Jacky Hasenauer – Chefin vom Unterschwarzachhof in Saalbach Hinterglemm
Saalbach Hinterglemm/Salzburg. Hoteliers – eine Sorte Mensch, die üblicherweise schon allein aus beruflichen Gründen eine gewisse Herzlichkeit an den Tag legen sollte – hat das Land viele. Originale sind natürlich auch einige darunter. Und dennoch ist Jacky Hasenauer, Chefin vom Unterschwarzachhof in Saalbach Hinterglemm, nochmal eine eigene, sehr besondere Kategorie. Ihre Herzlichkeit kommt von ganz innen drinnen, in den Augen funkelt der Schalk, mit den Gästen ist sie auf Du und Du, sie ist immer bereit für ein Späßchen und die Kinder der Gäste haben sie meist sowieso schon ab dem ersten Moment als Lieblingstante adoptiert. Doch woher kommt das? Woher nimmt diese Frau ihre unbändige Energie und ihre Leidenschaft für diesen Job? Wir haben Jacky, wie sie von allen genannt wird, zum Interview getroffen.
Du wirkst wie eine Vollblut-Gastgeberin. War das immer schon so oder hast du deine Berufung eher zufällig gefunden?
Zufällig. In meiner Heimat Bosnien habe ich die kaufmännische Schule gemacht, damit konnte ich dann in Österreich aber nichts anfangen. Ich bin hierher gekommen und habe in der Wäscherei begonnen. Der Aufstieg war dann in die Küche zur Abwäscherin, die nächste Station war Zimmermädchen. Ich war mir nie für etwas zu schade.
Und jetzt als Hotelierin bin ich ein bisschen Innenarchitektin, ein bisschen Psychologin, Unternehmerin, Kinderbetreuerin, ich koche… ich bin dann von allem etwas und ich liebe alles, was ich tue. Natürlich ist der wirtschaftliche Erfolg wichtig, natürlich habe ich auch viel Verantwortung, aber das Wichtigste ist das nicht.
Man kennt dich, man mag, schätzt und respektiert dich als Gast und als Mitarbeiter, das gesamte Haus trägt deine Handschrift… ist das, was dich ausmacht auch ein wenig das Geheimrezept vom Unterschwarzachhof?
Ohne überheblich wirken zu wollen – ja. Ich bin ja schon eine Visitenkarte fürs Haus. Ich lebe und verkörpere die Gastfreundschaft. Dem Gegenüber mehr zu geben, als man zurück erwartet, ist auch so ein Erfolgsrezept. Fairness und Respekt sind mir wichtig und natürlich zieht man als Hotel seine Art Gast auch irgendwie an.
Welche Art Gast ist denn im Unterschwarzachhof richtig?
Natürlich sind unsere Zimmer top und das Essen auch, aber das erwartet ein Gast in unserer Kategorie ja auch. Den Unterschied machen die Kleinigkeiten. Wer Handschlagqualität und das Behagliche sucht, dann ist er bei uns richtig. Jacky Hasenauer
Du kümmerst dich um das Interior Design ja auch selbst – wäre das ein optionaler Karriereweg gewesen?
Ich stamme aus einer Familie mit neun Kindern, mein Vater ist früh verstorben – da hätte ich schwer sagen können, ich studiere. Aber Spaß macht es mir schon. So richtig nach Plan mache ich das nicht. Ich umgebe mich einfach selbst gern mit schönen Dingen und freue mich, dass das bei den Gästen so gut ankommt. Wichtig ist mir aber bei jedem Stück, das es ins Hotel schafft, dass es von hoher Qualität ist. Das merkt der Gast ja auch. Ich versuche auch nie, jemanden zu kopieren. Originell sein ist wichtig. Wenn wir was planen, haben es die Architekten halt nicht so leicht mit mir, aber bevor ein Zimmer oder ein Raum entsteht, weiß ich schon genau, wie er sein soll.
Als die Nachricht vom ersten Lockdown im März kam, war das Hotel in Vollbetrieb. Was geht in so einem Moment durch den Kopf einer Hotelchefin? Wie war dieser Moment, als ihr davon erfahren habt?
Wir mussten alle Gäste nach Hause schicken. Die meisten haben das auch verstanden, aber nicht alle. Ein Herr aus Hamburg hat mich sogar beschimpft. Das Schlimmste für mich war aber der Moment, als ich es den Mitarbeitern sagen musste. Da bekomme ich immer noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Ich musste ihnen sagen, dass sie nach Hause fahren müssen.
Für die Mitarbeiter war die Saison sechs Wochen früher als geplant zu Ende. Das ist natürlich auch ein finanzieller Einschnitt. Einer hat das Dach repariert, ein anderer hatte gerade ein Auto gekauft… für mich war es sehr hart, diesen Menschen zu sagen, dass wir keine Arbeit haben. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Wir haben teilweise unseren Leuten Taxis bis zur Grenze bezahlt, damit sie heimfahren können.
Ihr habt euren Mitarbeitern das Taxi bis zur Grenze gezahlt?
Ja, natürlich. Das musst du dir vorstellen, um Tausende Euros Taxis. Aber ich verstehe die Mitarbeiter so gut. Sie sind teilweise Alleinverdiener in ihrer Familie und waren ja zu uns gekommen, um Geld zu verdienen. Der wirtschaftliche Verlust war mir nicht so wichtig. Das Menschliche war es, was mich betroffen gemacht hat.
Wie habt ihr die Zeit des Lockdowns erlebt?
Ich habe viel mit Stornos zu tun gehabt, musste Anzahlungen zurückzahlen – wir hätten allein im Sommer 33 Hochzeiten gehabt, auch die mussten wir natürlich absagen. Es war Wahnsinn. Ich musste mich halt auch mit viel Negativem beschäftigen, das war ich ja vorher nicht gewohnt. Existenzangst kommt ja auch irgendwann dazu. Lange wussten wir auch nicht, ob wir im Sommer überhaupt aufmachen dürfen. Ansonsten haben wir uns natürlich um die Fertigstellung von unserem neuen Pferdestall gekümmert.
Oder unsere Lebensmittellager – die waren auch bummvoll. Also haben wir dann angefangen, unsere Lebensmittel zu verschenken. Hin und wieder habe ich auch für rund 20 Menschen gekocht, es sind einige Mitarbeiter ja auch im Mitarbeiterhaus geblieben.
Wie kannst du abschalten?
Dann, wenn ich meine ganze Familie um mich habe, meinen Mann und meine Kinder. Wenn wir Urlaub machen, dann soll es eine ganz andere Welt sein als daheim.
Du wirkst wie ein sehr ausgeglichener, positiver Mensch. Woher kommt das?
Ich kenne schwierige Zeiten und ich habe schwere Zeiten hinter mir, ich habe den Bosnien-Krieg erlebt. Den Schwanz einzuziehen, das war nie mein Stil. Gerade wenn solche Zeiten kommen, muss man nach vorne schauen. Mir ist immer wichtig, dass es meiner Familie und den Menschen rund um mich gut geht, dafür bin ich auch sehr dankbar.
Es ist wahrscheinlich die positive Grundeinstellung, die mir hilft. Und wenn man ein Geschäft führt, musst man mutig sein, aber man darf nicht übermütig sein. Risiko gehört zum Unternehmerdasein dazu. Ohne Mut und Risikobereitschaft kommt man nicht weit. Und über allem steht die Dankbarkeit für das, was gut ist. Jacky Hasenauer
Weitere Informationen zum Unterschwarzachhof: www.unterschwarzach.at