Dass die Faszination Pop-ups in Salzburg ebenso groß ist wie in anderen hippen Städten der Welt, zeigt sich immer wieder. Kein Wunder, denn für Kundinnen und Kunden bringen sie frischen Wind und wunderbare Shopping-Möglichkeiten, für Unternehmerinnen und Unternehmer ungeahnte Chancen. Wir haben uns in Salzburg umgesehen.
Aufwind für kleine Läden
Keine Frage, im Sommer boomen kleine Läden, die meist nur ein paar Wochen oder Monate da sind: Am Alten Markt, direkt an einem Eingang in die Salzburger Altstadt, haben Birgit Brockbals und Isabel van Rhaden von Spectrum Studios ein alt-ehrwürdiges Geschäftslokal in einen sleeken, modernen Laden für Blazer, Jacken und Mäntel mit innovativen Schnitten verwandelt. Doch die beiden Norddeutschen sind nicht gekommen, um zu bleiben: „Immobilien in Salzburg zu ergattern ist beinahe ebenso schwer, wie an gute Infos zu gelangen. Von den Mietpreisen und dem Finden von gutem Personal ganz zu schweigen“, sagt Designerin Birgit, die ihre ideale Lösung vorerst im Pop-up-Konzept gefunden hat.
Die Gründe liegen für sie auf der Hand: „Wer nur kurz in der Stadt ist, weckt die Begehrlichkeit. Und gerade zur Festspielzeit ist Salzburg mit seinem wertschätzenden Publikum super-interessant für uns.“ Wir sehen also: Ja, Sommer ist Pop-Up-Zeit. Stichworte: Internationalität und Netzwerk.
Pop-ups brauchen ein Netzwerk
Apropos Netzwerk: Ein solches hat Birgit überhaupt erst in die Mozartstadt gebracht. Maria Steffner vom Mesnerhaus in Mauterndorf – bekannt durch Josef Steffners exquisite Vier-Hauben-Küche und ihre umwerfende Gastfreundlichkeit – hat sie auf die Idee gebracht, hier präsent zu sein.
Und weil Maria eine derart passionierte Netzwerkerin ist, kam es, dass bei der Eröffnung des Pop-Ups renommierte Salzburger Namen wie Stefan Scheicher – Pop-up-Partner und Einrichtungsprofi – dabei waren, Volkmar Burgstaller (der Ende der 1980-er mit dem Mesnerhaus den ersten Gastronomie-Spitzenbetrieb designt und nach und nach grandiose Projekte wie den Hangar 7 umgesetzt hat) oder Patricia Fichter von dirndlfit, aufstrebende Designerin, die für den idealen Sitz des Dirndls die Traditionsmode mit Technologie und Künstlicher Intelligenz zusammenbringt.
Pop-up ist Teamwork
Wer auf die Spectrum Studios Homepage klickt, findet derzeit keinen Shop vor. Birgit bietet aktuell nur Limited Editions im Zuge ihres “Secret Relaunch” an. Seit 2013 entwirft sie Verkaufskollektionen, die sie auf den Markt bringt. Im Salzburger Pop-Up findet sich aktuell der Herbst/Winter Drop mit ausgewählten Teilen, wandlungsfähigen Woll-Kaschmir Blazern und throw-on-and-go Essentials. Und weil es gute Tradition ist, sich den Pop-up-Store mit weiteren Unternehmerinnen und Unternehmern zu teilen, kommen mit Utopia & Utility zeitgenössischer Interior-Luxus in Form von filigranen Glasvasen mit Holz-Topping sowie Accessoires wie handgefertigte (Bauch-)Taschen von zA.ell.
Und weil Birgit auf den Pop-up-Geschmack gekommen ist, schlägt sie ihre Zelte nach dem Pop-up in Salzburg (Schluss ist am 31. August) gleich in Wien auf: Von 8.-10. November ist sie mit ihrer Mode im MAK zu Gast.
Pop-up in Salzburg: Ein Trend für viele Branchen
Doch nicht nur in der Mode finden wir im Sommer jede Menge spannende Pop-ups. Gerade für die Gastronomie ist das Konzept essenziell. Beispiel „Das Schrei“: Jakob Schmid und Daniel Reifecker haben sich für ihr Fine-Dining-Lokal in Salzburg-Aiglhof eine Bleibe so richtig ohne Schnickschnack und optische Highlights ausgesucht – anfangs auf Zeit. Dafür knallt, was auf die Teller und in die Gläser kommt. Die beiden sind seit 2021 an ihrem Standort, aus dem Pop-up ist also eine fixe Bleibe geworden. Die Gerüchteküche brodelt allerdings immer wieder auf Hochtouren. Kulinarik-Fans müssen (dürfen?) quasi jederzeit damit rechnen, dass die beiden aus ihrer mittel-charmanten Bude mit Kult-Charakter ausziehen und sich andernorts mit ihrer Spitzenküche endgültig niederlassen.
Mit seiner GustaF. Meat Boutique ist Richard Walkner engagiert unterwegs. Rund 20 Minuten außerhalb Salzburgs setzt er in Faistenau auf artgerechter Haltung und Fütterung; die Fleischqualität seiner Produkte gibt ihm Recht. Richard ist ebenfalls ein Pop-up-Fan. „Ab und zu eröffnen wir auf unserem Parkplatz einen Gastgarten. Den stellen wir in der Früh auf, damit Leute zu uns zum Steakessen kommen können. Das Ganze findet nur zu speziellen Terminen statt, denn dann habe ich genug helfende Hände und die Plätze sind voll.“
Vor zwei Jahren hat die Meat Boutique ihre Türen für Fleischliebhabende geöffnet, dementsprechend wird am 17. August Geburtstag gefeiert. An der Kohle und am Grill steht dann Grillweltmeister Leo Gradl. Auch für September und Oktober ist ein Pop-up-Genuss geplant. Und für alle, die den Weg nicht nach Faistenau finden: Richards Fleisch gibt es auch zu bestellen, er verschickt seine handgeschnürten Pakete.
Sommer ist Pop-up-Zeit: Sesshafte suchen neues Publikum
Trotz ihrer drei feinen Läden voll wunderbarer Schuhe der Marke Bellas Vienna nimmt die Salzburger/Wiener/Münchner Unternehmerin Jeannette Mang in den Sommermonaten an einem Pop-up am Wörthersee (Lindenplatz 3, Maria Wörth) teil. Für sie ist das die perfekte Gelegenheit, um
- nicht die vollen Kosten und das volle Risiko wie bei einem fixen Geschäft zu haben
- Spannung bei ihren Kundinnen und Kunden zu erzeugen, denn: „Wenn etwas nur kurz da ist, steigt der Anreiz, gleich hinzugehen, statt zu sagen ,Ach, das schau‘ ich mir dann irgendwann mal an‘ und vielleicht nie vorbeizukommen.“
- flexibel neue Märkte zu testen – für etwaige zukünftige fixe Läden.
Jeannette: „Ich werde in Deutschland und darüber hinaus in Zukunft weiter Pop-ups machen.“ Und weil die Geschäftsfrau groß denkt, sagt sie: „Auch New York und Paris stehen da auf der Liste!“ Das Pop-Up am Wörthersee in Kooperation mit Theresa Schöffel und ihren tollen Fine Prints Sommerkleidern geht übrigens noch den ganzen August.
Wenn sie sich für einen Standort entscheidet, ist für sie wichtig, dass dieser etwa einige sehr gute Hotels in der Nähe hat und Kundschaft – ebenso wie Einheimische – neugierig ankommen. Um Pop-up-News unter die Leute zu bringen, ist Instagram für Jeannette ein unverzichtbares Tool.