Als ungefähr im Oktober die ersten Meldungen darüber auftauchten, dass sich die Wachau, genauer gesagt: Dürnstein dieses Jahr ein neues Konzept für den Advent überlegt habe, war das Interesse vieler geweckt. Schließlich ist das kleine Örtchen malerisch wie wenig andere. Und dadurch prädestiniert für einen Ausflug vor Weihnachten. Nun haben wir endlich unsere eigenen Weihnachtsmarkt Dürnstein Erfahrungen gemacht. Unser Fazit: naja. Aber der Reihe nach.
Advent in Dürnstein: Ausgangslage
Die Theorie ist wirklich stimmungsvoll. Die Umsetzung hingegen ließ uns mit einem Kopfschütteln zurück. Oder, um es mit einer hoffnungsvollen Besucherin zu sagen: “Die üben vielleicht einfach noch?” Dass die Parkplatzsituation in Dürnstein immer eine Schwierige ist, wussten wir ja bereits. In Erwartung des Andrangs und weil wir ja doch hin und wieder einen Blick auf Social Media haben, fuhren wir frühzeitig los. Tatsächlich ergatterten wir einen Slot am (kostenpflichtigen) Parkplatz, von dem aus wir den theoretisch kostenlosen (aber in der Theorie Trinkgeld erwartenden) Bummelzug zum Advent in Dürnstein nahmen. Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten, unserer Meinung nach kann man die paar hundert Meter aber auch einfach gehen.


Wir starteten dort, wo der Bummelzug hielt: am Wieser Shop Charlotte au Chocolat, am Eingang des Ortes. Der Start war durchaus verheißungsvoll. Die kopfsteingepflasterte Straße präsentiert sich mit ein wenig Weihnachtsdeko. In den Shops offeriert man Köstlichkeiten zum Probieren, von Schokolade über gebrannte Marillenkerne bis hin zum Schnaps. Schon auf den ersten Metern fällt es uns leicht, Geld in Kalorien umzuwandeln. Am Schloss angekommen, dem ersten Checkpoint des Weihnachtsmarktes in Dürnstein, verwandeln wir dann Geld in Verwirrung.
Eintritt am Adventmarkt Dürnstein
Als Eintritt für die drei “Hauptattraktionen” des Advents in Dürnstein werden € 8,– fällig. Bar, bitte. Nicht wenig für nicht viel. Zumindest unserer Weihnachtsmarkt Dürnstein Erfahrung nach. Mit dem grünen Band, das man erwirbt, erhält man die Erlaubnis, Punsch und Glühwein um € 6,– zu kaufen (bar, bitte) und das Klo des Schlosses um € 1,– (bar, bitte) zu benutzen oder eine Bratwurst zu erstehen. Wer noch ein paar Weihnachtsgeschenke braucht, hat die Wahl zwischen Gartendeko, Hüten, die sich als binär (“Damenmodelle haben wir drin”) verstehen und Kräuterdip. Dazu gab’s am Tag unseres Besuches Live-Musik der nicht-weihnachtlichen Sorte.


Gut, fairerweise muss man festhalten, dass wir die Feuershow verpasst haben. Die war wahrscheinlich im Eintritt inkludiert, doch als die losging, waren wir im Rundweg am Adventschiff gefangen. Das Adventschiff ist die eigentliche Attraktion des Weihnachtsmarktes in Dürnstein. Allerdings auch eher von außen. Das wirklich wunderschön geschmückte und recht große Schiff offeriert eine Stand-Auswahl, die Kindheitserinnerungen hochkommen lässt. Nämlich an die “Gesundheitsmessen” der späten 90er. Wer mag, kauft ein Pendel, eine “Energiepyramide”, Halbedelsteine, Plastikbecher mit bunten Zeichnungen, Zierkissen mit verstörenden KI-Bildern und ungarisches Paprikapulver.


Kitsch und Kulinarik
Am weihnachtlichsten sind da noch die Bienenwachskerzen, zwischendurch die ein oder andere Box mit Keksen und die Einlegesohlen aus Lammfell. Für Kinder gibt’s Schminken – wir vermuten, zumindest das ist im Eintritt inkludiert. Die Freifläche des Schiffs, eigentlich hervorragend geeignet für Glühwein und Co. lässt man ungenutzt. Besuchende fliehen raus, um abzukühlen und Luft zu schnappen sowie ein paar Fotos von der beleuchteten Promenade zu machen.


An ihr reihen sich Essensstände aneinander. Zwischen Waffeln und Langos findet sich unser absolutes Highlight: gebackene Mäuse – so gut, wie sie selbst in unserer Kindheit nicht geschmeckt haben. Das ist unsere top Empfehlung für den Weihnachtsmarkt in Dürnstein. Ansonsten sind da noch Riesenpalatschinken und Bowls vom Foodtruck, der noch den Neustifter Kirtag in Wien auf der Speisekarte angeschrieben hat. Teil drei der Hotspots am Dürnsteiner Advent ist der Hof des Stiftes. Hier versammelt man sich um eine Feuerschale, umstanden von Ständen mit Gemüse, Schaffelljacken und Südtiroler Speck.
Fazit: Advent in Dürnstein
Nach drei Stunden schlendern wir zurück zum Auto, machen nochmal Halt am Klo (€ 1,– mit Karte) und am Parkautomaten (€ 6,–) und fahren zurück nach Wien. Zu zweit hat uns der Ausflug schon ohne Konsumation € 26,– gekostet. Das Konzept, Eintritt zahlen zu müssen, um konsumieren und kaufen zu dürfen, frustriert etwas. Insgesamt ist die Idee, in den beiden Höfen und am Schiff sowie an der Promenade Stände anzusiedeln, eine wirklich gute. Die Kulisse ist nämlich sehr schön. Es wirkt aber ein wenig so, als hätte man bei der Auswahl der Verkaufenden einfach alle genommen, die halt da waren. Besonders viel Weihnachtliches, etwa Christbaumkugeln, Holzspielzeug etc. darf man sich nicht erwarten. Der best Teil ist jener, für den man keinen Eintritt zahlen muss.


Würden wir mit diesem Wissen wiederkommen? Heuer ganz bestimmt nicht. Die Idee, vor allem die Kulisse, hat aber enormes Potenzial. Mit etwas mehr Vorlaufzeit in der Planung und Stand-Akquise könnte da aber wirklich was draus werden. Man darf halt Susis “Ich-mach-mit-Plastikbechern-Dropshipping-Bude” dann nicht mehr nehmen, sondern müsste sich auch ein inhaltliches Konzept überlegen. Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Der Wachauer Advent hat auch nächstes Wochenende noch geöffnet. Am besten, spätestens um 15 Uhr vor Ort sein und bis zum Einbruch der Dunkelheit bleiben.