Beitragsbild: Flydime/Wikipedia, Video: Spain via YouTube
Am 23. August ist es wieder soweit: Die Einwohner von Buñol in Valencia, Spanien und zahlreiche Touristen finden sich ein, um sich gegenseitig mit überreifen Tomaten zu bewerfen. Was wie Essensverschwendung klingt, ist es auch. Und es ist auch ein Brauch, den man seit Jahrzehnten feiert. Seine Hintergründe liegen ziemlich im Dunkeln.
Fliegende Tomaten und Chaos?
Auf den ersten Blick erkennt man es wahrscheinlich nicht, aber das Chaos der Tomatenschlacht folgt seit Jahren immer denselben festen Regeln. Pünktlich um zehn Uhr treffen sich die Teilnehmenden auf dem Plaza del Pueblo im Stadtzentrum. Dort steht ein zehn Meter hoher Baum, an dessen Spitze ein Stück Schinken befestigt ist. Die Zuseher feuern die Teilnehmer des “Pablo Jabón”, was übersetzt soviel wie Schinkenstürmer heißt, an. Die versuchen, auf dem eingeseiften Baumstamm nach oben zu klettern und das Stück Schinken zu ergattern. Im Prinzip ist es aber egal, wer der glückliche Sieger ist, denn der Schinkensturm ist nur der Auftakt zum eigentlichen Tomatenfest.
Die Spielregeln von La Tomatina
Sobald die Kirche am Platz elf Uhr schlägt, versorgen Lastwagen die Tomatina-Teilnehmenden in der Innenstadt mit tausenden überreifen Tomaten. Diese werden in den Händen zerdrückt oder nach anderen Teilnehmern geworfen. Schnell verwandelt sich die Stadt in ein rotes Meer aus zerquetschten Früchten und lachenden Menschen. Es ist laut, es ist lustig, es ist kurz: Denn nach einer Stunde ist die Tomatenschlacht vorbei; nach zwölf Uhr darf man keine Tomaten mehr werfen. Dass im Anschluss an die Schlacht alle zusammenhelfen, um Buñol wieder sauber zu schrubben, ist Ehrensache. Das Fest ist damit aber längst noch nicht vorbei. In der Nachbarstadt Valencia gibt es After Show Partys.
Unklare Ursprünge von La Tomatina
Wann genau das Spektakel seinen Ursprung hat, bleibt im Dunkeln. Denn über die Entstehungsgeschichte weiß man nicht viel. Klar ist, dass man die Tomatina seit 1945 feiert. Das Fest ist aber mit ziemlicher Sicherheit nicht religiös oder politisch motiviert, die Entstehungsgeschichten reichen von Jugendlichen, die Straßenmusikanten mit Tomaten bewarfen bis hin zu einer Dorfrauferei am Rand des Marktes. Woher der Brauch letztlich kam, weiß man zwar nicht. Dass es ein unglaublicher Spaß ist, steht aber fest.
Seit 2013 dürfen nur noch mit Tickets mitmachen. So will man die Teilnehmendenzahl auf halbwegs managebare 20.000 Menschen begrenzen. Tickets werden in unterschiedlichen Packages verkauft, so gibt’s ab 20 Euro ein Ticket, das nicht nur die Teilnahme an der Tomatenschlacht inkludiert, sondern auch Sangría und Paella. Werden mehrere Tonnen Früchte zum Spaß durch die Gegend geworfen, ruft das natürlich auch Kritiker und Kritikerinnen auf die Barrikaden. Seitens der Tomatina-Veranstalter wird man nicht müde zu versichern, dass man nur mit bereits halb verrotteten Früchten, die den Weg ins Supermarktregal sowieso nicht genommen hätten, wirft. Nebensatz: Die flutschen auch besser und zerplatzen schöner.
Zur Tomatina nach Spanien
„Wer jetzt neugierig geworden ist und das Tomatenspektakel einmal live miterleben möchte, sollte sich vorab gut informieren“, so die Reiseexpertin Birgit Dreyer von der Europäischen Reiseversicherung (ERV). „Um die Sicherheit des Straßenfestes zu gewährleisten, gibt es einige Regeln zu beachten.“ Die Teilnehmer sollten die Tomaten vor dem Werfen mit der Hand zerdrücken und nicht zu hart werfen, damit es beim Aufprall zu keinen Verletzungen kommt. Aus diesem Grund ist das Mitnehmen von harten und schweren Gegenständen wie etwa Flaschen verboten. Auch den Abstand zu den Lastwagen sollten Besucher zu ihrer eigenen Sicherheit einhalten.
Das Endsignal ertönt um zwölf Uhr, dann gilt es als Ehrensache keine Tomaten mehr zu werfen. Reisenden, die selbst an der Tomatina teilnehmen möchten, rät Birgit Dreyer zu festem Schuhwerk. Flip Flops oder Sandalen gehen auf dem glitschigen Untergrund schnell verloren. Als Outfit empfielt sich am besten ein altes weißes T-Shirt. Oder an heißen Tagen einfach nur Badekleidung. Auch eine Taucherbrille gehört unbedingt ins Gepäck, denn die Säure der Tomaten brennt sehr schnell in den Augen. Ratsam ist es außerdem, sämtliche Wertgegenstände in der Unterkunft zu lassen. Wer ganz sicher gehen will, bucht am besten auch noch ein RundumSorglos-Paket bei der ERV – so lässt sich besonders ausgelassen feiern.