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Ein Traum in Eis

Im Editorial der Woche verrät Claudia Hilmbauer, wieso sie sich wünscht, das Leben sei ein Eislaufplatz.
(c) Claudia Hilmbauer - Editorial eislaufen (c) Claudia Hilmbauer - Editorial eislaufen

Es klingt blöd, aber der Wiener Eistraum, also eislaufen am Rathausplatz, stand auf meiner Bucketlist seit ich zum Studieren nach Wien kam. Es hat 15 einige Jahre gedauert, bis es endlich so weit war. Anfangs wollte ich nicht allein gehen, dann hatte ich mal einige Jahre doch nicht so recht Lust, dann war’s zu warm, dann zu kalt. Wie das halt so ist. Und dann kam Eistraum 2.0 – nämlich die erweiterte Variante. Heuer kann man nicht nur auf Eislaufschuhen durch den ganzen Rathauspark düsen, sondern es gibt auch noch ein zusätzliches Stockwerk. Zum Glück hat mich Kollege und Freund Dieter heuer einfach gezwungen, endlich hinzugehen.

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Ich hab also meine Eislaufschuhe aus dem Keller gekramt und mich auf gemacht, die nächste Eisprinzessin zu werden. Als erst mal der Rost gänzlich von den Kufen abgefallen war, ging das auch halbwegs gut. Manches verlernt man eben nicht so schnell, schon gar nicht, wenn der Lernprozess ein schmerzhafter war (kalt, Blasen, Mama Lulu, Hunger). Es ist schon ein Erlebnis, durch den illuminierten Park zu staksen gleiten, dabei Musik zu hören (“Sweet but a Psycho” – ich fühle mich nur ein bisschen angesprochen) und menschliche Gesellschaft im Mikrokosmos zu erleben.

Schließlich sind beim Eislaufen auf einer relativ kleinen Fläche ziemlich viele Menschen unterwegs. Manche davon ziemlich rasant, manche gemütlich. Einige eher unbeholfen, viele halbwegs koordiniert und manche auf Tonya Harding-Level. Groß, klein, alt, jung, nüchtern, nicht so nüchtern, mit teurem Equipment, mit Eislaufschuhen aus demselben Jahr wie die Kelly Family “Over the Hump”-CD (1995, ich), Touristen und Wiener gleichermaßen. Aber es funktioniert. Es funktioniert gut, es funktioniert sogar reibungslos (es gleitet schließlich!) und alle Beteiligten (bis auf die Kinder am Anfängerplatz, die überdimensionierte Pinguine durch die Gegend schieben und dabei beschämt gucken) haben Spaß dabei. Das Leben sollte viel öfter ein Eislaufplatz sein.

Alles Liebe für diese Woche,