Heuer mache ich es wirklich. Seit 2014 der erste Wings for Life World Run veranstaltet wurde, möchte ich bei diesem Charity Lauf dabei sein. Es hat bisher noch nie geklappt. Aus diversen Gründen. 2014 fand ich es einfach cool, war aber noch nie im Leben mehr als die obligatorischen 100 Meter laufen, die wir im Turnunterricht absolvieren mussten (und die ich immer als dramatisch traumatisch empfand). Ich liebäugelte mit der Idee, weil ich das Prinzip so toll finde: Auf der ganzen Welt starten zur gleichen Zeit alle Teilnehmer: LäuferInnen und RohlstuhlfahrerInnen. Eine halbe Stunde nach ihnen fahren Catcher Cars mit einer konstanten Geschwindigkeit (die aber konstant erhöht wird) auf derselben Strecke los. Wer von einem Auto eingeholt wird, ist draußen. Die Person, die als letzte noch läuft – weltweit – ist Sieger. Nur zum Vergleich: Eine zurückgelegte Strecke von 92,14 Kilometern sind derzeit Rekord.
2015 hatte ich die Anmeldung erfolgreich so lange verschleppt, bis es in Österreich keine Startplätze mehr gab. Das war nicht ganz so blöd, weil trainiert hatte ich nicht wesentlich mehr als 2014. Im Jahr darauf lief ich eifrig. Fand aber plötzlich die Teilnehmergebühr zu hoch. Und den Gedanken, in einer Menschenmasse von über 13.000 Menschen zu sein, beängstigend. 2017 war ich am Tag des World Runs in den USA, aber weit weg von einer der Städte, die teilnahmen. 2018 war ich immerhin in Wien an der Startlinie. Zum Zuschauen, Anfeuern und Rucksackhalten von Freunden. Die Stimmung war erhebend und am liebsten wär ich in meinen Sneakers und im Rockerl mitgelaufen, so faszinierend fand ich das alles.
So. Und nun ist 2019. Ich habe mich im September 2018 pflichtschuldigst als Early Bird angemeldet und die Teilnahmegebühr von 60 Euro bezahlt. Ist ja für den guten Zweck. Und immerhin will man 60 Euro auch nicht einfach so versenken. Also betrachtete ich das auch ein wenig als Motivation. Ich habe die Sache ernst genommen. Meine Laufkarriere, die so um 2016 ein bisschen ernsthafter wurde und dann so dahinplätscherte, wurde rechtzeitig wieder aufgenommen. Ich habe trainiert. Ich bin bereit. Das Ziel: 8 Kilometer laufen, bevor das Catcher Car kommt. Das ist leicht schaffbar und entspricht einer durchschnittlichen Zeit von ca. 7 min/km. Da bin ich normalerweise weit schneller. Ich mach mir also keine Sorgen. Außerdem habe ich ja viel moralische Unterstützung. Dachte ich jedenfalls.
Trainingsvideo:
Die beste Freundin ruft an: “Du…. ah. Wegan Wings for Life… gell. Also i renn scho mit. Also wahrscheinlich halt. I bin am Vortag am Abend in Prag, Polterabend von der Susi…”
Der beste Freund erzählt: “Ja, i war eh scho laufen.”
Ich: “Wie oft trainierst du?”
Er: “Ich war schon mal laufen!”
Ich: “Wie?”
Er: “Ja, heuer war i schon amal. Zwei Kilometer, dann hab i umgedreht, weil Game of Thrones war…”
Danke, Leute 😀 Ich erzähle die Geschichte beim Verwandtschafts-Treffen am Ostersonntag. Mein Cousin (28, Triathlet) tröstet mich: “Ich lauf aber mit!”
Ich so: “Oh, cool. Und, wie hast du trainiert?”
Er: “Für den Wings for Life gar nicht speziell.”
Ich: “Wie weit willst kommen?”
Er: “Naja, so 40 Kilometer ist das Ziel für heuer. I war heut auf einem kleinen Trainingslauf, so 35. Das ist sich locker ausgegangen…”
Ich schau’ verstohlen auf meine Sportuhr. Die zeigt als Trainingserfolg für den Sonntagnachmittag an: 1.570 zurückgelegte Schritte. Und die waren traurigerweise die Strecke, die ich beim Mittagessen zwischen Buffet und Tisch zurückgelegt habe…