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240 Minuten

Wenn Rettungsgasse angesagt ist und keiner macht mit, wird die Frau Hilmbauer zur Hyäne.
Megastau Westautobahn Editorial Claudia Hilmbauer Fridays for Future Megastau Westautobahn Editorial Claudia Hilmbauer Fridays for Future

Jedes Jahr im August gibt’s auf der Westautobahn zwischen Wien und Amstetten, Fahrtrichtung Salzburg, mindestens einen Mega-Stau. Ich weiß das, weil ich das Glück habe, immer mittendrin sein zu dürfen. Am Sonntag war es wieder soweit. Ich wollte um 12 Uhr (rechtzeitig zur Grillerei) bei meinen Eltern in Amstetten sein. Beim Wegfahren zeigte das Navi als Ankunftszeit noch 12 Uhr 05 an. So wie immer also: 70 Minuten von Tür zu Tür. Das Drama begann dann schon an der Westausfahrt. Denn kaum war ich auf der Autobahn und um die erste Kurve rum, kam die erste Info vom Navi: Stau wegen Unfall, in 44 km. Zeitverlust: 8 Minuten. Megastau Westautobahn.

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Das ist verschmerzbar. Eine Kurve später waren wir bei der zweiten Unfallwarnung und einem Zeitverlust von 23 Minuten. Dann noch einer. Insgesamt 30 Minuten Zeitverlust. Dann kam ich nach Böheimkirchen und von da an war nur noch schneckenähnliches Weiterkommen möglich. Zu Fuß wäre ich wahrscheinlich schneller gewesen. Denn dann stand ich mal für eine Viertelstunde komplett. Zwischenzeitlich sagte mir das Navi eine Verspätung von 170 Minuten – das sind immerhin fast 3 Stunden – voraus. 240 Minuten Fahrtzeit für 110 Kilometer. Das war aber nicht das Hassenswerteste an der ganzen Situation.

Theorie.

Hassenswert waren die Autofahrer, die sich benahmen, als hätten sie noch nie das Wort “Rettungsgasse” gehört. Oder jedes einzelne der riesigen “Rettungsgasse bilden!” Tafeln zufällig übersehen. Hauptsächlich Männer nutzten die periphäre Rettungsgasse, die wir 70 Prozent der FahrerInnen zusammengebracht haben, als ihre persönliche Überholspur. Und das ist der Moment, wo ich auszucke. In solchen Situationen brülle ich aus dem Fenster und lüfte meinen Mittelfinger gern aus. Oder lehn mich auf die Hupe. Es geht hier schließlich nicht um persönliche Befindlichkeiten. Es geht um Leben. Ich wünsche jedem einzelnen dieser Arschlöcher, dass er nie in eine Situation kommen muss, in der sein Leben davon abhängt, wie schnell Einsatzfahrzeuge am Unfallort sind.

Irgendwann rief ich dann zum ersten Mal im Leben beim Ö3 Verkehrsservice an. “Hallo, da ist die Claudia. Ich steh auf der Westautobahn in Fahrtrichtung Salzburg bei St. Pölten im Stau. Jetzt tät’ i gern wissen, ob die Rettungsgasse abgeschafft wurde, oder ob sich diese Arschlöcher einfach nicht dran halten…” Der nette Mitarbeiter informierte mich, dass ich nicht die Erste sei, die sich in dieser Angelegenheit beschwert und dass er vor wenigen Minuten erst wieder eine Durchsage getätigt habe. Nutzte nur nix. Als ich schließlich in Amstetten ankam, war die Grillerei vorbei, der Griller geputzt und verstaut, meine Stimme weg und mein Mittelfinger müde.

Euch trotzdem einen wunderbaren Start in die Woche,

die Frau Hilmbauer
Megastau Westautobahn