Ich liebe die USA. Hat sich jemand über das Land oder die Leute lustig gemacht, war ich bisher immer die erste, die zur Löwenmutter wurde und beides verteidigte. Die Mehrheit kann nichts für ihren Präsidenten, und alle meine amerikanischen Freunde sind genau das Gegenteil von dem, was allgemeine Klischees vermuten lassen. Oder fast alle. “Alles Vorurteile!” – meine Standardantwort auf Aussagen wie “Konsumgesellschaft”, “faul”, “oberflächlich”. In den meisten Fällen würde ich das immer noch tun. Aber während meiner letzten Reise haben die USA und ich uns ein wenig auseinander gelebt.
Es war eine Pressereise nach Florida. Zum ersten Mal erlebte ich die USA nicht vollständig selbst organisiert. Und das hat wahrscheinlich den Unterschied gemacht. Denn sind wir uns ehrlich: Ist man als Österreicherin auf einem Roadtrip in einem fremden Land unterwegs, dann lebt man nicht plötzlich den US-Lifestyle. Mein Bruder und ich blieben durch und durch Ösis. Also, wir haben uns schon angepasst. Aber wir haben nicht dreimal am Tag auswärts gegessen, sondern nur, wenn wir hungrig waren. Da kam es durchaus mal vor, dass wir zum Frühstück Äpfel und Mangos hatten, weil wir vom Vorabend noch so voll waren. Klar, um denselben Preis hätten wir zwar drei Pizzen bekommen, oder ein ganzes Burger Menü. Aber darauf hatten wir halt auch nicht immer Lust. Und “echte” Restaurants wollten wir uns nicht leisten. So, nun aber zur letzten Reise.
Dreimal am Tag Restaurant. An sich liebe ich das ja. Ich mag es, mich hinzusetzen und gutes Essen serviert zu bekommen. Aber was zur Hölle ist mit den Portionsgrößen passiert? Ich bin nicht gerade das, was man einen Spatz nennt, wenn’s ums Essen geht. Aber mit den Resten, die wir während jeder Mahlzeit übrig ließen, hätte man noch fünf weitere Esser locker durchfüttern können. Wir haben natürlich gelernt und an Tag 3 nur noch “kid’s portions” bestellt. Der Kellner schaut ein bisschen indigniert und meint: “But it costs the same!” Wir so: “We don’t care. We just don’t eat that much…” Er dampft ab und knallt uns unsere kaum merklich kleineren Teller vor die Nase. Verschwindet. Und kommt wieder, mit einer Auswahl von 10 Hauptgerichten. “From our Chef. To give you an idea what else we got…” Also wenn mir künftig jemand mit “Wegwerfgesellschaft…” kommt, werde ich nur noch weise nicken.
Eine verschwendungsfreiere Woche wünscht euch
die Frau Hilmbauer