Versteht mich nicht falsch. Ich liebe Reisen. Ich wäre am liebsten selbst gerade unterwegs. Ich gönne jedem seine Reise. Aber wenn ich so auf Instagram unterwegs bin und Bilder von jenen sehe, die allen Pandemie-Regeln zum Trotz irgendwo im Süden an einem weißen Sandstrand chillen, dann werde ich schon ein wenig – nunja. “Unrund”, könnte man sagen. Genau dasselbe Gefühl überkommt mich, wenn ich von Feiern “eh nur im engsten Kreis” höre, die bis Mitternacht gehen und bei denen 20 Menschen versammelt waren. Wie egoistisch kann man sein? Menschen wie ich müssen daheim bleiben, weil Menschen wie ihr auf einem Egotrip sind. Ja, Lockdown ist verlängert, Lockdown ist scheiße. Aber es gibt wahrlich Schlimmeres. Und nur, weil wir grad nicht können, heißt es ja nicht, dass wir nie wieder können. Noch ist mir jedenfalls nicht langweilig geworden. Es gibt auch daheim genug zu tun, für jeden.
Als am Sonntag die erneute Verlängerung des Lockdown verkündet wurde, war ich draußen unterwegs. Ich hab’ mir bei einer Winterwanderung in meiner Heimat ein fesches Muskelkätzchen geholt. Geärgert hab ich mich nicht. Wozu Energien auf etwas verschwenden, das ich nicht ändern kann? Oder anders gesagt: Warum etwas einfordern (“Öffnung!”), das potentiell Menschen das Leben kosten könnte? Statt dessen haben wir uns ein Schokoschirmchen mehr gegönnt (Bikinifigur ist grad nicht so dringend), einen Kübel Curry gekocht und davon geträumt, was wir alles tun werden, sobald es wieder geht. Denn ist euch schonmal aufgefallen, wieviel Lust in diesen Gedankenspielen liegt? Verlangen, Leidenschaft, Sehnsucht, Vorfreude: all diese Gefühle mischen sich in Fragen wie: “Wohin gehen wir als erstes, wenn es wieder geht?” Noch bin ich in dieser Hinsicht unschlüssig. Denn einerseits hätte es das Café Schuhmeier, meine Homebase, so richtig verdient. Das war bei Lockdown 1 das letzte vor und das erste nach der Schließung. Da weiß ich, was mich erwartet, ich weiß, was ich bestellen würde.
Andererseits wird es so ein besonderer Moment werden, dass der vielleicht etwas Nobleres verdient hätte. Momentan liebäugle ich mit dem Meissl & Schadn in der Wiener Innenstadt. Ein klassisches Schnitzl sollte es dann sein. Wobei… auch im Ballroom war ich schon länger nicht mehr (die liefern übrigens!). Ich denke noch weiter nach. Und bis es soweit ist, werden wir euch hier wie gewohnt mit ganz viel Vorfreude versorgen. Mit Ideen für eure Bucketlist, mit Dingen, die ihr jetzt trotzdem unternehmen könnt, mit guten Gedanken und schönen Bildern. Denn noch ist unser Leben noch lang nicht vorbei. Der Lockdown ist nur verlängert. Und eines haben wir sowieso in den letzten Jahren verlernt: die hohe Kunst der Vorfreude und des Wartens. Oder habt ihr schonmal auf die Bim gewartet, ohne euch dabei mit dem Handy zu beschäftigen? Wann habt ihr das letzte Mal auf etwas gewartet und euch wie bolle vorgefreut?
Euch eine wunderbare Woche
die Frau Hilmbauer