Ich war letzte Woche in Portugal. Auf Madeira, um genauer zu sein. Dort habe ich mir mit einer Gruppe wahnsinnig lieber Kollegen ein Hotel (neu, top – demnächst hier mehr) angesehen. Auf unserem Programm für die Zeit vor Ort stand auch ein Ausflug mit dem Boot. Wir wurden also vom Strand direkt vor unserem Hotel abgeholt. Der Plan war, um die halbe Insel zu schippern, um am Ende der Tour ein weiteres Hotel zu besichtigen. Als Zwischenstopp war ein Bad im Meer vorgesehen. Fünf Besatzungsmitglieder kümmerten sich um uns sechs Gäste.
Es war ziemlich heiß, also freute ich mich so richtig auf eine Abkühlung. Wir sprangen vom Boot ins Meer (dabei verlor ich fast meinen Bikini, weil der schon so alt und ausgeleiert ist – aber das ist eine andere Geschichte) und schwammen darin herum. Plötzlich spürte ich einen Schmerz in/an der linken Brust, den ich so nicht kannte. Er war von ungewöhnlicher Intensität. Brennend und gleichzeitig stechend. Ein bisserl Panik kriegst da schon. “Herzinfarkt, jetzt ist es soweit” – dachte ich bei mir. Ein nicht sehr hübscher Tod, aber zumindest schöner als ein Flugzeugabsturz und dabei mindestens genauso reise-related. Es war aber keiner. Denn nachdem ich ein bisschen panisch um mich geschlagen hatte, sah ich eine handtellergroße Qualle davontreiben. Sie war recht hübsch, das muss man sagen. Durchsichtig, aber mit pinken Tupfen. “Mich hat eine Qualle erwischt”, rief ich. Ich schwamm aufs Boot zu und versuchte dabei, mir alles in Erinnerung zu rufen, was ich je über Quallen gehört hatte. “Portugiesische Galeere. Mega-gefährlich”, war das Einzige, das mir einfiel. Und das beruhigt nicht gerade.
Als ich aufs Boot kam, duschte ich mich erstmal mit Süßwasser ab. Die Kollegen und die Crew versammelten sich um mich und inspizierten meinen linken Busen. Der war in der Zwischenzeit knallrot geworden, pochte und hatte erhabene weiße Flecken. Dort, wo mich das Vieh erwischt hatte. “You gotta pee on it”, sagte der Käpt’n. “Draufpinkeln”, sagten meine KollegInnen. “Nein”, sagte ich. Der Käpt’n hielt mir einen Becher entgegen und sagte: “Do it. Now!” “Fix not”, sagte ich. Irgendwie tat es aber scheißweh und anstatt mal zu googlen, was das nun war oder was das beste Gegenmittel sei, trank ich erstmal zwei Bier. Essig – das Mittel der Wahl, das ich aus Australien kenne – war natürlich weit und breit keiner zu finden. “Pee on it! Otherwise you’ll end up with scars!”, sagte der Kapitän nochmal. Ich nahm schließlich den depperten Becher. Schließlich will man sich das Dekolletee nicht auf Dauer versauen, nur weil man einmal zu stolz war, sich mit Urin (wenigstens dem eigenen) zu übergießen.
Ich verschwand also mit dem Becher im Bad. Weil wir auf einer Luxusyacht unterwegs waren, war das Bad voll ausgestattet. Es gab nicht nur Klo und Waschbecken, sondern auch eine Dusche. Ich zog mich also aus, stellte mich in die Dusche und tat, was nötig war. Während über mir an Deck fünf KollegInnen und eine Besatzung genau wusste, was ich tat. Seltsam, wieviel Überwindung das kostete. Der Gedanke an ausgeschnittene Kleider half, mich zu überwinden. Ausziehen – pieseln – übergießen – duschen – anziehen. Und ja, es tat gleich ein bisschen weniger weh.
Wieder oben an Deck nahm ich mir endlich die Zeit, mal zu googeln. Ich fand drei Dinge heraus. Erstens: meine Arschlochqualle war eine Leuchtqualle (Pelagia noctiluca; die sind wenigstens hübsch). Zweitens: Nach einer Quallen-Begegnung keinen Alkohol trinken (erweitert die Blutgefäße, Nesselzellen, die sich verteilen… irgendsowas). Drittens: Urin hilft null. Ammenmärchen. Ein Hoch auf den Placebo-Effekt!
Euch eine angenehme Woche,
die Frau Hilmbauer
PS: Es ist Tag 5 nach der Begegnung. Die Spuren sind noch gut sichtbar. Ich halte euch auf dem Laufenden.