Als ich letzten Sonntag das Editorial für den 2. November geschrieben habe, war die Welt noch eine andere. Sicher, der zweite Lockdown bzw. dessen Lightvariante stand bevor. Die Corona Zahlen waren hoch, aber noch nicht so dramatisch wie aktuell. Und dass ein Oaschloch kurz darauf vier unschuldige Menschen in der Wiener Innenstadt töten würde, war etwas, das ich mir nie und nimmer vorstellen hätte können. Zwei Stunden und 350 Meter haben mich vom Ort des Geschehens getrennt. Wie dankbar ich dafür bin, kann ich gar nicht in Worte fassen. Andere hatten weniger Glück – und dabei wollten sie nichts anderes, als einen schönen Abend mit Freunden zu verbringen. Meine Gedanken sind bei den Opfern, Verletzten, den Angehörigen und allen Menschen, die durch diese Tat traumatisiert wurden. Dass Wien net deppert ist, hat sich gezeigt. In all den Heldentaten, im Kleinen und im Großen, die passiert sind. In der Anteilnahme einer ganzen Stadt. In einem Lichtermeer im Bermudadreieck. Unfassbar, dass so eine Tat passieren konnte. Obwohl im Sommer fröhlich Dschihadisten-Pyjamaparty gefeiert wurde und die Behörden davon wussten.
Und a bisserl deppert ist Wien dann aber doch wieder. Das hat sich am anderen Ende der Woche gezeigt, nämlich am Samstag. Ich war in Schönbrunn spazieren – völlig coronakonform. So, wie ganz viele andere Menschen auch. Und das ist an sich ja nichts Schlechtes. Wer frische Luft und Sonnenlicht abbekommt, füllt seine Vitamin-D-Speicher auf. Das wiederum wirkt sich positiv auf den Knochenbau und die Stimmung aus. Seit kurzem scheint es auch Hinweise darauf zu geben, dass Vitamin-D-Mangel den Verlauf bei einer CoViD-19 Erkrankung drastisch verschlimmern kann. Soweit, so gut. Die Deppertheit fängt erst an, wenn Gruppen mit Plastikbechern und Alkohol auf der Gloriette Party feiern. Oder zu zehnt rund um eine Parkbank stehen und feiern. Dass niemand einschreitet, finde ich seltsam. Und gefühlt ist es ein bisschen so, als würden die, die nicht draußen feiern sich in der SCS versammeln.
Just my two cents
die Frau Hilmbauer