Greta. Ein Mädchen, das gar keinen Nachnamen mehr braucht, weil man sie sowieso kennt. Die Rede ist von der 16-jährigen Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie ist nicht nur die Initiatorin der “Fridays for Future”-Schulstreiks, sondern auch Autorin, Preisträgerin wichtiger internationaler Auszeichnungen und ein junger Mensch mit Visionen. Ein leuchtendes Vorbild für eine heranwachsende Generation. Freitags wurde immer konsequenter die Schule geschwänzt und dafür fürs Klima demonstriert. Klimaschutz rückte dank der Schwedin wieder ein bisschen mehr ins Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Man möchte meinen, dass jeder halbwegs reflektierte Mensch das anerkennen kann. Allerdings: dem ist leider nicht so. Es scheint, als habe vor allem die Generation 50+ ein erhebliches Problem damit. Ist es Neid? Ist es schlechtes Gewissen? Man weiß es nicht. Fix ist aber auch: In dem Alter muss man wahrscheinlich auch nicht mehr so langfristig denken wie die heute 12-Jährigen.
Da wird auf Social Media Kanälen eine 16-Jährige an den Pranger gestellt, die nichts anderes will, als eine intakte Umwelt. Für sich und ihre nachkommenden Generationen. “Jetzt, wo Ferien sind, sind auch die Fridays for Future auf Urlaub…”, “…jetzt sitzen sie alle im Billigflieger nach Griechenland…” liest man da unter anderem. Und das sind noch die harmlosesten Kommentare. Schade, dass erwachsene Menschen eine derart undifferenzierte Meinung haben können. Es mag stimmen, dass der ein oder andere Schüler die Chance nutzte, um sich einen Freitag frei zu nehmen und dafür demonstrierend mit seinen Freunden auf einem öffentlichen Platz – medienwirksam – herumstand. Unterm Strich ist das Motiv egal, es geht um das Signal. Um die damit generierte öffentliche Aufmerksamkeit. Ob das der Beweggrund aller SchülerInnen war/ist, lässt sich naturgemäß nicht sagen.
Zum Nicht-Streiken in den Ferien: Man muss zwischen Streik und Demonstration unterscheiden. Ein Streik ist die Verweigerung von Arbeitsleistung. Die gewonnene Zeit kann man dann in eine Demonstration investieren. Muss man aber nicht. Definieren wir also die Anwesenheitspflicht von SchülerInnen in der Schule als Arbeitsleistung, ist die Verweigerung, dort aufzutauchen ein Streik. In den Ferien gibt es keine Anwesenheitspflicht in der Schule. Daher gibt es nichts, das man verweigern – also bestreiken – könnte. Die Freitagsdemonstrationen gibt es nach wie vor, halt in kleinerem Umfang (Urlaubszeit) und Abends (Hitze).
Damit kommen wir auch schon zum Thema “…dann sitzen sie in Billigfliegern am Weg nach Griechenland…” Ja, auch das trifft wahrscheinlich zu. Aber wenn nur fünf Familien auf Druck ihrer Teenies auf den Billigflug verzichten und dafür mit der Bahn nach Kärnten an einen See fahren, sind das immerhin fünf Familien, statistisch gesehen 20 Menschen. Niemand kann die Welt allein retten. Niemand kann alles auf allen Ebenen perfekt machen. Warum muss es ganz oder gar nicht sein? Statt also diese Kids für ihren Urlaub anzuprangern, könnte man ihnen auch einfach danken. Dafür, dass sie bis auf wenige Wochen im Jahr für mediale Aufmerksamkeit gesorgt haben. Und versuchen, eine Welt zu retten, die ihnen mit mehr als nur leichten Gebrauchsspuren übergeben wird.
Leicht wütend wünsch ich euch eine schöne Woche – vielleicht sehen wir uns am Freitag ja beim Friday Night Skating am Heldenplatz,
die Frau Hilmbauer