Hotelchefin Simone Ronacher im Interview
Es gibt kaum einen ernstzunehmenden Wellness-Fan, dem das Thermen- & Spa Resort Das Ronacher in Bad Kleinkirchheim/Kärnten kein Begriff wäre. Immerhin hat das Haus 5 Sterne superior, drei Gabeln vom Falstaff, 4 Lilien vom RELAX Guide und 14 Punkte von Gault Millau. Das Herz und die Seele des Hauses sind die Mitarbeiter und MitarbeiterInnen, allen voran und an vorderster Front mit dabei ist auch stets die Chefin Simone Ronacher. Sie studierte an der Universität Cornell, heuerte schließlich bei Four Seasons in Manhattan an, schaffte es zur jüngsten Empfangsdirektorin in Berlin und pachtete mit 26 den Schlosswirt in Anif. 2002 heiratete sie Hotelier Markus Ronacher. Uns erzählt die quirlige und immer präsente Simone Ronacher im Interview der Woche, wie sie selbst urlaubt und was den Unterschied macht.
Frau Ronacher, Sie arbeiten da, wo andere Urlaub machen. Haben Sie selbst noch Zeit, in Urlaub zu fahren?
Man muss sogar weg! Auch wenn das Ronacher das schönste Paradies ist und ich es so gestalte, dass ich hier gerne Urlaub machen würde, braucht man manchmal Abstand, Zeit für sich selber, für die Liebe, für meinen Mann, für die Kinder.
Und wo schalten Sie selber ab?
Ich mag immer gerne in den Süden. Aber wir machen das so, dass ein Jahr mein Mann aussuchen darf, wo wir hinfahren und ein Jahr ich. Wenn er aussucht, wird’s meistens Kanada, wenn ich aussuchen darf, dann wird’s Meer, weißer Strand, schwimmen, lesen…
Wohin ging die letzte Reise?
Letztes Jahr waren wir tauchen auf den Malediven. Das war wunderschön. Aber ich hab einen Tipp: Noch unberührter und schöner ist Marsa Alam im Süden von Ägypten. Wer anspruchsvoll ist, was das Essen betrifft, sollte dort eher nicht hinfahren, aber wenn man unberührte Natur will, Seekühe, Riesenschildkröten, bunte Korallen – das Schnorcheln dort ist das Schönste, was ich in meinem Leben gesehen habe.
Lieber Pauschalurlaub oder individuell?
Mir ist es am liebsten, wir nehmen ein Auto und fahren von einem schönen Hotel zum nächsten oder von einer schönen Lodge zur nächsten. Da muss man vorher halt schon gut recherchieren, damit man weiß, wo man stehenbleiben mag.
Was ist auf jeder Reise mit dabei?
Mein Mann. Und der Rucksack, den er mir zur Hochzeit geschenkt hat. Der war schon auf der ganzen Welt.
Und besuchen Sie dann auch andere Wellness-Hotels?
Mein Mann versucht zwar, Sachen auszusuchen, die nicht so viel mit uns zu tun haben, weil ich dazu neige, sofort zu schauen, wie andere das machen. Aber ich schau schon immer, ob es was gibt, das auch für unsere Gäste was Besonderes wäre. Aber manchmal kommt auch was Tolles für den eigenen Betrieb heraus, wenn man etwas ganz Konträres macht. Wir waren etwa letztes Jahr in Berlin und haben uns alle veganen Haubenlokale angeschaut. Da gibt es eines, das Down Under, das hat einen Michelin Stern. Da fährt man mit dem Lift in den Keller und isst alles, was unter der Erde wächst. Ich brauche manchmal Schräges, damit ich wieder innovativ sein kann.
Wie hoch ist der Innovationsdruck? Wie oft muss man sich neu erfinden?
Es gibt Dinge, die immer laufend gemacht werden müssen, Renovierungsarbeiten zum Beispiel. Für alles andere muss man selbst kreativ werden. Zum Beispiel die Kulturgastspiele. Die habe ich vor acht Jahren ins Leben gerufen, weil ich mir gedacht habe, ich möchte gern die Nachsaison beleben. Und nachdem ich kulturelle Dinge gerne mag, habe ich mir gedacht: Du hast im Ronacher diese wahnsinnig tolle Luft, dieses Heilwasser, die besten Treatments., das tolle Essen – da brauchst dann nur nach was für den Geist.
Gibt es etwas, womit man Sie auf Reisen auf die Palme bringt?
Unfreundlichkeit geht gar nicht! Und “Nein” auch nicht. Wenn jemand Qualität verspricht und die nicht hält, dann kann ich ganz grantig werden. Es muss immer die Erwartungshaltung erfüllt werden. Wenn am Foto zum Beispiel der Pool ausschaut, als wär er ein Meer und dann ist das ein Minipool, dann geht das gar nicht. Wir versuchen alles zu vermeiden, was ich selber wo anders nicht mag.
Zum Beispiel?
Ich sag unseren Fotografen: Fotografiert’s den Pool so, wie er wirklich ist. Oder das Frühstück. Bei uns kann man bis um 12 Uhr frühstücken, auch am Anreisetag. Da fühlt sich der Gast willkommen. Du bist bei uns nie der Bittsteller. Wir holen dich beim Auto ab und begrüßen dich, dann bringen wir dich zum Frühstück. Und auch wenn danach das Zimmer vielleicht noch nicht fertig ist, weil noch jemand drin war, haben wir 20 Luxuskabinen, wo du alles hast, was du brauchst. Du steigst aus dem Auto aus und bist angekommen.
Was beeindruckt Sie bei anderen Häusern?
Es sind meistens die Kleinigkeiten und vor allem die Mitarbeiter. Für mich als Chefin ist auch nicht wichtig, dass meine Mitarbeiter ein Zeugnis als bester Kellner haben. Ich muss den strahlen sehen! Wenn das jemand ist, der noch nie serviert hat, aber ein riesen Herz und eine Freude dabei hat, dann weiß ich: “Den bringen wir da hin!” Wir sind eine große Familie. Bei uns gibt’s nix, was ich als Besitzerin nicht machen würde. Ich geh die Lobby genauso inspizieren, und wenn am Abend viel los ist, mache ich auch den Toilettencheck. Es ist sich bei uns keiner zu schade für irgendetwas.
Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort im Ronacher?
Die Krypta oben in der Kirche St. Kathrein, dem Ursprung unserer Thermalquelle. Das ist ein ganz magischer Ort. Im Hotel mag ich am liebsten den Solepool.
Wenn Sie den Rest Ihres Lebens an einem Ort verbringen müssten, und es darf nicht das Ronacher sein, wo wäre das?
Kanada. Mein Mann hat mir dieses Land auf eine Art gezeigt, dass ich es sofort geliebt habe. Und würde er sagen: Lass uns dort ein Hotel aufmachen, dann wär ich sofort dabei!