Elisabeth Gürtler ist das, was man heute so salopp als “Powerfrau” bezeichnet. Sie organisierte von 1999 bis 2007 den Wiener Opernball, leitete als Vizestaatsmeisterin im Dressurreiten von 2007 bis 2018 die Spanische Hofreitschule, organisierte die berühmte Fête Imperiale acht Jahre lang, und ist bereits seit 1990 erfolgreiche und vielfach ausgezeichnete Hotelmanagerin. Nachdem sie einst die Sacher-Gruppe leitete, ist Frau KR Elisabeth Gürtler nun schon seit mehreren Jahren Chefin im Hotel ASTORIA in Seefeld.
Schon in ihrer Kindheit verbrachte die gebürtige Wienerin viel glückliche Zeit hier in Tirol. Ihr Vater baute im Ort das erste Hotel mit einem Hallenbad. Erlebt hat die “Grand Dame” der österreichischen Hotellerie, wie sie oft – zu Recht – genannt wird, schon viel in ihrer Karriere. Doch mit einer Situation wie der aktuellen war auch sie zum ersten Mal konfrontiert. Im Interview erzählt sie uns, wie sie diese Märztage vor einem Jahr erlebt hat und was in dieser schwierigen Zeit Kraft gibt.
Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie im Frühjahr 2020 hörten, dass Sie zusperren müssen?
Wir waren Mitte März sehr gut gebucht und in Vorbereitung auf ein Event, nämlich “Meet the Chef”, bei dem wir insgesamt acht “Köche des Jahres” aus Österreich und Deutschland und zahlreiche Promis erwarteten. Es war eine schreckliche Situation, den eben angekommenen Gästen und auch prominenten Köchen mitteilen zu müssen, dass sie kurzfristig das ASTORIA wieder verlassen müssten. Auch für die ausländischen Mitarbeiter:innen war die Situation schwierig, denn manche wollten aus Angst in den nächsten Wochen nicht mehr nach Hause zu kommen, raschest zurück in ihre Heimat und sind Hals über Kopf abgereist.
War es immer einfach, positiv in die Zukunft zu blicken? Welche Strategien haben Sie für sich persönlich gefunden, um der Ungewissheit bzw. der Krise an sich zu trotzen?
Da man ja zuerst nur informiert wurde, dass geschlossen werden muss, aber nicht wusste, für wie lange, ob und welche Kosten ersetzt werden, wie mit in dieser Zeit geplanten Aktivitäten verfahren werden soll, ob Gäste Schadenersatzanforderungen anmelden können etc. Man ist mit Problemen überfrachtet. Ich bin aber ein prinzipiell optimistischer Mensch, vertraue stark auf mein Improvisationsvermögen und glaube sehr flexibel zu sein und gute Lösungen zu finden, was in einer solchen Situation sehr hilft. Ich bin übrigens ein großer Verfechter von “laissez-faire, laissez passer.”
Es heißt, einer Krise wohne auch eine Chance inne. Sehen Sie das auch so? Wenn ja, welche Chancen hat die aktuelle Situation für Ihr Haus gebracht? Wie hat sich Ihre persönliche Einstellung verändert?
Ich sehe in dieser Krise die große Chance, dass es zu einem Paradigmenwechsel kommt bzw. auch schon gekommen ist. Es zählen andere Werte! Schneller, weiter, noch ungewöhnlicher… solche Superlative sind vorbei. Man sucht Sicherheit, will dem Gastgeber vertrauen können. Man geht im Urlaub kein Gesundheitsrisiko ein, denkt und entscheidet unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Man entdeckt die Schönheiten der Natur. Regionalität und echtes Brauchtum haben ebenso wie Familie und Freunde an Bedeutung gewonnen. Mein Bemühen konzentriert sich heute nicht mehr darauf unseren Gästen oberflächlichen Genuss zu bieten, sondern auf all das, was der Gesundheit und dem Wohlbefinden nachhaltig zugute kommt.
Dies korreliert auch mit den Werten, für die der Ort Seefeld in Tirol steht – er ist leicht und unkompliziert mit Bahn, Auto und Flugzeug zu erreichen, da er nur 24 km von Innsbruck entfernt ist und punktet durch die Uni-Klinik Innsbruck mit bester medizinischer Versorgung. Mein weitläufiges ASTORIA bietet überaus viel Platz und ist – was mich mit großem Stolz erfüllt – österreichweit bezüglich Hygiene und Sicherheit eines der zwei gemäß ONR 49001 Schwerpunkt Hygiene vom TÜV zertifizierten Hotels. Es bietet also in allen Aspekten zertifizierte Sicherheit. Und zwecks Nachhaltigkeit versuchen wir alle Gäste zu verführen, bei den von uns organisierten und für das Körpergefühl so wichtigen Indoor- und Outdoor Aktivitäten mitzumachen.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn der erneute Lockdown vorüber ist?
Tapetenwechsel und Urlaub sind ein Grundbedürfnis der Menschen. Daher weiß ich, dass wir dann wieder glückliche Gastgeber sein dürfen – und zwar für Gäste, die Urlaub überaus genießen werden.
Was gibt Ihnen Kraft?
Die Überzeugung, dass wir aus der Krise gestärkt und nach kurzer Zeit sehr erfolgreich herausgehen werden! Wir bieten in Österreich mit unseren so vielfältigen, nachhaltigen und auf Naturerlebnissen aufbauenden Toursmusangeboten, getragen von seit Generationen als Gastgeber fungierenden Hoteliersfamilien echte Urlaubserlebnisse, die genau den noch unbewussten Bedürfnissen der Post-Covid Gesellschaft entsprechen. Mein ASTORIA Angebot konzentriert sich auf Gäste, die Genuss und Perfektion in allen Bereichen – also Haubenküche, exklusive Alpinchic Ausstattung, Weitläufigkeit, Individualität & Perfektion im Service verbunden mit In- und Outdoor Aktivitäten und besondeneren Naturerlebnisssen suchen, dabei aber ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis haben, welches sie vertrauensvoll an ihre Gastgeberin überantworten können.
Wie können Sie entspannen?
Bei Spaziergängen mit meinem Hund und mit Familie, beim Besuch von Opern und Konzerten, aber auch, wenn ich liebe Freunde zu einem Abendessen bitte. Elisabeth Gürtler
Worauf dürfen sich die Hotelgäste freuen, wenn Sie wieder öffnen?
Im März 2021 starten wir mit dem Neubau von 7 Suiten, 9 bestehende Suiten erhielten schon ein touch up durch neue Stoffe, neue Altholzböden, modernes Beleuchtungskonzept und Klimaanlagen. Elisabeth Gürtler, November 2020.