Höflichkeit und Anstand sind schon etwas Feines, keine Frage. Es gab aber schon Situationen, in denen ich fast die (ganze) Wahrheit gesagt hätte, nur um die Gesichter meiner Gegenüber zu beobachten. Ein paar Beispiele gefällig? Also:
Afrika, Safari. Rein männliche Pressegruppe & ich:
“Können wir bitte versuchen, eine Toilette zu finden? Ich müsste da mal meine Menstruationstasse leeren und mag das nicht hinter einem Busch tun…”
Nobelrestaurant, zwei Michelin-Sterne, Koch, Kollegen & ich:
“Dieser Tropfen Wasser, der nach Erbse geschmeckt hat und auf eurer Karte ‘Confit von Pisum sativum’ heißt, war nicht gut. Mich ekelt’s außerdem vor Jakobsmuscheln. Kann ich eine Pizza haben?”
Pizzeria-Eröffnung, Besitzerfamilie, Pressegrupppe:
“Kann ich eine Jakobsmuschel haben? Damit ich den Geschmack der Pizza wieder loswerde.”
Wellnesshotel, zum Paar, das im Ruheraum neben mir liegt und stolz das eigene, herumschreiende, Kind betrachtet:
“Ihr Kind ist ja speziell. Später wird es sicher einmal ein ganz großer (Arsch).”
Sales-Meeting, Hoteldirektor & ich:
“Ihr Atem riecht noch schlechter als die Zimmer oben.”
Hotelführung, Rezeptionistin & ich:
“Ja, sehr nett. Also damals in den 70ern war das sicher der totale Renner…”
Warum ich das erzähle? Weil ich gerade in einer Südtiroler Apotheke stehe. Die Dame, die mich berät, ist Nonne. Sie guckt ganz erwartungsvoll und will hören, wie ich mir die Blasenentzündung zugezogen hab, wenn ich doch gar nicht schwimmen war…
Eine ehrlich lustige Woche wünscht