Das eigentliche Spektakel dauert gerade einmal zwei Minuten. Dann ist mit dem Kentucky Derby 2024 auch dessen 150. Jahrestag Geschichte. Doch rund um das größte Pferdesport-Event der USA gibt es so viel mehr zu erleben. Und selbst Menschen, die eigentlich Pferderennen so gar nichts abgewinnen können, werden auf der Rennstrecke Churchill Downs Gänsehaut bekommen.
Erster Samstag im Mai
Während in vielen Großstädten auf der ganzen Welt am ersten Sonntag in Mai traditionellerweise der Wings for Life World Run stattfindet, sind die Augen der meisten Menschen in Amerika an diesem Wochenende nach Kentucky gerichtet. Genauer: nach Louisville, der größten Stadt im “Bluegrass State”. Denn hier findet mit dem Kentucky Derby bereits seit 1875 eines der berühmtesten Pferderennen der Welt statt. Das Event dauert das gesamte Wochenende, das wichtigste Rennen findet am Samstag statt.
Die Rennstrecke mit dem klingenden Namen Churchill Downs verwandelt sich anlässlich dieses Spektakels alljährlich in ein großes Schaulaufen. Denn ähnlich wie beispielsweise in Ascot, der ältesten Pferderennbahn in Großbritannien, hat es sich auch hier unter den Zusehenden eingebürgert, möglichst stilvoll aufzutreten. Will heißen: Die Damen tragen gerne Hut und Kleider, die Herren sind oft im Anzug da. Für jene, deren Ding Stil nicht unbedingt ist, gibt es sogar Websites, die sich nur der einen Frage widmen: Was zieht man zum Kentucky Derby an?
Vor und dem eigentlichen Rennen, einem Galopprennen, das den Beinamen “The Greatest Two Minutes in Sports” trägt, gibt es natürlich ein Rahmenprogramm. Weil das Kentucky Derby 2024 die 150. Ausgabe des Rennens ist, gibt es dieses Jahr natürlich besondere Feierlichkeiten. Die 150.000 Zusehenden, die das Glück hatten, eines der begehrten Tickets zu ergattern, dürfen sich das ganze Wochenende auf besondere Events freuen. Da gibt es beispielsweise einen Fashion Contest, Vor-Rennen (12 an der Zahl), ein VIP-Gate, vor dem man die Ankunft der Celebrities bestaunen darf, eine Militärzeremonie und jede Menge Alkohol.
Mint Juleps wohin man blickt
Alkohol in der Öffentlichkeit in Amerika? Yes, Mamsir, zumindest beim “Run for the Roses” (ein weiterer Beiname des Rennens). Das Kentucky Derby 2024 wird – ebenso wie all die Ausgaben davor – mit viel Mint Julep gefeiert. Der Cocktail, der im Wesentlichen aus Bourbon, Zuckersirup, Puderzucker und Minzeblätter besteht, ist der Signature Drink des Rennens. Schon seit 1939 serviert man die in speziellen Derby-Bechern. Angeblich war schon Meriwether Lewis Clark jun., der Gründer des Rennens, ein großer Fan davon. Die ersten Cocktails gibt es am Derby Day sobald sich die Tore von Churchill Downs öffnen. Und das ist immerhin um 8 Uhr morgens.
“In Kentucky steht nicht jeder auf Pferde. Aber fast jeder auf das Derby”, erklärt das Team rühriger alter Herren, das uns bei unserem Besuch über das Gelände führt. Die beiden schwelgen in Erinnerungen: “Weißt du noch, damals als Secretariat …” Sein Begleiter nickt. “Ich war dabei.” Nicht nur an legendäre Momente wie jenen, als das Rennpferd 1973 als nur eines von dreien jemals die Rennstrecke in unter zwei Minuten bewältigte, können sich die meisten Menschen erinnern. Unser junger Tour-Guide Jordan aus dem Louisville Marketingbüro grinst. Er ist kaum 30 und sieht aus, als wäre eher eher dem Kraftsport zugetan. Aber auch er muss zugeben: “Fast jeder hier erinnert sich an die Sieger aus bestimmten Jahren. Wer nicht selbst dabei war, weiß aber zumindest, was er getan hat, als ‘Funny Cide’, ‘Big Brown’ oder ‘Animal Kingdom’ gewonnen haben.”
Gänsehaut-Momente beim Kentucky Derby
Apropos gewinnen: Für das Siegerteam aus Jockey und Pferd winkt ein Preisgeld von rund 3 Millionen Dollar. Die Tickets für das Derby sind immer unglaublich schnell ausverkauft; mindestens ein Jahr vorher sollte man sich darum bemühen. Selbiges gilt für Programmhefte, die man vorab bestellen kann. Wer es nicht schafft, live dabei zu sein, kann das Rennen aber auch via YouTube Streams verfolgen. Nach dem Rennwochenende kehrt in Churchill Downs ein wenig Ruhe ein, doch still ist es hier eigentlich nie.
Denn für Interessierte gibt es ein besonderes Kino: Während man in der Mitte eines ovalen Raumes auf drehbaren Stühlen sitzt, erlebt man den Tag des Rennens in einer 360° Ansicht mit. Von den Vorbereitungen der Pferde am Morgen bis zum gemeinsamen Singen der Hymne im Stadion und den berühmtesten zwei Minuten im Sport an sich. Außerdem gibt es eine Ausstellung, die einem den Pferderennsport näher bringt. Wir schwören: Selbst, wer sich nicht per se für Pferde interessiert, wird hier Gänsehaut pur erleben. Denn das können sie wirklich, die Amis: Pathos und Museen!