Sommer im Zillertal: Keine Gnade für die Wade
Tirol/Österreich. Mit einem herzlichen „Griaß euch, von wo kummts denn her?“ werden wir von einer waschechten Tirolerin am Zell am Ziller, hoch oben auf 1.740 Metern, begrüßt. „Freilich aus Wien“, erwidere ich und schicke ein Lächeln hinterher. Mein Meidlinger „L“ wird dabei kräftig unterdrückt. Mit Erfolg, scheint so: „Kann net sein, dafür seids doch viel zu sympathisch“, scherzt sie, und setzt ihre Wanderung im perfekten Bergoutfit zielsicher fort. Unser Ruf eilt uns voraus. Städter am Berg, dachte ich mir. Zeit, um unsere Bundeshauptstadt auch im Westen Österreichs bestmöglich zu repräsentieren. Sommer im Zillertal stand am Programm.
Wiener Schmäh trifft auf Tiroler Gastlichkeit
Vielfalt ist für uns als große Patchworkfamilie ein essenzielles Kriterium bei der Wahl der Urlaubsregion. Der Sommerurlaub in Österreich liegt im Trend. Mehr denn je zuvor. Die Natur auf ein Neues zu erkunden und unseren Kindern die Tier- und Pflanzenwelt näher zu bringen, steht ganz oben auf der Wunschliste (Es sei hier angemerkt, dass unsere Kids den Unterschied zwischen der Milka-Kuh und echten Rindern mittlerweile kennen). Dazu darf die Action nicht zu kurz kommen.
Langeweile hat im Zillertal keinen Platz. Und schon sind wir mitten im Geschehen: Im Fichtenschloss auf der Rosenalm tauchen unsere Kids in eine wunderbare Märchenwelt ein. Für eine Tauchstation ist der Fichtensee leider zu kalt, dafür gibt es eine Bootsfahrt. Papa am Ruder, die zwei Prinzessinnen Lara (8 J.) und Hanna (6 J.) geben den Takt vor. Junior (Jonas, 11 J.) genießt mit seiner Mutter Christa inzwischen ein Sonnenbad.
Stramme Wadeln im Zillertal
Dafür haben wir trainiert. Stundenlang die Waden geformt. Endlich, die Zeit ist gekommen, um sie zu präsentieren. Nach einem Blick auf die Konkurrenz folgt die pure Ernüchterung. Gegen die Tiroler Wadeln ist kein Kraut gewachsen. Macht nichts, der Wanderspaß wird hier oben am Spieljoch nicht getrübt. Mit der Spieljochbahn geht’s hinauf auf 1.860 Meter ins alpine Abenteuer. Tipp: Die Zillertal Aktivcard, die den Eintritt in alle sechs Freibäder des Zillertals sowie Fahrten mit Zug, Bus und Bergbahn ermöglicht. An heißen Sommertagen lockt hier der Wasserspielpark mitsamt großzügig angelegtem Spielplatz. Bei uns ist es heute ein wenig trüb. Das hält unsere Kinder nicht davon ab, den aufregenden Barfußweg mit allen Sinnen zu erleben. Der Weg führt über Rindenmulch, Kieselsteine, Baumstümpfe bis hin zum Gipfelkreuz.
Und bei Schlechtwetter? Da lohnt ein Besuch der Erlebnistherme in Fügen im Zillertal. Ab drei Kindern gibt es einen Familienrabatt. Das Highlight: Papa als Hai im Wellenbecken. Ebenfalls eine Reise wert ist die Erlebnis-Sennerei Zillertal in Mayrhofen. Eine Wissensreise, die den Weg der frischen Heumilch zum fertigen Milchprodukt veranschaulicht. Nebenan lockt der Schau-Bauernhof, für die Bewohnerinnen und Bewohner gibt es die eine oder andere Streicheleinheit.
Sommer im Zillertal: Zillertal Karte statt Ipad
Gekommen, um zu bleiben. Genau das war unser erster Eindruck von dem Zimmer im Hotel Alpina Ried im Zillertal. Das Vier-Sterne-Haus wirkt von außen recht unscheinbar, bietet uns als Familie aber die perfekten Rahmenbedingungen. In dem großzügig gestalteten Familienzimmer schmeichelt der kräftige Zirbenduft unserer Nase. Der Balkon bietet einen angenehmen Rückzugsort, wenn der Lärmpegel der Kids steigt. Im Wellnessbereich spielt der wunderbar gestaltete Saunabereich alle Stückeln. Dafür bleibt Mama und Papa leider kaum Zeit, die Action spielt sich im Indoorpool mit integriertem Whirlpool ab. Was noch fehlt? Richtig. Die kulinarischen Gaumenfreuden. Qualität, die man sieht, spürt und schlussendlich am Teller schmeckt. Auch wenn sich die Kids primär auf trockene Nudeln und Nuggets fokussieren.
Am Morgen der Abfahrt kommt – wenig überraschend – nochmals Hektik auf. Das Ipad ist nicht aufgeladen. Die Stressperlen der Eltern sind nun klar erkennbar. Die Ankunftszeit am Navi (5:26 Stunden) sorgt für keine Besserung. Es folgt ein kurzes Seufzen auf der Rückbank, gefolgt von einem „schau wie cool“. Die Karte vom Zillertal mit allen Attraktionen kommt zum Vorschein. Ganz klassisch im Printformat. Gut so. Fünf Minuten zum Durchatmen. Danach starte ein allseits beliebter Klassiker: „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst…“. Noch sind es die Tiroler Berge. Noch.
Mehr zum Zillertal: www.best-of-zillertal.at
Mehr zum Hotel Alpina Ried: www.alpina-ried.at