Elon Musk, Jeff Bezos und die anderen Milliardärsjungs streiten sich also darum, wer als erstes zum Privatvergnügen ins Weltall fliegt. Lieb. Aber trotzdem sind sie nur Anfänger. Ich hab’ nämlich am Wochenende eine viel spannendere Reise gemacht. Ich war in der Vergangenheit. Und ihr könnt das auch haben. Es ist ganz einfach. Ihr müsst nur in den Prater gehen. Vielleicht war das in eurer Kindheit ja anders, aber ich kann mich erinnern, dass das “damals” bei uns (wir sprechen von den 90ern) am Land ein Riesending war. Erstkommunionsausflug? Prater! Zehnter Geburtstag? Prater! Firmausflug? Prater! Was haben wir es geliebt – kein Frühling verging ohne heißersehntem Ausflug in die Leopoldstadt. Irgendwann wurde ich dann doch erwachsen, lernte amerikanische Vergnügungsparks kennen und fand den Prater nur noch traurig.
Vor kurzem waren wir dann in ebenjenem spazieren, weil wir ein Burger-Pop-Up besucht hatten (dazu später mehr) und dann die Gelegenheit nutzten, uns ein wenig umzusehen. Viel hat sich getan. Viel aber auch nicht. Und da kamen sie alle, die Geschichten aus meiner Kindheit. Mein Bruder und ich aßen zum ersten Mal einen Cheeseburger bei jenem kleinen McDonald’s Imbissstand neben der Wellenrutsche, den es jetzt nicht mehr gibt. Mein Bruder kotzte seine Firmausflugs-Schweizerhaus-Stelze nach einer Fahrt mit dem Breakdance ins Jack The Ripper House. Ich kotzte bei meinem Firmausflug meine Mini Donuts von dem Standl, das aussieht wie ein Kaffeekännchen (und das es immer noch gibt – wahrscheinlich ist selbst das Frittierfett noch dasselbe …) in einen Mistkübel neben der Wilden Maus (auch die gibt es noch). Wir liebten das Donau Jump mit seinem Finale im Wasserbecken – auch das gibt es noch, es heißt aber mittlerweile anders. Neue Farbe hat auch jemand draufgemacht. “Rebranding” nennt man das wohl.
Es war jedenfalls ein kurzweiliger Ausflug. Und obwohl der Prater vielleicht seine allerbesten Jahre hinter sich hat, liegen seine schlechtesten auch noch in weiter Ferne. Oder ist es eher so, dass der Prater an sich immer gleich bleibt, sich aber die Perspektive ändert? Findet jeder Mensch unter 12 Jahren den Vergnügungspark faszinierend, schillernd, aufregend, großartig? Der Verdacht liegt nahe, denn die Eltern, die überteuerte Luftballons in gigantischen Ausmaßen und Disney-Figuren-Form herumschleppen und gequält lächeln, während sie am viel zu kleinen Ringelspiel die siebte Runde absolvieren, gibt es immer noch. Jetzt interessiert mich vor allem eins: Gibt es einen derartigen Ort auch aus eurer Kindheit? Wo überfluten euch die guten Erinnerungen am meisten?
Nur zu, verratet es mir. Ich bin neugierig.
So long, die Frau Hilmbauer