Interview mit Michael Güldner, Outdoor Guide auf der AIDAnova
Mit gerade einmal 20 Jahren ist der ursprünglich aus Nordbayern stammende Michael Güldner jeden Tag mit 83.790 PS unterwegs. Er ist Crewmitglied auf der AIDAnova, dem neuen Flaggschiff der Kussmund-Flotte. Als Outoor Guide ist er an Hafentagen mit Passagieren unterwegs, um die Gegend auf Fahrrädern zu erkunden. Wir haben uns mit dem sympathischen und energiegeladenen Crewmitglied auf der AIDAnova getroffen. Im Interview der Woche erzählt er, wie es ist, auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten und wie es überhaupt dazu kam.
Herr Güldner, Sie sind jetzt 20 Jahre alt, die AIDAnova ist das erste Schiff, auf dem Sie beruflich sind. Waren Sie davor schon auf Kreuzfahrten?
Ich war das erste Mal 2013 privat auf Kreuzfahrt, damals mit der AIDAluna. Ich war mit meiner Family eine Woche unterwegs. Wir sind von Hamburg nach Norwegen. Das war die erste Reise und die hat mich schon so fasziniert. Eigentlich war meine Schwester damals ausschlaggebend. Sie wollte das unbedingt machen, darum haben unsere Eltern schließlich gebucht. Dann kamen noch diverse andere Kreuzfahrten, MSC war auch mit dabei. Letztes Jahr war ich mit meiner Mutter auf der Queen Mary 2, als Geschenk zum Abitur.
Und wie kam es dazu, dass Sie sich für einen Job bei AIDA beworben haben?
Mich haben die Reisen so begeistert und fasziniert, dass ich mir gedacht habe, das möchte ich auch beruflich einmal machen, wenn’s klappt. Seit etlichen Jahren hat mich das schon fasziniert und vor allem auch interessiert.
Was daran ist für Sie der interessanteste Aspekt?
Das Meer. Ich bin allgemein so ein Wassermensch, ich bin unheimlich gern am Meer oder am See. Mein Sternzeichen ist Skorpion, vielleicht hat das damit zu tun. Die Schiffe, die Weite – das fasziniert mich. Außerdem hatte ich direkt nach dem Abi auch keine andere konkrete Idee. Da habe ich gedacht, ich probiere das aus.
Wie lang dauert es vom Moment der Bewerbung bis man dann tatsächlich am Schiff ist?
Das kommt ganz drauf an, für welchen Bereich man sich bewirbt, wie alt man ist – da spielt Vieles mit. Das kann man pauschal nicht sagen. Bei mir ging es relativ fix. Da hatte ich Glück. Ich hatte im September meinen Bewerbertag und bin dann Ende Oktober schon aufs Schiff gekommen.
Bewirbt man sich konkret für eine Stelle oder eher für ein Schiff?
Beim ersten Vertrag kann man sich nur auf eine Stelle bewerben, nicht direkt für ein Schiff.
Nun sind Sie im Oktober schon aufs Schiff gekommen, die Jungfernfahrt war dann aber erst im Dezember. Was macht man in der Zwischenzeit?
Man hilft mit, das Schiff einzuräumen, man bereitet sich vor und lernt alles kennen. Wir haben zum Beispiel die Fahrräder an Bord gebracht und ausgepackt, zusammengeschraubt, alles richtig eingestellt, anderen Bereichen geholfen. Wir haben auch den Shop mit eingeräumt… Es gibt immer was zu tun. Wenn ich so auf die Werft-Zeit zurück schaue, war das schon eine schöne Zeit mit vielen Erinnerungen und lustigen Momenten.
Was ist Ihr Lieblingsort am Schiff?
Das kann ich pauschal nicht beantworten. Was mir persönlich ganz gut gefällt ist das Theatrium. Drei Stockwerke vereint an einem Punkt!
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Relativ zeitig aufstehen, in der Regel frühstücken, dann geht’s zum Räder entladen. Bis die draußen sind, dauert es ungefähr eine Stunde. Dann Ausflug vorbereiten, das Equipment kontrollieren, alles mit nach draußen nehmen, eine Viertelstunde vor den Gästen da sein, die Gäste begrüßen, Einweisung geben, Tour… in der Regel kommt man dann am Nachmittag zurück. Die Fahrräder müssen dann wieder verstaut werden. Am Nachmittag geht’s dann entweder an den Ausflugsschalter oder man wird zu einer anderen Aufgabe eingeteilt.
Haben Sie einen Lieblingshafen, den die AIDAnova anläuft?
Wo es mir sehr gut gefällt, sind Fuerteventura und Teneriffa. Die zwei Inseln gefallen mir mit am besten. Es ist aber nicht ein Ort, sondern die Gesamtheit, die mich beeindruckt. Spanien und Portugal – das gefällt mir sehr gut.
Gibt es etwas, das Sie immer dabei haben, wenn Sie selber auf Urlaub fahren?
Mein Smartphone! Und das, was man halt sonst noch so braucht. Wäsche. Lust! Abenteurfreude! Das nehme ich auch mit!
Was regt Sie so richtig auf, wenn Sie unterwegs sind?
Wenn ich mir Mühe gebe, etwas zu erreichen und es passiert das genaue Gegenteil.
Lernt man, wie man mit Kreuzfahrtgästen umgehen soll? Gibt es eine Art Guest Relations Schulung?
Es gibt ein Safety Training, das man entweder in Hamburg oder Rostock machen kann. Da wird man eine Woche speziell geschult auf die Zeit, die einen an Bord bevorsteht. Alles, was Sicherheit anbelangt, das Verhalten an Bord – da wird man gezielt darauf vorbereitet. Übers Internet gibt es dann noch ein paar so Lernkurse.
Der erste Vertrag ist immer für 6 Monate, und dann kann man verlängern?
Ja, genau. Es kommt dann darauf an, wo man hin will, wo das Zielgebiet ist. Man kann dann angeben, wie lange man verlängern möchte. Ab dem zweiten Vertrag hat man ein bisschen Einfluss darauf, wie lang der Vertrag läuft und wo es hingehen soll.
Ihr Vertrag läuft noch bis April. Kommen Sie wieder?
Aus momentaner Sicht: Ja! Es gibt nichts, das dagegen sprechen würde. Ich würde gerne in die Karibik, das wäre mein Highlight. Aber eigentlich ist das zweitrangig, das Schiff ist ja auch schon eine Destination.
Hatten Sie Heimweh?
Am Anfang schon ein wenig, aber das ist dann ganz schnell wieder verschwunden. Meine Familie gibt mir sehr viel Bestätigung, dass es richtig ist, was ich mache und nichts verpasse.
Kann die Familie zu Besuch kommen?
Ja, das geht. Ich erlebe das auch immer wieder bei Kollegen, dass Familie oder Bekannte an Bord kommen. Bei mir ist es bis jetzt nicht geplant, aber ich lasse mich überraschen. Bis jetzt ist noch nichts geplant, aber vielleicht passiert es ja noch.Michael Güldner
Wie ist das Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit?
Je nachdem, wie es der Dienstplan erlaubt, hat man mal einen halben Tag frei. In der Zeit kann man dann von Bord gehen, sich selber die Stadt anschauen, sich an Bord ausruhen – das ist oft der Fall. Prinzipiell arbeiten wir aber jeden Tag einige Stunden, aber das ist kein Problem. Das weiß man ja auch von Anfang an.
Wie ist es im Crewbereich? Wird dafür gesorgt, dass einem nicht langweilig wird?
Wir dürfen die öffentlichen Bereiche benutzen, solange wir unser Namensschild tragen. Für die Crew gibt es aber auch eigene Bereiche, zum Beispiel ein kleines Fitnesscenter. Da lässt es sich durchaus auch aushalten.
Gibt es ein Ziel, das ganz oben auf Ihrer Bucket List steht?
Die Karibik und der Indische Ozean, das will ich mit eigenen Augen sehen.
Was sagen eigentlich Freunde zu Ihrem Job?
Man hat nicht so viel Zeit, Kontakt zu halten, ehrlich gesagt. Es ist auch ein bisschen schwer, wenn man in dieser Welt hier lebt. Es gibt soviele Eindrücke und Informationen – da ist es manchmal schwer, sich in die Welt daheim hineinzuversetzen. Klar, man schreibt und pflegt Kontakte, aber manchmal ist hier so viel los, dass es schwierig ist.
Verstehen die, dass das ein Job und kein Urlaub ist?
Ja, das schon. Aber klar, wenn ich Bilder nach Hause schick dann hör’ ich schon: “Oh, geht’s dir gut! Du kannst das ja genießen!” Und ja, das kann man. Aber man muss auch die Arbeit dahinter sehen. Früh aufstehen, viel im Einsatz sein – es ist viel Arbeit mit positiven Nebeneffekten. Michael Güldner
Was sollte man als Gast auf der AIDAnova unbedingt machen? Michael Güldner
Einen Fahrrad-Ausflug, ganz klar! Natürlich mit mir. Und den Klettergarten im Four Elements besuchen. Der ist für alle Altersstufen geeignet.
Wie lang dauert es, bis man sich am Schiff gut auskennt?
So mindestens zwei, drei Wochen würde ich sagen!
Was würden Sie anderen jungen Menschen raten, die über eine Karriere am Schiff nachdenken?
Macht das, worauf ihr Lust habt, was euch euer Herz sagt, was euch euer Gefühl oder der Instinkt sagt! Macht, was euch glücklich macht!