Während ich diese Zeilen schreibe, sehe ich der Kaffeemaschine dabei zu, wie sie sich entkalkt. Noch vor wenigen Wochen war “Mich freut’s nicht, packen” einer meiner Standardsätze. Heute hört man eher “Ist noch immer dieses Corona?” von mir. Vieles hat sich relativiert, vieles hat schon eine ganz neue Bedeutung bekommen. Sehe ich jetzt ein Flugzeug am Himmel, ist das eine Besonderheit. Ich frage mich dann, wer die Menschen sind, die da drin sitzen. Von wo sie zurückgeflogen werden. Und ob sie schon Krankheitszeichen zeigen. Wenn mir jemand schreibt “Was machst du am Wochenende?” muss ich lachen. Statt Kino gibt’s nämlich youtube und selbst das hab ich mittlerweile schon fast durch. Früher galt es als cool, dass ich absichtlich keinen Fernseher habe. Jetzt werde ich dafür bemitleidet.
Ich schiebe meine Sporteinheiten nicht mehr raus. Ich freu mich drauf und dreh jeden Tag (selbstverständlich mit gebührendem Sicherheitsabstand zu meinen Mitmenschen) meine Laufrunde. Wenn ich gewohnte Pfade dabei mal verlasse, fühlt sich das an wie eine kleine Expedition. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal Schminke getragen habe. Am Freitag war ich nach genau 15 Tagen zum ersten Mal wieder einkaufen. Dafür hab ich mich aufgebrezelt, als käme nie wieder eine Gelegenheit fürs Schicksein. Ich telefoniere plötzlich wieder mit meiner Oma. Die ist 89 und versichert mir, dass sie die Kriegsjahre nicht als so schlimm empfunden hätte wie “das hier”. “Damals durfte man sich wenigstens sehen”, meint sie.
Es ist auf einmal irgendwie ganz okay, sich schon mittags ein Gläschen Rotwein zu gönnen und im Jogginganzug zu arbeiten (gut, Letzteres habe ich sowieso immer mal wieder gemacht). Die ist sowieso mittlerweile zu soetwas wie einem Heldenkostüm aufgestiegen. Zumindest, wenn man diversen Instagram-Stories glaubt, die einem unter dem #homeoffice so entgegenfliegen. Seit kurzem interessiere ich mich für Virologie. Und statt eines Rockstars himmle ich Prof. Christian Drosten an. Jenen Virologen, der so gut wie kein anderer komplexe Fragen rund um Proteinspikes erklären kann. So, soweit war das Ganze ja alles halbwegs okay. Aber können wir jetzt bitte dieses Corona endlich abschaffen? Ich will meine Koffer packen müssen und mich drüber beschweren dürfen…
Luxusprobleme, ich weiß. Wie gern hätten wir sie wohl alle wieder zurück.
Bleibt daheim, bleibt gesund,
die Frau Hilmbauer