Ich kann mich nicht entscheiden.
Kofferpacken gehört zu jenen Dingen, die ich nicht mag. Ich mag das so sehr nicht, dass ich soweit gehen würde, dieses Nichtmögen als Hass zu bezeichnen. Man sollte zwar annehmen, dass ich da inzwischen ein bisschen Übung drin hab, aber die Häufigkeit, mit der ich mich dieser Tätigkeit hingebe (n muss), ändert nix an meinen Gefühlen. Und so richtig gut können tu ich’s auch nicht. Daheim komm ich beispielsweise mit einem paar Schuhe durch 90 Prozent der Anlässe; für einen dreitägigen Wellnessaufenthalt packe ich aber vier verschiedene Paar Schuhe ein. Warum, ist mir schleierhaft. Als ob ich mich tatsächlich dazu aufraffen könnte, nach dem Frühstück eine Bergtour zu starten, wenn ich doch genausogut sofort an den Pool gehen könnte… Ha!
Ehrlicherweise weiß ich nicht, was ich weniger mag: Kofferpacken oder Wurzelbehandlung. Vor kurzem stand beides in einer Woche an, ich hab also den direkten Vergleich. Wahrscheinlich hat meine Abneigung, Unfähigkeit und Unentschlossenheit in Sachen Gepäck mit der “Fear of Missing Out” zu tun – der Angst, etwas zu verpassen. Könnte ja sein, dass ich genau DAS eine Teil nicht mitnehme, das ich unbedingt brauche, um auf der Reise x zu tun (mir fällt ja eh nichtmal was ein). Diese Fear of Missing Out hat mich letztens auch um 5 Uhr 30 aus dem Bett getrieben. Ich war in einem Beach Resort und hatte gehört, dass der Sonnenaufgang spektakulär sein soll. Ich ziehe mich also schnell an, putze mir die Zähne und kämme mir die Haare (alles etwas nachlässig, schließlich hab ich ja nach dem Sonnenaufgang noch genügend Zeit, mich für den Tag herzeigbar zu machen und so früh sieht mich ja eh keiner…) und lauf durch das halbdunkle Resort zum Strand.
Da stehen schon 20 asiatische Touristen herum und starren auf den Horizont. Ich stell mich dazu und starre mit. Es ist 5:37. Nach 5 Minuten fröstle ich. Nach 10 Minuten ist mir kalt. Um 5:54 wird es zwar heller, aber nix passiert. Die Asiaten unternehmen ein paar halbherzige Versuche und fotografieren halt mal das Meer, von dem sich der Himmel nur ganz schwach abhebt. Ich starre weiter. Um 6 Uhr 8 könnte ich schwören, mir Erfrierungen zugezogen zu haben. Geistesgegenwärtig (mit Verspätung halt) konsultiere ich meine Uhr. Die ist schlau und sagt mir, der Sonnenaufgang sei um 5:54 Uhr gewesen. Vor einer Viertelstunde. Und zwar genau dort, wo sich eine riesige, undurchdringliche Wolkenwand aufgetürmt hat. Ich lasse die asiatischen Kollegen weiter starren und mache mich zurück auf den Weg in mein Bett. Natürlich nicht, ohne mich noch fünfmal umzudrehen. Ich könnte ja was verpassen…
Viel Spaß und wenig Wurzelbehandlungen diese Woche wünscht