Zuletzt gab es einen größeren Ausbruch des Vesuv am 17. März 1944. Damals forderte er 26 Menschenleben. Fast genau 80 Jahre später scheint er “reif” für eine Eruption. Richtig besorgniserregend sind allerdings die Vorgänge auf den Campi Flegrei. Ein Vulkanausbruch in Italien könnte weitreichende Folgen haben.
Schwarmbeben bei Neapel
Der Vesuv in Italien gilt als einer der bekanntesten Vulkane der Welt. Denn er ist es, der im Jahr 79 n. Chr. die Stadt Pompeji unter Lava und Asche begrub. Und so für immer konservierte. Zwar steigen hin und wieder Rauchsäulen, sogenannte Fumarole auf, seine letzte Eruption liegt aber fast genau 80 Jahre zurück. Damals forderte er 26 Menschenleben. Aktuell sind keine wirklichen Veränderungen an seiner Aktivität feststellbar. Aber auch das ist außergewöhnlich. Denn vor seinem letzten Ausbruch gab es etwa alle zwölf Jahre einen. Im Grunde hat der Vesuv also schon länger nicht mehr “Dampf” abgelassen. Ein Ausbruch ist überfällig.
Noch mehr Grund zur Besorgnis gibt aber Campi Flegrei. Das Gebiet der sogenannten “Phlegräischen Felder” ist rund 150 Quadratkilometer groß. Die Ansammlung vieler einzelner Vulkane reicht von der Mittelmeerküste bis nach Neapel. Und direkt darauf: etwa eine halbe Million Menschen, die in der “roten Zone” lebt. Sie müssen im Ernstfall evakuiert werden.
Weil das rund drei Tage in Anspruch nimmt, gibt es Schulungen für die Bevölkerung, Notfallpläne und eine ständige Überwachung. Allerdings: Um die betroffenen Menschen in den roten Zonen rechtzeitig evakuieren zu können, benötigt es eine Vorwarnzeit von zwei Wochen. Nun registriert das nationale Insitut für Geochemie und Vulkanforschung (INGV) eine Kette von “Schwarmbeben” und Erdstößen direkt unter den Wohngebieten.
Steht ein Vulkanausbruch in Italien bevor?
Während das erste Beben eine Stärke von 1,5 hatte, nahm die Anzahl und Intensität der Beben letzte Woche deutlich zu. Die Epizentren lagen unter der Oberfläche, meist zwischen 200 und 3000 Meter tief. Einige Beben spürte man auch an der Oberfläche. Ebenfalls bedenklich: Seit November 2005 wölbte sich der Boden um 1,22 Meter. Er ist wie eine Art Deckel auf einem Schnellkochtopf. Noch hält er, die Aufwölbung passierte auch über einen vergleichsweise langen Zeitraum. Aber was, wenn dem nicht mehr so ist?
In drei Kilometern Tiefe befindet sich eine Magmakammer. Sie erhitzt das Grundwasser über sich. Wird der Überdruck hier zu groß, kommt es zu einer preatischen Explosion. Dabei ergießt sich glühend heiße Asche und Gestein auf die Umgebung. Legt sie einen Lavagang frei, kommt auch das noch dazu. Einige Forschende sind der Meinung, die Wölbung sei nicht auf Wasserdampf, sondern auf Lava zurückzuführen. Kommt es zu einer solchen “plinianischen Eruption”, könnte sie verheerende Folgen haben: für Mensch, Tier und Vegetation in bis zu 80 Kilometern Umkreis. Zuletzt brach Campo Flegrei vor 500 Jahren aus.
Die Menschen in der Region geben sich zwischen zuversichtlich und fatalistisch. Während einige der Dinge harren und auf die rechtzeitige Warnung durch Fachleute hoffen, packen andere bereits ihre Koffer. Ob – und wie weit – sie sich in Sicherheit bringen müssen, ist unklar. Als der “Supervulkan” vor 40.000 Jahren ausbrach, flogen Asche und Gestein bis nach Ägypten und Russland.