Ich bin ja jemand, der findet: zu Fehlern sollte man stehen. Fehler sind nur dann peinlich, wenn man sie nicht eingesteht oder versucht, sie zu vertuschen. Dabei ist es egal, ob es sich um (gefühlt) große oder kleine Misskalkulationen, Fehlverhalten oder um Ähnliches geht. Leichter ist natürlich, bei den kleinen zu beginnen. Ich mach’ mal den Anfang. Und erkär’ auch gleich, was das mit der Marillenblüte in der Wachau zu tun hat.
Zu Beginn des Jahres hatte ich groß getönt, jedes Monat mehr Kilometer zu laufen als im Vorjahr. 2020 habe ich insgesamt laufend etwas mehr als 1200 Kilometer zurückgelegt. Und die sollten es auch heuer wieder werden. Der Jänner lief gut. Der Februar lief gut. Der März lief gut. Das heißt, bis ich Mitte März einen Blick auf die März 2020 Statistik warf und feststellte: 135 Kilometer sind zu schlagen. Ich lief. Und lief. Und lief. Es war arschknapp. Bis zum 30.03. schaffte ich immerhin 125 km. Dann, als mich nur noch ein Lauf vom Glück trennte, musste ich eine unfreiwillige Pause einlegen. Manchmal spielt einem das Leben so Streiche. Ich war voll motiviert, als ich dann am 1. April wieder loslief. Aber auch nur, bis ich sah, was ich vom Vorjahr zu toppen hatte: 147,5 Kilometer. Alter. Ohne mich. Ich beschloss also, wieder zum Spaß laufen zu gehen. Die 1200 km schaffe ich auch ohne Quälerei locker. Es war ein Fehler, nicht zuerst nachgeschaut zu haben, bevor ich große Töne gespuckt habe.
Und nun kommen wir auch schon zur Fehlkalkulation vom Wochenende: Marillenblüte in der Wachau. Es scheint, als habe sich am Ostermontag ganz Wien auf den Weg gemacht, um das Hanami der Österreicher zu bewundern. Das Wetter versprach laut App so um die 20 Grad warm zu werden. Außerdem stand Sonne am Plan. Dementsprechend angezogen fuhren wir also in die Welterberegion. Wir und Tausende andere Menschen. Wir betrachteten die Marillenblüte in der Wachau vom Auto aus (eh schön), beschlossen dann aber, etwas abseits wandern zu gehen. Unser Ziel war dann der Jauerling. Da wanderten wir fast alleine, auf jeden Fall komplett ungestört. Wie hatten wir auch annehmen können, am letzten “schönen” Tag vor dem Spätwinter, der noch dazu ein Feiertag war, alleine in einer der meistbesuchten Regionen Österreichs unterwegs sein zu können? Mal ganz abgesehen davon, dass uns das Wetter im Stich gelassen hat und es recht kalt war. Fehlkalkulation: Wetter. Ansonsten waren Ausflug & Begleitung fabelhaft.
Das bringt mich aber gleich zum nächsten Gedanken. Früher, als Kinder, waren wir oft in der Wachau. Dürnstein, Aggstein, Spitz. Sonnenwendfeuer, Wandern am Jauerling, Marillenkirtag und Heurige. Vor wenigen Jahren war ich dann zum Segway-Fahren da. Und damals war es eben nicht so, dass nur Wiener:innen unterwegs waren. Touristenmassen schoben sich durch die Gassen und die Donau entlang. Je nach Jahreszeit waren über 12.000 Touristen pro Tag hier unterwegs. Und jetzt nerven mich schon ein paar hundert Menschen? Ich bin sicher, dass mich dieser Lockdown (der eine, von nur wenigen Wochen “bissi weniger Lockdown unterbrochene) mehr und mehr zu einem menschenscheuen Wesen macht.
Wie geht es euch in dieser Hinsicht?