Ayurveda in Indien: Zu Gast im SwaSwara Resort
Gokarna/Indien. Ayurveda ist eine Jahrtausende alte traditionelle Heilkunst aus Indien. Selbst im kleinsten Wellnesshotel Europas werden Ayurveda-Behandlungen angeboten. Treatments wie den Stirnguss mit warmem Öl kennt man zum Beispiel auch hierzulande. Wer aber echtes Ayurveda erleben möchte, begibt sich am besten an den Ursprung. Denn Ayurveda in Indien ist ein Erlebnis für sich. Wir waren im SwaSwara Resort von CGH Earth.
Am Weg zum Ayurveda in Indien
Gerade wollten wir zur Landung ansetzen, doch dann startete das Flugzeug nochmal neu durch. Statt in Goa zu landen, rasen wir wieder Richtung Himmel. Der Flughafen verschwindet wieder unter uns. Ein Murmeln geht durch die Menge, niemand hat so richtig verstanden, was der Pilot unserer Maschine soeben durchgesagt hat. Und weshalb wir nun einfach weiterfliegen. Nach einiger Zeit spricht es sich rum: die Sicht über der Millionenstadt ist so schlecht, dass wir nicht landen können. Wir fliegen also weiter, in das rund 2 Flugstunden entfernte Cochin. Dort landen wir. Dort dürfen wir aber nicht aussteigen. Wir tanken und fliegen wieder zurück. „Na Bravo“, denke ich in Anbetracht des CO2 Fußabdrucks, den ich da gerade hinterlassen hab. Und dann frage ich mich, ob mein Flughafentransfer wohl trotz etwa sechsstündiger Verspätung noch da ist und auf mich wartet. Und wenn nicht, wie ich nun in das SwaSwara Resort kommen soll.
Doch er ist da, mein Fahrer. Ein junger Mann, der seinen Wagen mit sicherer Hand durch das navigiert, was man bei uns als Verkehrschaos bezeichnen würde. In Indien scheint das aber noch harmlos zu sein. Ich schließe nach wenigen Minuten meine Augen sicherheitshalber doch. Denn zweispurige Straßen, auf denen vier Autos gleichzeitig (und in unterschiedliche Richtungen) unterwegs sind, sind etwas viel für mein europäisch geprägtes Gemüt. Dazu noch Kuhherden, Mopeds, auf denen Väter mit Kleinkindern ohne Helm sitzen und dauerndes Gehupe. Von den streunenden Hunden wollen wir da noch gar nicht reden. Schlafen kann ich nicht, obwohl ich todmüde bin. Das Auto rumpelt über unbefestigte Straßen dahin, begleitet von einer Kakophonie aus Moped-, LKW- und Autohupen. Drei Stunden dauert die Fahrt zum wohlverdienten Ayurveda in Indien.
Behandlungen nach Maß im SwaSwara Resort
Dass wir da sind, merke ich als erstes an der Stille. Wir haben die Geräusche des Verkehrs hinter uns gelassen. Als ich die Augen öffne, halten wir vor einem strohgedeckten Gebäude. Die Managerin erwartet mich bereits mit einem breiten Grinsen. Meine Koffer werden mir abgenommen und in meine Villa gebracht, während ich mich mit frischem Fruchtsaft stärke. Ich bekomme ein kleines Stoffsäckchen mit einem altmodischen Schlüssel und einer Taschenlampe drin ausgehändigt. Und den Auftrag, gleich mal zu Dr. Firoz zu schauen.
Der indische Ayurveda-Arzt erwartet mit bereits. Er befragt mich nach sämtlichen Wehwehchen, will wissen, weshalb ich hier bin, was ich mir erhoffe. Außerdem sieht er sich meine Haare, Zähne, Nägel und meine Haut an. Er hört ab, misst, überprüft, fragt und hört zu. Fast ist mir unangenehm, dass ich kein wirkliches Problem habe, er bemüht sich so. Ich bin nämlich hauptsächlich zum Detoxen hier. Klar, die Muskeln tun mir weh, alle einzeln. Aber das hat wohl eher mit der Anreise zu tun als mit einem prinzipiellen Problem.
Dr. Firoz lächelt, nickt und schreibt ein paar Dinge nieder. Er druckt mir meinen speziell auf mich zugeschnittenen Behandlungsplan aus. Zweimal am Tag muss ich zuerst zu ihm, dann zur Behandlung, dann wieder zu ihm. Wir sehen uns in dieser Woche also ziemlich häufig, der Doktor und ich. Außerdem gibt er seine Ernährungsempfehlungen an die Küche weiter. Ich bekomme jeden Tag ein speziell auf mich und meine Bedürfnisse zugeschnittenes Menü.
Essen nach Ayurveda-Regeln
Jede einzelne Speise, die mir in dieser Woche serviert wird, schmeckt hervorragend. Und das, obwohl alles ausschließlich mit Kräutern und Gewürzen abgeschmeckt wird. Es gibt kein Salz und keinen Zucker. Auch verarbeitete Lebensmittel sucht man vergeblich. Alles wird von Hand zubereitet, viele der Zutaten kommen aus dem Garten des Resorts, zum Beispiel der Reis. Wie es die Regeln des Ayurveda vorschreiben, trinken wir ausschließlich warmes, stilles Wasser. Wem das zu langweilig ist, der kann nach Gingerwater fragen. Kaffee gibt es auch keinen. Alle Speisen werden schonend zubereitet, Rohes und Gekochtes werden nicht gemeinsam gegessen. Und Zwischenmahlzeiten gibt es auch keine.
Schnell merke ich, wie gut mir diese Art der Ernährung tut. Ich fühle mich leichter – dazu trägt wahrscheinlich auch der allabendliche Shot Abführmittel (natürlich rein pflanzlich und vom Arzt verschrieben) bei. Es dauert nicht lange, bis ich mich an die kleineren Portionen und die salz- sowie zuckerfreie Ernährung gewöhnt habe. Was mir schwerer fällt: achtsames Essen. Denn auch darauf legt man Wert. Kein Handy, kein Buch. Und weil ich allein unterwegs bin: keine Gespräche. Ich merke schneller, wenn ich satt bin und Essen hat plötzlich keinen Unterhaltungswert mehr. Es ist zu einer Notwendigkeit geworden; ein Gefühl, das wir alle schon längst vergessen haben.
Please do not disturb!
Auch, wie es sich anfühlt, im Hier und Jetzt zu sein, hatte ich schon längst vergessen. Dass ich das schwer kann, wird mir mehrmals am Tag bewusst. Es gibt nämlich kein WLAN in den Villen. Der einzige Bereich, in dem es Internetverbindung gibt, ist die Bibliothek. Mit schöner Regelmäßigkeit finden wir Neuankömmlinge uns vor und nach dem Essen immer wieder hier ein. Es zieht uns an wie ein Wasserloch Tiere. Und wir scheinen es ebenso zu brauchen. Zumindest während der ersten Tage. Doch schnell wird klar, dass es auch einen Reiz hat, das „Draußen“ einfach mal dort zu lassen, wo es ist. Die Tage in Österreich vergehen auch ohne mein Zutun. Meine Freunde wissen, dass es mir gut geht und da ich keine Notfallchirurgin bin, kommt auch die Arbeit mal eine Woche ohne mich aus.
Die Erkenntnis ist einerseits ein wenig ernüchternd, andererseits hilft sie. Denn ich bin hier, um zu Detoxen, um meinen Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und um abzuschalten. Die Tage haben Fixpunkte: Frühstück, Treatment 1, Mittagessen, Treatment 2, Abendessen. Alles dazwischen füllt man selbst. Es gibt geführte Meditationen, mehrere Yogastunden täglich, Kochkurse und ein Kunstatelier. Die Bibliothek ist gut gefüllt, es gibt Bücher in allen möglichen Sprachen. Fernseher gibt es übrigens noch weniger als Internet. Keine nämlich. Das Resort liegt außerdem direkt am Strand und hat einen Pool. Einmal pro Woche gibt es Ausflüge in das Nachbardorf Gokarna mit einer Führung von einem Local.
Beim Ayurved in Indien soll man so wenig tun, wie möglich. Man soll sich mit seiner Innenwelt beschäftigen, sich nicht ablenken lassen. Irgendwie komme ich aber trotzdem schnell in eine Art beruhigenden Rhythmus. So schwer es anfangs noch ist, loszulassen, so einfach fällt es mir mit der Zeit. Ich wache früh morgens auf, gehe zum Yoga und dann zum Frühstück. Ich besuche Dr. Firoz und begebe mich dann zu meiner ersten Behandlung des Tages. Ich gehe im Anschluss wieder zu Dr. Firoz. Dann liege ich in der Sonne und lese, bis es Mittagessen gibt.
Danach wieder die Trilogie Doktor-Treatment-Doktor. Am Nachmittag spaziere ich durchs Resort und schreibe ein bisschen. Ich sitze hinter meiner Villa mit Blick aufs Wasser. Immer wieder kommen Affen vorbei und spielen ein paar Meter neben mir. Vor dem Abendessen gönne ich mir noch eine Meditation. Und nach dem Abendessen lese ich noch ein paar Seiten, bevor ich das Licht in meiner Villa abdrehe.
Affen und Seifen
Insgesamt besteht das SwaSwara Resort aus nur 24 Villen. Maximal befinden sich also 48 Gäste gleichzeitig hier. Dieser Umstand garantiert allen Gästen ein Maximum an Betreuungsleistung. Die TherapeutInnen, KellnerInnen und auch die Mit-Gäste kennen einander schon nach kurzer Zeit beim Namen. Jede Villa ist im Prinzip ein kleiner Vierkanthof. Nur, dass es bis auf das Schlafzimmer keine wirklichen Räume gibt. Schreibtisch, Lounge-Ecke, Badezimmer, Dusche und Eingangsbreich – all das befindet sich im Freien. Nur das Schlafzimmer ist ein Glaswürfel im Hof. Der kommt mit Klimaanlage. Wer will, kann aber auch die Wände des Schlafzimmers vollständig aufschieben und zum Zirpen der Grillen einschlafen. Am Schlafzimmerdach hat jede Villa noch eine kleine Rooftopterrasse mit Liegestühlen. Eine Seite des begrünten Innenhofs öffnet sich zum Regenwassersee. Die Hinterseite meiner Villa ist schnell zu einem meiner Lieblingsorte im Resort geworden.
Im Freien zu duschen (und aufs Klo zu gehen…) kannte ich ja schon von den Malediven. Doch eins war mir neu. Die Regel „Always put your soap into the tin.“ Die hatte man mir schon beim Check-In mit auf den Weg gegeben. Allerdings vergaß ich die auch gleich wieder. Erst, als meine Seife verschwand und später dann mit Zahnabdrücken hinter meiner Villa wieder auftauchte, wurde mir klar, dass es kein Scherz war: die Affen des Resorts klauen Seifen. Aber anstatt die putzigen Tiere zu verjagen, passt man sich einfach an. Das entspricht dem Öko-Gedanken des Resorts. Denn hier ist alles so bio wie möglich. Das Trinkwasser wird während der Monsunregen „geerntet“, Kräuter, Gemüse und Reise wachsen teilweise im Resort. Respekt vor der Natur und vor den Mitmenschen – das hat man sich im SwaSwara auf die Fahnen geschrieben.
Besondere Umgebung, besondere Menschen
Ich bin tiefenentspannt, gehe früh schlafen, stehe früh auf, esse gesund und entspanne. Was ich schon fast als Extremsituation empfinde, geht auch noch einen Tick „ernster“. Dafür muss man aber auch etwas mehr Zeit mitbringen. Denn absolut echtes Ayurveda in Indien ist eigentlich die Pancha Karma Kur. Der Name heißt soviel wie „Reinigung auf fünf Arten“. Ziel ist es, dem Körper eine Art Reboot zu verpassen. Da gibt’s die ersten Tage nichts zu essen, nur geklärte Butter zum Trinken. Danach beginnt langsam die Aufbau-Phase. Auch da gehören Treatments dazu. Man ist aber angehalten, soviel Zeit wie möglich in der Villa zu verbringen – nur mit sich selbst und maximal einem Buch zur Ablenkung. Diese extremere Art des Ayurveda in Indien hat seine Fans. Wer das einmal durchgezogen hat, fühlt sich wie neugeboren.
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Das bestätigt mir auch Andre. Er kommt jedes Jahr, dieses Mal hat er auch seine Frau Judit mitgebracht. Der gestandene Schweizer erzählt von Wutanfällen, Tränenausbrüchen, Erkenntnissen und Klarheit als Begleiterscheinungen der Panchakarma Kur. „Danach weißt du, wo es im Leben hingehen soll“, verspricht er. Ich bin erstmal mit meiner „light“ Variante auch ganz zufrieden. Denn die Ruhe, die mich hier schon nach wenigen Tagen überkommt, ist eine schöne Abwechslung zu meinem chaotischen Leben. Die Essens-Sache auch. Mit der netten Nebenwirkung von 2,5 verlorenen Kilo nach einer Woche. Als ich meine Koffer packe und mich auf den Heimweg mache, freue ich mich unendlich auf mein chaotisches Leben Zuhause. Aber ich werde auch die Stille vermissen. Die vielen netten Menschen. Die Ratschläge von Dr. Firoz. Das gute Essen. Die Affen. Und die Unbeschwertheit, die eine Woche ohne Internet, Arbeit und Alltag mit sich bringt.
Buchungsmöglichkeit:
Wenn du auch Lust auf eine Yoga- oder Ayurvedareise hast, kannst du dich an Neue Wege wenden. Die Experten für diese Art von Spezialreisen helfen dir gerne weiter!
Weitere Informationen zum Resort: www.cghearth.com