Interview mit Thomas Schäfer-Elmayer
Dass gutes Benehmen enorm wichtig ist, nicht nur in Österreich, weiß Benimm-Experte Prof. Dkfm. Thomas Schäfer-Elmayer nur zu gut. Doch nicht nur daheim, sondern auch im Ausland ist es wichtig, sich korrekt zu verhalten. Schäfer-Elmayer, der nicht nur die Wiener Institution Tanzschule Elmayer leitet, sondern auch zahlreiche Vorträge, Seminare und Workshops zu diesem Thema hält, hat selbst 20 Jahre seines Lebens im Ausland verbracht. Nun hat er mit “Der große Elmayer” (erhältlich um 28 Euro) sein neuestes Buch veröffentlicht und erzählt im Interview der Woche, auf welche Regel er gerne verzichtet.
Wie verreisen Sie privat? Lieber Abenteuer oder Luxus? Lieber weit weg oder nah? Pauschal oder individuell?
Das ist sehr unterschiedlich. Abenteuer sind nicht in meinem Programm. Sowohl weit weg als auch Österreich bereise ich gerne – immer individuell. Luxuriös würde ich meine Reisen nicht nennen. Aber ich bin sehr anspruchsvoll betreffend die persönlich-menschliche Servicequalität, egal ob im Hotel oder auf der Skihütte.
Wohin ging Ihre letzte Reise und was war das Beste daran?
Seychellen – erstklassiger Service, angenehmes Klima und leere Traumstrände.
Was ist auf jeder Reise mit dabei?
Die Badehose.
Womit bringt man Sie auf Reisen auf die Palme?
Mit schlechtem Service. Ich trainiere das Personal von Airlines, Hotels, Cateringunternehmen, Kaffeehäusern, Hotelschiffen, Restaurants etc. und bin in meinem Leben mit zahlreichen Airlines unterwegs gewesen und habe in sehr vielen Hotels auf etlichen Kontinenten logiert. Deshalb bin ich besonders frustriert, wenn ich auf Personal treffe, das seinen Beruf nicht ernst nimmt.
Was ist der größte Benimm-Fauxpas auf Reisen?
Respektlosigkeit gegenüber den Menschen im Gastland und Desinteresse an deren Kultur, Sitten und Gebräuchen.
Angenommen, ich bin in einem exotischen Land bei Bekannten eingeladen. Serviert wird Essen, vor dem ich mich ekele. Darf ich ablehnen? Wie komme ich aus solchen Situationen unbeschadet raus?
Bei Bekannten ist es vielleicht möglich, abzulehnen. Es ist aber immer unangenehm und peinlich. Im Business war ich deshalb oft gezwungen, diese Speisen zu essen und sogar die Küche zu loben.
Beobachten Sie – allgemein gesehen – einen Rückgang des guten Benehmens oder sind wir auf dem Weg hin zu wieder mehr Etikette?
Ich fürchte, wir können an dieser Tatsache nicht vorübergehen: Anstand, Respekt, Rücksicht, Wertschätzung, Taktgefühl sind leider vielen Leuten heute zu anstrengend. Viele wachsen ohne entsprechende Vorbilder auf, weil die Erziehungsberechtigten ihre Verantwortung nicht wahrnehmen. Aber, weil viele Menschen diese Entwicklung sehr bedauern, sieht es für mich so aus, als wäre gutes Benehmen immer mehr im Trend.
Gibt es eine Benimm-Regel von früher, von der Sie selbst ganz froh sind, dass diese nicht mehr gilt? Welche?
Im Buch meines Großvaters steht z.B., dass ein Herr beim ersten Rendezvous vor allem nicht auf Hut und Handschuhe vergessen darf.