichs. Er wurde als erster seiner Art schon 1980 mit einer Vielfalt an Heilkräutern eröffnet. Jeden ersten Samstag im Monat gibt es für Einzelpersonen oder Kleingruppen spannende Führungen durch die Flora und Fauna des 7.800 Quadratmeter großen Kräutergarten. Diese Oase der Entspannung ist ein Ort des Staunens für die ganze Familie. Wer sich für Pflanzen interessiert und trotz Lockdown und Jahreszeit mehr über die Vegetation des Oberen Mühlviertels erfahren möchte, kann das übrigens online tun. Denn auf Radio Freistadt berichtet die Hildegard-Kräuterexpertin Waltraud Müller regelmäßig über Pflanzenheilkunde nach Hildegard von Bingen. Der Fisch- und Wasserpflanzenlehrpfad bringt seinen Besuchern den Lebensraum Teich rund um den Urlsee näher.
Grüße an die Stadt
Der bislang erfolgreichste Export der oberösterreichischen Gemeinde war Alexandra Föderl-Schmidt. Die ehemaligen Standard-Chefredakteurin war zwischenzeitlich Israel-Korrespondentin für die renommierte Süddeutsche Zeitung. Seit heuer ist sie dort außerdem stellvertretende Chefredakteurin. Nicht ganz so weit, aber immerhin bis vors Rathaus, hat es Picea Abies geschafft. Die 33 Meter hohe Fichte trat vor kurzem ihren Dienst als Ober-Christbaum der Stadt und Nation an. Sie tat dies – wie das halt so der jährliche Brauch ist – unter dem kritischen Auge der WienerInnen: “Baum mit Burnout”, “Wenn 2020 ein Baum wäre, würde er so aussehen”, “Wenn du um 16 Uhr Weihnachtsbaum sein musst, aber bis 14 Uhr auf der Afterparty warst” und “Mehr ein Maibaum” sind da noch die höflicheren Kommentare zum – wohlgemerkt: geschenkten! – Baum.
Gut, auch wir finden auf den ersten Blick ist er das Sinnbild für ein ganzes Jahr und das, was man bekommt, wenn man einen Christbaum auf Wish bestellt. Aber, auf den zweiten Blick, muss man schon sagen, dass er auch eine Art Hoffnungsträger ist. Denn so schlimm die Lage der Welt auch sein mag: Bei Nacht, mit Glitzer und aus der Ferne betrachtet ist dann doch alles nicht so schlimm. Und so manches lässt sich mit den richtigen Maßnahmen zur rechten Zeit eh ganz gut kaschieren. Stichwort: Astverdichtung durch Baum-Beauty-Docs. Denn immerhin haben die Klafferaner sicherheitshalber auch 200 Einzel-Äste mit ihrem Baum in die Großstadt geschickt. Die werden in den nächsten Tagen noch angebracht, bevor der Baum demnächst von 2.000 LED-Lampen illuminiert wird.
Weitere Informationen zur Gemeinde Klaffer: www.muehlviertel.at