Vor kurzem hat mich das Bedürfnis gepackt, einige Dinge in meiner Wohnung zu verändern. Als ich hier einzog, schrieben wir das Jahr 2015. Damals wollte ich noch jeden Raum so reduziert wie möglich – Hauptsache, weiß und viele leere Flächen. Das war nicht nur praktisch, ich fand es auch ganz schick. Bis vor kurzem. Dann verbrachte ich einige Nächte in wirklich sehr coolen Hotels. Und bei meiner allerliebsten Michi, die kennt ihr von unseren Podcastfolgen zum Thema Namibia und Skifahrenlernen. Michi ist meine Interior-Style-Queen. Ihr Wohnzimmer beherrscht meine Designträume. Und nachdem man es sich für den herannahenden Winter/Lockdown (je nachdem) sowieso gemütlich machen soll, nahm ich das Projekt “Wohnzimmer” vor kurzem in die Hand. Gleich mehrere Faktoren verzögerten allerdings mein Vorhaben drastisch.
Da ist zum einen die Sache mit Papa, Bruder und best friend. Die sind 140 Kilometer entfernt und jene Personen, die mir damals, als ich noch am Land lebte, fix mit Dingen wie Gehrungslade, Säge, Hammer und Ratschlägen innerhalb von 5 Minuten zur Seite standen. Daheim gibt’s eine Garage, die jeden Baumarkt in der Stadt vor Neid erblassen lässt. Mein Vater: handwerklich versiert in allen Belangen. Mein Bruder: auch. Plus: der ist zudem Elektriker, kann also auch Steckdosen wo anders hinverlegen und Lampenschirme aufhängen. Und wenn es dann noch Bedarf für Spezialisten gibt, sind alle nur ein paar Autominuten entfernt: Onkel E. ist ein Tüftler durch und durch, Onkel A. und Onkel FH. kommen mit Bagger und allem Großgerät, das man brauchen könnte, Onkel FS. ist Tischler. Und wenn man – aus welchen abstrusen Gründen auch immer – ein Teil nicht hat, das man braucht, wird der Autoanhänger herausgekramt und dem örtlichen OBI ein Besuch abgestattet. Dort zückt man die Kundenkarte, kennt den Filialleiter, wagt es, auch mal blöde Fragen zu stellen. Schließlich kennt einen der auch schon, seitdem man vor 35 Jahren mit Daddy zum Planschbeckenkkaufen kam. Funfact: ich liebe Baumärkte.
In der Stadt ist die Sache schon anders. In mein Mini-Auto bekomm ich nicht viel rein, Baumärkte sind rarer und jeder Trip dahin ist Aufwand. Meine Handwerksfreunde sind weit weg. Und wegen jedem Scheiß will man die ja auch nicht nach Wien zitieren. Also werden Youtube und Google meine besten Freunde (Gehrung Stuck sägen wie?) und ich muss einsehen, dass sich das Projekt wohl nicht in einem Tag erledigen lässt. Ich beginne mit der Couch. Die soll wo anders hin. Was stört ist, dass der längere Teil der L-förmigen Monstrosität in Grau nun auf der falschen Seite ist. Dieselbe Couch, aber mit der Verlängerung links, das wärs. Ich versuche, dem Besten meine Couch anzudrehen und will mir dieselbe nochmal kaufen, nur spiegelverkehrt. Erst nachdem ich mich eine halbe Stunde auf der Ikea-Website herumgesucht habe, merke ich: die kann man auseinandernehmen und einfach wieder neu zusammenschrauben. Obwohl: so richtig einfach gestaltete sich die Sache allein nicht. Denn kein Bit meines Akkuschraubers passte, also musste der Inbus her. Nach 2 Stunden war es geschafft. Ich hatte die Couch auseinandergenommen und wieder neu zusammengesetzt.
Ich war schon etwas stolz. Als ich das Foto von der “neuen” Couch in die Familiengruppe schickte, merkte ich es erst: ich hatte den Teil mit dem Bettkasten nicht auseinandergenommen. Da war jetzt die nackte MDF-Platte sichtbar, es fehlte ein Stück Stoff. Einzige Option: das Ganze nochmal von vorn … dachte ich jedenfalls. Aber dazu mehr im nächsten Editorial.