Der Samstag. Könnt ihr euch noch erinnern? Der eine Tag, an dem schon so etwas wie Frühling herrschte? Naja, zumindest hat es von drinnen, im warmen Bett so gewirkt. Nach einer gemeinsamen Brotback-Session und ein bisschen Arbeiten wollten der Beste und ich daher hinaus und ein wenig die Sonne genießen. Mangels Übergangsjacke zog ich mir selbstbewusst die Lederjacke an. Ich kam damit bis zum Gartentor. Meine Einfahrt liegt im Schatten, da herrschten noch arktische Temperaturen. Also zurück auf Start und Winterjacke überziehen. Dabei die Erkenntnis: ich bin jetzt in dem Alter, in dem man tatsächlich über Übergangsjacken nachdenkt. Und das habe ich an diesem Tag nicht zum ersten Mal getan.
Nachdem der liebe Daniel ja in der Folge 16 von unserem Podcast dankenswerterweise verraten hat, dass es am Wilhelminenberg Spritzwein gibt, war das unser Ziel. Wir wählten den Weg über den Paulinensteig. Der hat es durchaus in sich. Nicht einmal habe ich die verdammte Winterjacke verflucht. Ich tat es aber still und versuchte, eher innerlich zu schwitzen. Wahrscheinlich denkt der Beste, dass ich mir eine seltsame Marotte eingefangen habe, so oft habe ich die Jacke auf und zu gemacht. Oben angekommen war es tatsächlich herrlich. Aus einem Bus im Weingarten wurde Spritzer (natürlich in Fläschchen) verkauft. Irgendjemand hatte Bierbänke zwischen den Reben (mit viel Sicherheitsabstand zueinander) “vergessen”. Wir saßen also in der Sonne, genossen Spritzwein und Aussicht und ich entledigte mich meiner Winterjacke. Das ging jedes Mal so lange gut, bis sich eine Wolke vor die Sonne schob, dann musste ich sie wieder anziehen.
Als ich dann meinem Bruder vom Jacken-Tango und Weingartenbesuch erzählte, war dieser nicht überrascht. “Es ist noch nicht Frühling”, erklärte der mir. “Jaja, ich weiß. Am 20. März erst…” meinte ich. Er grinste nur. Er weiß es nämlich besser. Er hat etwas, das wettervorhersagetechnisch Punxsutawney Phil (“Und täglich grüßt das Murmeltier”) und sämtliche Wetter-Apps in den Schatten stellt: eine russische Landschildkröte namens Webster. Die lebt als völlige Freigängerin auf etwa 2.000 Quadratmeter Garten. Sobald sie im Oktober verschwunden ist und ihren Winterschlaf angetreten hat, ist das kalte Wetter nicht mehr weit. Und erst, wenn sie unter einem Berg Erde plötzlich wieder im Garten hockt, bleibt das Wetter warm. Von Webster ist bisher keine Spur, ich richte mich also schonmal drauf ein, weitere zwei Wochen keine Übergangsjacke zu brauchen.
Euch eine wundervolle Woche
die Frau Hilmbauer