Mountainbiken in Tirol: Zugspitz Arena
Lermoos/Tirol. Wenn dir das Leben während des Lockdowns eine Presseeinladung schickt, machst du eine Reise draus. So oder ähnlich kam es, dass ich mich Ende August zum Mountainbiken in Tirol einfand. In der Tiroler Zugspitz Arena sollten auch Mountainbike-Noobs wie ich lernen, in einem Höllentempo Höhenmeter zu überwinden. Nach unten. Wie das so gelaufen ist, und ob ich wieder auf ein Mountainbike steigen werde? Lest selbst:
Grenzgang: Die Zugspitze
Die Tiroler Zugspitz Arena liegt im Tiroler Außerfern. Der Name sagt’s schon, das ist – je nachdem, von wo aus man sich auf den Weg macht – nicht sehr zentral. Von Wien sind das so um die fünfeinhalb Stunden Autofahrt. Von München allerdings ist man in einer Stunde und 45 Minuten in Lermoos, einer der Gemeinden, die zur Tiroler Zugspitz Arena gehören. Ehrwald, Berwang, Bichlbach, Biberwier, Heiterwang am See, Lähn-Wengle und Namlos sind die anderen. Die Zugspitze ist ein Grenzberg. Der höchste Berg des Nachbarlands (2.962 Meter) ist sowohl von deutscher als auch von österreichischer Seite erreichbar. Ich komme von einer vorangehenden Pressereise nach Salzburg und bin etwa drei Stunden unterwegs.
Die Anfahrt nach Lermoos ist wunderschön. Das Wetter ist ein Traum in Blau und Schafswölkchen, der Fernpass schlängelt sich über Almen und ich sause ihn mit dem Batmobil entlang. Mal wieder bin ich kurz vor knapp da und habe keine Zeit mehr, mich umzuziehen. Im Kleidchen und mit Strumpfhose stiefle ich deshalb zum Abendessen im Sporthotel Unser Loisach, unserem Quartier für das Wochenende. Die Mitreisenden: Ein Bild wie aus dem aktuellen Blue Tomato Katalog. Mir wird ganz mulmlig – ist das das Wochenende, an dem ich final mein Leben lassen werde, einfach nur aus Blödheit? Heimlich checke ich nochmal die Einladung. Ja, da steht tatsächlich: “Wir lernen das Mountainbiken”. Phew. So schlimm kann es dann ja nicht werden. Zwei Duvel später bin ich sicher, dass ich mithalten werde können. Noch ein weiteres belgisches Starkbier und ich kann sogar schlafen.
Vom Pumptrack in die Skill Area
Am Morgen geht’s nach dem Frühstück mit unseren Bike Guides zuerst auf den Pumptrack. Die Räder sind schon hergerichtet und auf unsere Bedürfnisse eingestellt, Schutzausrüstung liegt bereit. Die werde ich brauchen, aber das weiß ich zu dem Zeitpunkt glücklicherweise noch nicht. Am Pumptrack, mein erstes Mal übrigens, läuft es ganz gut. Ein bisschen ist das wie beim Reiten. Gewicht vor und zurück und rein in die Kurven und gib ihm. Oder so. Ich fühl mich quasi eh schon wie ein Pro. Anstrengend und schweißtreibend ist die Sache aber allemal. Als nächstes sollen wir in der Skill Area direkt an der Talstation der Grubigsteinbahn in Lermoos “spielerisch, sicher und spaßorientiert” unsere Fahrtechnik verbessern.
Nun hab’ ich noch keine, also Fahrtechnik. Aber zum Glück gibt’s da ja unsere Bike Guides, die uns Bremsungen üben lassen und in unterschiedlicher Geschwindigkeit über verschiedene Wege und durch Kurven jagen. Auch das macht tatsächlich Spaß. Also zumindest bergab. Hinauf zum Ausgangspunkt zu radeln, ist anstrengend. Ich freu’ mich übers Workout und bin ganz froh, dass mir Tassilo vorab empfohlen hatte, in eine Radhose zu investieren. Das – sagen wir “Sozialleben” – dankt’s. Schließlich kommt der (von den Pros) langersehnte Moment: wir fahren mit der Gondel und unseren Bikes nach oben. Dort trennen sich dann unsere Wege. Tassilo und Anja folgen Elgar auf eine Tour über Fortgeschrittenen-Trails. Martina, Christoph und ich sind mit Alex unterwegs.
Das erste Mal: Downhill am Singletrail
Nun beschränkt sich meine bisherige Mountainbike-Erfahrung auf einfache Wald- und Wiesentrails mit Steigungen im Burgenland-Style. Mountainbiken in Tirol ist definitiv eine andere Liga. Nach ein paar Minuten auf Schotterwegen und verwaisten Skipisten kommen wir am ersten “echten” Singletrail an. Alex, unser Guide, ist ein Techniker. Er will uns bestens auf das vorbereiten, was uns erwartet. Ich kann mir die Flut guter Tipps nicht merken und beschließe daher, es mal langsam anzugehen und einfach zu schauen, was passiert. Ich wage mich über die Kuppe und bin plötzlich mitten drin: in einem Abenteuer, das zu Adrenalinausschüttung pur führt und wahnsinnig viel Spaß macht. Auch wenn das gefühlte Höllentempo objektiv betrachtet wohl eher das Zeug zur Schnecke hat.
Während ich mich so ins Tal stürze (also das ist jetzt tatsächlich wörtlich zu verstehen. Denn der ein oder andere Umfaller bleibt anfangs wohl nicht aus), werden mir die Parallelen zum Reiten immer bewusster. Und Tempo mag ich sowieso. Unten angekommen, sieht man unseren Gesichtern an, wie viel Spaß wir hatten. Wir strahlen mit der Tiroler Sonne um die Wette. Mit jeder Abfahrt steigert sich die Schwierigkeit etwas – oder ist es nur die Erschöpfung, die sich langsam von hinten anschleicht? Als wir zurück ins Hotel Unser Loisach – das als Bike Hotel übrigens hervorragend für Radurlaub gerüstet ist – wartet schon Institution Luc auf uns. Wie ein treusorgender Vater steht er auf der Hoteltreppe mit flüssigen Elektrolyten (Bier) bereit. Ein hervorragendes Abendessen und ein paar Duvel später schlafe ich schon fast im Stehen. Die Ankunft des Muskelkaters verschlafe ich.
E-Mountainbiken in der Tiroler Zugspitz Arena
Am zweiten Tag unseres Abenteuers werden wir mit E-Mountainbikes ausgestattet. Das klingt gemütlich, und das ist es vergleichsweise auch. Also verglichen mit normalen Mountainbikes ist es damit relativ easy, die Trails hochzukommen und quasi zu “wandern”. Verglichen mit einer Gondelfahrt ist es dann aber doch wieder anstrengend. Von allein fahren die Dinger nämlich auch nicht. Das Wetter ist ein atemberaubendes Spektakel. Unten sonnig, doch je höher wir uns hinauf manövrieren, desto mystischer wird es. Der Zugang zum ersten Downhill Singletrail liegt im Nebel. Vielleicht ist das auch ganz gut so. Der hat es schon in sich. Unten angekommen lobt uns Alex. “Anspruchsvoller wird’s nicht mehr. Ihr habt das super gemacht. Schon fast wie Profis!” Zu Glück glaube ich Tirolern prinzipiell kein Wort mehr.
Es geht rauf und runter, über Brücken, durch Bäche und Spitzkehren, über Almwiesen, Waldböden, Wurzeln und Gestein. Mountainbiker können in der Tiroler Zugspitz Arena aus mehr als 100 Strecken und Singletrails die perfekte Tour aussuchen. Einsteiger, Profis, Aufsteiger, Abfahrer, Racer und Genießer kommen gleichermaßen auf ihre Kosten. Mit dem interaktiven Routenplaner auf der Website kann man die perfekte Tour nach Länge, Höhenmetern und Dauer filtern und mittels GPS Daten einfach aufs Handy laden. Das ist durchaus praktisch, denn das Gebiet ist groß. Nach einem weiteren Tag auf dem Mountainbike bin ich happy, trage meine blauen Flecken wie Medaillen vor mich her und habe so den Verdacht, dass ich nicht zum letzten Mal Mountainbiken in Tirol – beziehungsweise in der Tiroler Zugspitz Arena – war.
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Ein paar Tipps zum Schluss
Ausrüstung: Fahrräder und Schutzausrüstung kann man sich in den zahlreichen Bike Shops im Ort leihen. Eine Radhose ist sinnvoll, die bringst du aber am besten selbst mit. Aus Hygienegründen habe ich gern meinen eigenen Helm und meine eigenen Handschuhe mit.
Unterkunft: Das Sporthotel “Unser Loisach” in Lermoos ist perfekt auf die Bedürfnisse von Radlern ausgerichtet. Die Zimmer sind einfach und zweckmäßig, das Essen ist super und Mitarbeiter Luc ein Unikat und eine Perle. Unbedingt Duvel trinken!
Essen & Trinken: Im Restaurant Winelounge gibt’s hervorragendes Essen. Der Cesar Salad ist großartig, ebenso wie die Trüffelpommes und Nudelgerichte.
Bike Guide: Alexander Orasch
Weitere Informationen: www.zugspitzarena.com