Man soll ja niemals nie sagen – und trotzdem hätte ich nie gedacht, dass ich mich jemals in der Situation befinden würde, in der mich ein kleiner thailändischer Mann mit riesigen Handschuhen anbrüllt und ich auf ihn eindreschen würde. Und genau das ist passiert. Vor kurzem war ich mit einer Journalistengruppe in Thailand, Bangkok genauer gesagt. Der Hotelmanager, selbst ein riesiger Thaiboxing-Fan, hatte uns eine Schnupperstunde aufs Programm gepackt. Wir sind also alle brav hingedackelt, pflichtbewusst halt. Und es war wirklich spannend.
Es war anstrengend und ich denke, ich hab mich gar nicht so schlecht dabei angestellt. Ich bin nicht untalentiert für Thaiboxing, sondern eher zu dumm dafür. Irgendwie klappt bei mir die Verbindung zwischen Händen und Hirn nur beim Tippen. Wenn der Thaibox-Lehrer “Kick, Punch, Upper Cut” schrie, musste ich immer erst ein paar Sekunden nachdenken, was er nun damit meinte. Abgesehen davon, dass ich lange brauchte, bis ich “Avocado” korrekt mit “Upper Cut” übersetzten konnte… Und dann hatte ich Angst, dass ich den armen Mann trete, wenn ich aus Versehen kicke, obwohl er doch die Faust haben wollte oder so. Derselbe Effekt hält mich auch davon ab, David Garrett auf dem Piano zu werden. Ich kann Noten lesen, ich weiß, wo die Tasten sind, aber bis ich die mit meinen Fingerchen dann auch treffe, das dauert meistens.
Auf meine Beinarbeit und Kicks wäre meine Ballett-Lehrerin allerdings ein bisschen stolz gewesen. Die waren nämlich ziemlich gute Grand Jetes… aber die waren halt nicht gefordert. Der Muskelkater am nächsten Tag war ziemlich prominent und protestierte hysterisch, vor allem bei so wahnsinnig anstrengenden Aktivitäten wie “Vom-Bett-zum-Pool-Gehen”. Der Hotelmanager hat selbst auch an der Stunde teilgenommen und eine ziemlich gute Figur dabei abgegeben. Seine Mitarbeiter haben ihn kürzlich inoffiziell zum “heißesten Manager Thailands” gewählt, was vielleicht auch der Grund war, wieso sich besonders viele Angestellte (männlich und weiblich) vor dem gläsernen Thaiboxing-Studio versammelten und plötzlich ganz wichtige Dinge dort zu tun hatten (eine Pflanze gießen, Wasserflaschen bringen, einen Fussel vom Boden aufheben…). Spaß hat es gemacht, das muss ich zugeben. Kennt wer ein gutes Thaiboxing-Studio in Wien?
Ansonsten war Bangkok wie immer – die Menschen waren wahnsinnig freundlich, die Hotels top und das Essen etwas, das mir zwar schmeckt, aber auch körperliche Schmerzen (scharf!) bereitet. Und die Luft war mal wieder von fast greifbarer Konsistenz. Spannend bleibt die Frage, was sich Bangkok zu diesem Thema ausdenkt. Denn auf Dauer wird es für den Tourismus wohl nicht so gut sein, wenn die einzige Maßnahme ist, den Touristen gratis Schutzmasken zur Verfügung zu stellen.
Atmet gleich mal tief saubere Luft ein und startet gut in die Woche,