Roadtrip Namibia: Spektakulärer Roadtrip durch Weite und Wunder.
Atemberaubend. Die Landschaft im Süden Namibias bewegt. Sie fasziniert. Sie erfüllt mit Staunen und Demut. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, kehrt reichlich belohnt zurück – mit unvergesslichen Sonnenuntergängen und Sternenhimmel, mit überraschenden Tierbegegnungen und neuen Freunden. Roadtrip Namibia
Kaum sind wir aus der Sicherheitsschleuse am Hosea Kutako Airport in Namibia getreten, beginnt das Abenteuer Afrika. Unsere zehnköpfige Reisegruppe zerfällt kurzzeitig, die einen versuchen noch auszurechnen, wieviel Namibia-Dollar man vom Bankomat holen soll, während die anderen am Weg zu den Toiletten sind und die Raucher schonmal nach dem Ausgang suchen. Doch einer behält den Überblick: Tutu, unser Reiseleiter, Busfahrer, Arzt, Berater, Bankinstitut, Mechaniker und der Botschafter seines Landes in Personalunion. Er sammelt uns alle ein, verfrachtet unser Gepäck und dann uns in den Bus und strahlt dabei eine Ruhe aus, um die wir ihn anfangs beneiden – von der wir aber bald schon viel in uns selbst wiederfinden sollten. Denn Namibia ist ein Land, das niemanden unberührt lässt. Roadtrip Namibia
Ankommen. Es ist 7:30 Uhr Ortszeit, als unsere Air Namibia Maschine in Windhoek landet. Der zehnstündige Nachtflug war angenehm, dank der kleinen Zeitverschiebung von nur einer Stunde bleibt der Jetlag aus. Wir sind da, aber noch nicht ganz angekommen. Denn noch sind wir zu laut, zu schnell, zu ungeduldig für dieses Land, das man langsam in sich aufnehmen mus. Tutu verfrachtet uns in seinen klimatisierten Reisebus, der für die nächsten 2.738 km unser Zuhause sein wird, und lässt uns erstmal plappern, unsere Reiseunterlagen durchsehen und uns häuslich in unserer Reihe einrichten. Er kennt das. Aber spätestens, wenn er den Flughafen ein paar Kilometer hinter sich gelassen hat, passiert immer dasselbe. Seine Passagiere kleben staunend an den Fenstern. Nach wenigen Kilometern hat uns dieses schonungslos schöne Land fest im Griff. Neben der Straße sitzen Pavian-Familien, Oryxe blicken uns gelangweilt entgegen und riesige Vögel steigen in den Himmel. Und Tutu? Der kennt sie alle. In perfektem Deutsch und mit Engelsgeduld beantwortet er all unsere Fragen zur vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt seines Landes. Roadtrip Namibia
Swakopmund. Was einst ein wichtiger Hafen für Einwanderer aus Deutschland war, ist heute immer noch für viele Besucher die erste Anlaufstelle im Süden Namibias – allerdings nicht für ein neues Leben, sondern als Seebad und für Erkundungen der Wüste Namib. Denn die erstreckt sich auf einer Seite Swakopmunds bis zum Atlantik. Auch wir starten unsere Erkundungen von Swakopmund aus. Mit Tommy von Tommy’s Living Desert Tour (www.tommys.iway.na) machen wir uns auf im Jeep auf unsere erste Safari auf. Tommy verspricht uns Sichtungen der “Little 5” – und er gibt alles dafür, das Versprechen auf die fünf kleinsten Wüstentierchen wahr zu machen. Immer wieder springt er aus dem Jeep, läuft barfuß am heißen Sand herum, wühlt darin und präsentiert uns schließlich allerlei putziges Wüstenleben. Schlangen, Geckos, Vögel… tatsächlich: Die Wüste lebt! Und für sie lebt Tommy, denn der Mann, durch dessen Adern Wüstensand fließt, setzt sich für den Schutz der Flora und Fauna dieser riesigen Sandkiste mit Leib und Seele ein. Dieser Mann ist ein Original, das man erlebt haben muss.
Am späteren Nachmittag unternehmen wir schließlich einen Stadtbummel, schlendern über den kleinen Kunstmarkt und genehmigen uns einen Apfelstrudel im Café Anton. “Sagen Sie den Verkäufern am Markt Ihren Namen nicht!”, hatte uns Tutu geraten. Wer sich nicht an diese goldene Regel hält, kommt schnell in die Verlegenheit, ein Souvenir kaufen zu müssen, in das eiligst der Name geschnitzt wurde. Fürs Abendessen haben wir uns das malerischste Restaurant der Stadt ausgesucht: Wir essen hervorragend im The Tug Restaurant direkt am Meer, mit Blick auf einen flammenden Sonnenuntergang. Während hier Meeresfrüchte und Fisch im Fokus stehen, wird im The Brewer & Butcher, wo wir am nächsten Tag essen, deftiges serviert. Wir probieren uns gleich mal an Oryx- und Kudu-Steak; beides durchaus köstlich. Besonders ist hier aber das Bier, das direkt vor Ort von Braumeister Stefan Koepp gebraut wird. Roadtrip Namibia
Der Süden Namibias besticht durch atemberaubende Weite, durch landschaftliche Vielfalt und faszinierende Wüstenformationen. Ist man auf der Suche nach den “Big Five” sollte man eine Tour in den Norden des Landes wählen.
Sossusvlei, Dead Vlei & Dune 45. Das nächste Highlight unserer Reise ist Sossusvlei. Hier liegt die legendäre Dune 45, die jeder, der damals Windows 95 hatte, als Default-Bildschirmhintergrund präsentiert bekommen hat. Tutu hält den Bus an und wir steigen kurz aus. Es ist noch früh am Morgen, dennoch ist es bereits ziemlich warm. Von der Ferne sehen die Menschen, die das Abenteuer Dünenbesteigung in Angriff genommen haben, wie Ameisen aus. Etwas später schwärmen wir dann selbst aus. Bewaffnet mit Hut, in Sonnencreme gebadet und mit viel Wasser bewaffnet, wandern wir vom Parkplatz bis ins legendäre Dead Vlei, wo die ikonischen schwarzen Kampferbäume sich vor den roten Dünen abheben. Es ist nicht besonders weit und die Neugierde treibt uns an; ein Sonntagsspaziergang kommt aber dennoch mit weit weniger Hitze und Sand daher. Aber: Der Anblick dieses Tals entschädigt uns vielfach. Roadtrip Namibia
Der Abend stürzt uns etwas in Verzweiflung. Vorerst. Denn wir sind im Dune Star Camp einquartiert, noch weiter weg von Zivilisation als das im dünnbesiedelten Namibia sowieso fast überall Gang und Gäbe ist – und haben noch nicht genug Afrika in uns, um uns mit fehlendem Strom und WLAN einfach widerspruchslos abzufinden. Wir murren ein wenig, doch dann sind wir überwältigt. Der schönste Sonnenuntergang erwartet uns, wir blicken kilometerweit in die Ferne. Und nach einem hervorragenden Abendessen und ein paar Cocktails verziehen wir uns in unsere solarbetriebenen Hüttchen, die mit einer riesigen Überraschung aufwarten. Die Betten hier haben Rollen. Und sind dazu gedacht, auf die großen Terrassen geschoben zu werden. Eine Versuchung, der niemand widersteht. Und ein Erlebnis, das uns überwältigt. Über uns spannt sich der schwärzeste Nachthimmel der Welt, Milliarden Sterne sind zum Greifen nah. Jetzt sind wir angekommen, jetzt verstehen wir ein bisschen besser.
Lüderitz & Diaz Point. Die Fahrt geht weiter, vorbei an Köcherbäumen, über Gebirgspässe und durch große, endlos scheinende Weiten. Tutu ist immer noch nicht müde geworden, uns die Unterschiede zwischen Oryx und Kudu zu erklären, er hält den Bus an, um uns eine Schildkröte am Straßenrand zu zeigen, wir rumpeln über Sandpisten und Asphalt; Tutu kennt die Gegend wie seine Westentasche. Selbst ein kleiner Regenguss, der die Luft draußen kurzzeitig abkühlt, ist uns vergönnt. Unsere nächste Station trägt den klingenden Namen Lüderitz. Die kleine Hafenstadt am Südatlantik fasziniert Touristen aus aller Welt. Eine geteerte Hauptstraße führt durch die Hafenstadt am Südatlantik, von ihr zweigen Sandpisten ab. Deutsche Schilder und Straßennamen aus der Kolonialzeit bilden einen interessanten Kontrast zur jungen afrikanischen Republik. Selbst auf einen Spar Supermarkt trifft man hier. Im Sortiment: Landjägerwurst. Roadtrip Namibia
Als Ausflugsziele ausgehend von Lüderitz bieten sich der Diaz Point, Garub und Penguin Island an. Ersteres ist eine kleine muschelübersäte Bucht mit Seefahrerdenkmal und weithin riechbarer Robbenpopulation, in der Nähe von Garub kann man Wildpferde beobachten und auf Penguin Island Pinguine beobachten. Roadtrip Namibia
Kolmanskop & Fish River Canyon. Wer hin und wieder auf Instagram oder Pinterest unterwegs ist oder sich für Geisterstädte interessiert, kennt die Bilder einer Badewanne in einem von Sand gefüllten Raum steht, von abblätternder Farbe und Dünen in Häusern. Die Rede ist von der Geisterstadt Kolmanskop. Seit die Stadt von den (vorwiegend) deutschen Diamantensuchern in den 1930ern verlassen und einfach der Wüste überlassen wurde, hat diese sich die Gebäude der Siedlung wieder langsam zurück erobert. Besucher, die in die 15 Minuten außerhalb von Lüderitz liegende Stadt aus dem frühen 20. Jahrhundert kommen, dürfen alle Gebäude selbstständig erkunden, allerdings werden auch überaus interessante Führungen angeboten, die einen Einblick in das Leben der Bewohner und die Organisation einer derartigen Anlage geben. Am Weg zu unserer letzten Lodge halten wir kurz beim Fish River Canyon. Dieser ist nach dem Grand Canyon in Arizona/USA der zweitgrößte Canyon der Welt. Als wir in der flirrenden Hitze hinunter in den Abgrund starren, können wir nicht glauben, dass dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich hinunter auf mehrtägige Wanderungen begeben.
Kalahari. Wir sind beinahe am Ende unserer Reise angelangt, merken, dass wir die Weite in uns haben. Etwas hat sich verändert. Wir gieren schon längst nicht mehr nach WLAN Hotspots wie die Wildtiere nach Wasserlöchern. Wir sind gelassen geworden, bestaunen die vielfältige Natur still und knipsen weniger Fotos. Wir genießen und lassen die Stille auf uns wirken. Doch dann kommt noch einer dieser Momente, die uns aus den Socken hauen. Wir sind in der Kalahari auf Pirschfahrt, Zebras, Springböcke, Gnus, Kudus und Strauße begegnen uns auch hier wieder. Und dann kreuzen Giraffen plötzlich unseren Weg. Sie lassen sich nicht stören und fressen friedlich von den Bäumen, während wir die Münder kaum zukriegen und Mühe haben, vor Aufregung die Kameras zu fokussieren. Wer Giraffen noch nie in freier Wildbahn gesehen hat, kann sich die Eleganz dieser Tiere nur schwer vorstellen. Roadtrip Namibia
Abschied. Bevor wir uns auf zum Flughafen machen, besuchen wir noch ein Frauenhilfsprojekt in Windhoek. Es trägt den klingenden Namen “Penduka” und gibt Frauen Arbeit und Perspektive. Ca. 660 Frauen arbeiten für die nichtstaatliche Entwicklungsorganisation, darunter auch körperlich beeinträchtigte, in Handwerkberufen. Hergestellt werden dekorative Einzelstücke, Kleidung, Geschirr, Spielzeug und Schmuck. Wir werden herumgeführt und den Frauen vorgestellt, die uns voll Stolz ihre Produkte zeigen. We shop till’ we drop – aber es ist ja für einen guten Zweck. Je näher wir dem Ende des Abenteuers kommen, desto schwerer wird unser Herz. Jeder einzelne unserer zehnköpfigen Reisegruppe hat sich mit dem Afrikanischen Fieber infiziert. Jeder von uns wird früher oder später wiederkommen – das versichern wir Tutu. Dieser lacht und winkt uns zum Abschied. Wir hoffen, er hat unser Versprechen nicht als Drohung aufgefasst… (CH/Fotos: CH)
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