Lang vorbei die Zeiten als die Vertretenden der asiatischen Küche in Wien mehr oder weniger aus chinesischen Lokalen mit österreichischem Kolorit bestanden. Und das ist gut so, wie wir finden. Zugegeben, Frosch fanden wir nicht auf der Karte, der ist in unseren Breiten aber vermutlich nicht so einfach an die Frau oder den Mann zu bringen wie in Saigon – doch das ist eine andere Geschichte. Abgesehen davon aber wurde das Vin Restaurant unserer Erwartungshaltung als das vielleicht authentischte vietnamesische Lokal in Wien mehr als gerecht.
Stil & Ambiente
Das Vin-Restaurant ist im schönen Währing auf der immer hipsteresker werdenden Währinger Straße unweit des Aumannplatzes beheimatet. Und so verwundert es eigentlich auch gar nicht, dass das Interieur schlicht und minimalistisch daher kommt. Ganz im Stile eines modernen Imbisses. Blaue Wände mit einigen vietnamesischen Bildern und Postern geziert, und dazu Wanda dezent im Hintergrund über die Lautsprecher laufend. Ein Mix, der auf schräge Art durchaus passend ist, und klarstellt: Hier soll möglichst wenig, am Besten überhaupt nichts, vom Essen ablenken. Das internationale Publikum macht deutlich, dass hier tatsächlich unverfälscht nord-vietnamesisch gekocht wird. Ein Faktum, dem die etwas abgelebten Stühle nichts anhaben können.
Speisen und Getränke
Als Vorspeisen wählten wir Frühlings– und Sommerrollen sowie den Papayasalat. Die hausgemachten veganen Springrolls überzeugten mit angenehmem Crunch und erfrischend anderem Geschmack als der übliche Einheitsbrei dieser Gattung. Die sommerlichen Verwandten im Reispapier wurden in der ebenfalls veganen Variante mit Bio-Avocado getestet und für gut befunden. Besonders angenehm war die wohltuende Minz-Note. Das Highlight des ersten Gangs stellte aus unserer Sicht aber der grüne Papayasalat dar. Mit feiner Schärfe und wohltuendem Biss der Sprossen harmonierte er perfekt mit den frittierten Frühlingsrollen.
Dazu gönnten wir uns gutes aber naturgemäß leichtes Saigon und Hanoi Bier. Alternativ gibt es einige Fruchtsäfte zur Wahl und eine kleine, aber durchaus gut sortierte Weinkarte, die vor allem den österreichischen Klassikern wie Artner oder Tement Rechnung trägt.
Phở, die traditionelle vietnamesische Nudelsuppe, nimmt selbstverständlich auch auf der Karte des Vin Restaurants einen zentralen Platz ein. So ist sie in den Varianten mit Enten-, Rind- und Hühnerfleisch oder aber auch vegetarisch wie von uns gewählt mit Tofu zu haben. In ambitionierter Größe wird die feine Suppe von der sehr freundlichen Mitarbeitenden serviert. Ganz so, wie wir es auch aus Vietnam selbst kennen, wird mit Kräutern nicht gespart. Und zusätzlich gibt es noch Sprossen und Petersilie zum Nachlegen extra dazu.
Die Wahl der zweiten Hauptspeise fiel auf Ga Xien Nuong. Für diejenigen, die des Vietnamesischen ebenso wenig mächtig sind, wie der Autor dieser Zeilen: Dabei handelt es sich um würzig gegrillte Hühnerspieße, die mit Reisnudeln, Kräutern und Salat zum Selberrollen gereicht werden. Ebenfalls sehr gut, auch wenn das Verhältnis Huhn zu Beilagen durchaus etwas mehr auf die carnivore Seite ausfallen hätte dürfen.
Fazit
Ein kleines, aber feines vietnamesisches Restaurant, das durch nettes Service, gutes Essen und anständige Portionen zu fairen Preisen zu überzeugen weiß – wir kommen sicher wieder!