Wer denkt, Home-Office sei eine meist langweilige Angelegenheit, der bestellt einfach nicht genug im Internet. Denn nicht nur, was da manchmal ankommt, gibt Anlass zum Wundern. Sondern auch, wie es geliefert wird. Über die Suche nach dem besten Paketdienst in Österreich, über Einfahrten und Auswege, über Zahlen und Fakten.
Wo war ich?
Jeder kennt sie. Die “Wir konnten Sie nicht antreffen” Benachrichtigungen, die hin und wieder im Postkasten liegen. Gut, ist blöd. Dann fährt man halt in den übernächsten Bezirk und holt sein 17 Kilo schweres Paket mit den Öffis nach Hause. Passiert. Da kann man sich höchstens darüber ärgern, dass man einen wichtigeren Termin hatte als jenen mit dem Paketzusteller. Machen kann man aber wenig, außer: Beim nächsten Mal halt daheim sein. Würde man meinen. Die Berichte über Menschen im Home-Office, die den ganzen Tag über mit Blick Richtung Gartentor am Schreibtisch sitzen oder nur einen Meter von der Klingel entfernt ihren Laptop in der Küche aufgeklappt haben und dennoch “nicht angetroffen” wurden, häuften sich aber.
Während es dem Vertreter der Post durchaus möglich war, die Klingel zu betätigen und die drei Sekunden zu warten, bis der Summer ertönte, schafften es andere Paketdienste jeder Couleur zunehmend seltener. Eine Nachfrage bei der Telefonhotline ergab: “Der Paketfahrer war da, hat laut GPS aber nicht angehalten”. Aha. Und was machen wir da? “Dann muss er morgen eben nochmal kommen”. Äh, ja? Ich bitte darum! Gleichzeitig heißt das aber, dass man sich nochmal einen ganzen Tag nicht unter die Dusche wagt, aus Angst, das langersehnte Klingeln zu überhören.
Das Paket wurde zugestellt!
Wenn man es dann geschafft hat und auf dem Radar eines Paketzustellers gelandet zu sein, kann man zumindest auf eine Art der Zustellung hoffen. Ob man es nun mag, dass die Pakete dann trotz fehlender Abstellerlaubnis einfach über den 2,50 Meter hohen Zaun geworfen werden (Pappkarton; drin: eine Duftkerze im Glas) und dort bei Regen stundenlang vor sich hinweichen (in umweltfreundlichem Naturpapier verpackte Kleidung aus dem conscious clothing Online Store), sei dahingestellt. Das Paket wurde immerhin zugestellt – und wenn es jemand aus dem Wohnhaus fladert, tja. Dann ist das halt Pech.
Die Damen und Herren beim Support, die ja schließlich auch nix dafür können, sind dafür engelsgleiche und geduldige Wesen. Sie versprechen, sich zu kümmern. Und vielleicht haben sie das ja sogar getan. Doch beim nächsten Trip zum Paketabhol-Handy-Asia-Supermarkt wird klar: Es ist ega. Denn dort stapeln sich die Pakete. Die Menschen vom Supermarkt sind überfordert und schnauzen alle an, die den Weg auf sich genommen haben und ihre Pakete gern hätten.
Draußen stehen Paketfahrer aller Firmen, rauchen und schütteln die Köpfe ob der Unfreundlichkeit des Supermarktpersonals. Weshalb sie denn die Pakete aus dem übernächsten Bezirk hier abgeladen hätten – und nicht etwa am 500 Meter vom Zustellort entfernten Paket-Asia-Handyshop? “Der jammert immer so über die großen Pakete, die will er net nehmen. Is’ praktischer so.” Aha. Ja. Für den Paketzusteller. Für meine Nachbarn, die Bewohnenden eines Alters- und Pflegeheims wohl eher nicht.
Suche nach der Antwort
Einzelfälle? Der Blick auf sämtliche Google- und Trustpilot-Reviews zeigt: eher nicht. Den besten Paketdienst in Österreich scheint es so nicht zu geben. Aber wer ist Schuld daran? Oder was? Sind es etwa wir selbst, weil wir alles schnell und möglichst gratis haben wollen? Sind es fehlende Arbeitskräfte? Ist es das schiere Übermaß an Paketen, die zuzustellen sind? Sind es die Arbeitsbedingungen? Oder ist es die Bezahlung?
In Österreich gibt es seit einigen Jahren einen eigenen Kollektivvertrag für Kleintransporteure. Und dazu zählen die Paketzusteller. Denn Sie sind Angestellte von Sub-Unternehmen, die die Zustellung auf den letzten Kilometern übernehmen. Seit Jänner 2023 beträgt das Einstiegsgehalt dadurch € 1.657,34 pro Monat brutto. Nachtfahrten, Überstunden und Feiertage sind da noch nicht eingerechnet.
Nachgefragt bei DPD
Dass der Job hart ist, bestreitet sicher niemand. Laut Auskunft von DPD Österreich waren 2.500 Menschen im letzten Jahr dafür verantwortlich, dass 66 Millionen Pakete transportiert wurden. In Spitzenzeiten sind das bis zu doppelt so viele wie an “normalen” Tagen. Wir denken an die Cyber-Shopping Wochen im Herbst, an Weihnachten und an den Jänner. Dann kommen nämlich die Rücksendungen und Gutscheineinlösungen dazu. Macht flotte 400.000 Pakete am Tag. Dass es da schonmal stressig wird und die Nerven auch mal blank liegen, ist verständlich.
Als größte Herausforderung der Branche momentan sieht Mag. Rainer Schwarz, Geschäftsführer DPD Austria, Kostentreiber wie Strom und Treibstoff, fehlende Wertigkeit der Paketlogistik im Sinne von “Was nichts kostet, ist nichts wert”, Arbeitskräftemangel auf allen Ebenen und die Forderung nach nachhaltiger Zustellung, die der Kunde oft nicht bereit sei, zu zahlen.
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