Koh Samui hat ein Problem – und eine Mission
Koh Samui/Thailand. Die größte Insel des Königreich Thailands ist ein beliebtes Ziel für Touristen. Sandstrände, eine bunte Unterwasserwelt, hervorragendes Essen und das warme Wasser des Golfs von Thahiland locken jährlich mehr als 2,5 Millionen Touristen nach Koh Samui. Die Insel ist wunderschön, keine Frage. Sie hat aber auch mit einem Müllproblem zu kämpfen – eine Tatsache, vor der immer mehr Locals und Touristen ihre Augen nicht länger verschließen. Gemeinsam krempeln sie die Ärmel hoch und machen sich daran, die Insel aufzuräumen. An vorderster Front: die Amerikaner Donna Reiss und Brent Jones.
Pabuk und andere Plastik-Probleme
“Ich habe das Gefühl, es ist meine Pflicht, meinen Teil beizutragen”, sagt Donna Reiss, eine der wohl schillerndsten Figuren Koh Samuis. Die gebürtige Kubanerin, die in Florida aufwuchs und nun ihre Heimat auf der Insel gefunden hat, sprüht vor Energie, Lebensfreude und Tatendrang. In ihrem bunten Atelier direkt am Strand hat sie ein Projekt gestartet, das ihr ein Herzensanliegen ist – und keine Minute zu spät kommt.
Denn schon bei einer kurzen Fahrt über die Insel wird jedem Besucher klar, dass etwas im Argen liegt. Obwohl Koh Samui alles hat, was ein Urlaubsparadies ausmacht, inklusive blauem Himmel, freundlichen Menschen und endlosen Sandstränden, weist es doch einige unschöne Flecken auf. Nicht nur rund um private Häuser und am Straßenrand, sondern immer öfter auch an den Stränden türmt sich Müll. Zum einen ist die Müllverbrennungsanlage seit fast zehn Jahren außer Betrieb, zum anderen schwemmen tropische Stürme, wie zuletzt Ende Januar Sturm Pabuk, Müll an. Und verteilen das, was sich mangels eines funktionierenden Entsorgungssystems angesammelt hat, über die gesamte Insel.
Dazu kommt, dass Thais Fans des bei uns zu Recht geächteten Plastiksackerls sind. Im Seven-Eleven gibt’s zu jedem Sackerl ein Sackerl, in dem ein Sackerl verstaut ist. Und das nicht nur auf Koh Samui, sondern im gesamten Königreich. Mit mehr als ca. 180 Milliarden¹ verwendeten Tüten pro Jahr auf eine Einwohnerzahl von ca. 69 Millionen Menschen² macht das etwa 2.600 Plastiksackerl pro Person und Jahr. Und damit um rund 1.500 mehr, als ein durchschnittlicher Amerikaner³ verbraucht.
Engagement auf mehreren Ebenen
Doch wer meint, die Menschen hier würden untätig zusehen, hat nicht mit dem Willen und Engagement der lokalen Bevölkerung, der Tourismusbetriebe und Touristen gerechnet. Abgesehen von der zeitweisen Schließung von Stränden, um dem teilweise fragilen Ökosystem Zeit zum Erholen zu gönnen, gibt es mittlerweile auch ein generelles Rauchverbot am Strand. So werden zumindest Zigarettenkippen von den Fischen ferngehalten. Außerdem sind für die Umwelt invasive Freizeitbeschäftigungen, zum Beispiel das “Sea Walking”, verboten. Dabei wurden Menschen mit einem Tauchhelm und Gewichten versehen und konnten zum Spaß über den Meeresboden und Riffe hinweg trampeln, um Fische zu beobachten.
Und dann ist da noch Donna Reiss. “Eines Tages ging ich am Strand spazieren und bemerkte Müll. Ich begann damit, ihn einzusammeln, fand aber keinen Abfallbehälter, in den ich ihn geben hätte können”. Die ehemalige Flugbegleiterin bemerkte, dass sich dieser Umstand auf der ganzen Insel fortsetzt. Nirgendwo sind Mistkübel angebracht. Zuerst hat sie den eingesammelten Abfall noch mit nach Hause genommen und dort entsorgt, dann startete sie über Facebook die Suche nach einer Quelle für größere Behälter. Brent Jones, der im Rahmen der Organisationen “Samui Clean” und “Trash Hero” regelmäßig Beach Clean-Ups organisiert, an denen bis zu 300 Personen teilnehmen, meldete sich bei ihr. Er lieferte Donna ihre erste Abfalltonne. Als Künstlerin konnte diese sich aber nicht mit dem eher unauffälligen Blau abfinden. Sie begann damit, ihre Tonne bunt zu bemalen.
Farbenprächtiger Erfolg
Langsam wurde Donnas Tonne bekannt wie ein bunter Hund und erregten immer mehr Interesse. Menschen wollten sie haben, Menschen wollten sie bemalen. Aus der Idee ist mittlerweile ein erfolgreiches Konzept geworden. Brent Jones besorgt die Abfalltonnen, sandstrahlt sie, behandelt sie mit zwei Lagen Grundierung sowie zwei Schichten Untergrundfarbe und liefert sie schließlich an Donna. Diese bringt dann die Outlines der Kunstwerke, zu denen die Tonnen schließlich werden, auf. Bevor die Freiwilligen mit der Bemalung beginnen, sind schon 5 Arbeitsstunden vergangen. “Jeden Mittwoch kommen die Volunteers zum Malen. Wir arbeiten den ganzen Tag, mittags gibt es dann veganen Lunch, den ich selbst zubereite”, erzählt Donna, in deren blonder Mähne goldene Fäden in der Sonne glitzern. “Mittlerweile ist eine eingeschworene Gemeinschaft entstanden, die von Freundschaft und einer starken Vision geprägt wird”, so die ehemalige Flugbegleiterin. Insgesamt fließen mehr als 30 Arbeitsstunden in eine der Abfalltonnen. Sie sind erst fertig, wenn sie von Donna höchstpersönlich ihre finale Lage Glitzer und Lack bekommen haben.
Die farbenprächtigen Abfalleimer stehen gemeinsam mit inspirierenden Schildern auf Thai und English an auffälligen Orten entweder am Straßenrand, auf Stränden und in Resorts. Voraussetzung für den Erwerb ist, dass sich jemand um die regelmäßige Leerung kümmert. Dabei wählen Interessenten entweder aus dem Bestand eine fertige Tonne, aber auch Auftragsarbeiten sind möglich. Derzeit kooperiert Donna mit einigen unabhängigen Restaurants und exklusiv mit der Hotelgruppe Anantara, zu der auch das erst im Dezember 2018 eröffnete Avani+ Samui Resort gehört. Letzteres ist auf einer besonderen Nachhaltigkeitsmission.
Von Grund auf nachhaltig
Im Avani+ Samui sucht man Einwegplastik glücklicherweise vergeblich. Die Strohhalme sind aus Papier, im Zimmer steht Trinkwasser in Glasflaschen bereit. Der Wasserspender in der Lobby wird regelmäßig von Trash Hero aufgefüllt und Gäste werden dazu animiert, wiederverwendbare Wasserflaschen zu verwenden. Selbst die kleinen Behälter für Duschgel, Bodylotion und Shampoo sind aus kompostierbarem Plastik. “Das ist aber nicht genug”, sagt Cindy Denholm. “Momentan suchen wir nach schönen Behältern aus Glas oder Keramik”, erzählt die umweltbewusste Resort Managerin des Avani+ Samui. Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der Hotelkette sind auch Maßnahmen, die die Bevölkerung vor Ort unterstützen, zum Beispiel Stipendien, außerdem legt man Wert auf die Teilnahme an Awareness-Aktionen wie Earth Hour.
Gäste im Avani+ Samui (25 Zimmer, 27 Villen und 6 luxuriöse Strandvillen) urlauben mit gutem Gewissen. Und das, ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Jede der Villen hat ihren eigenen kleinen Pool, es gibt ein hervorragendes Spa, in dem professionelle Treatments geboten werden und hat Küche zum Niederknien. Der Hamburger Chefkoch Kien Wagner legt Wert auf Regionalität und Saisonalität. Drum gibt’s im Januar auch keine Mangos zum Frühstück, sondern frische Papayas (www.avanihotels.com). Koh Samui
Hoffnung auf Veränderung
“Im Grunde beginnt alles bei Bildung”, sagt Donna, deren Optimismus und Tatendrang ansteckend ist. “Darum haben wir zum Beispiel einen ‘bin painting contest’ zwischen zwei Schulen. Trash Hero hat ein Buch gemacht, das Kindern die Umwelt erklärt und ihnen zeigt, wie Müll die Tiere beeinflusst. Ich habe zwei Abfalltonnen mit den Charakteren aus dem Buch bemalt und den Schulen gespendet. Die Kinder lieben sie und alle haben das Buch. Ich glaube fest daran, dass – wenn wir den Kindern dieses Bewusstsein lehren – die Zukunft besser wird.”
Bei ihren Malstunden ist jeder willkommen, meistens sind rund 80 Prozent der Teilnehmer Locals, die meisten von ihnen Frauen. Gegenwind oder Skeptik hat sie für ihr “bin painting project” nie erfahren. “Die Menschen sehen, dass dieses Projekt dazu da ist, um Gutes zu tun. Die Thais sind sehr kreativ und genießen den Prozess sehr.”
Wer die Arbeit der Umwelthelden von Koh Samui aus der Ferne unterstützen möchte, kann das unter einem eigens dafür eingerichteten Spendenlink tun.