Ich wohne in der schönsten Wohnung in Wien, im schönsten Grätzel überhaupt. Ich bin da natürlich vollkommen unvoreingenommen. Es ist halt einfach eine Tatsache (finde ich). Ein Aspekt, der das Wohnen hier so wundervoll macht ist der, dass es sich ein bisschen wie Landleben mit Stadtbindung anfühlt. Rundherum sind Ein- bis Dreifamilienhäuser, es ist Grün, es gibt Gärten. Im Sommer riecht es nach frisch gemähtem Gras, im Winter ist frühmorgens das scharrende Geräusch von Schneeschaufeln mein Soundtrack zum Aufwachen. Als Landkind mit Urbansehnsucht schätze ich auch die Tatsache, dass ich mit den Öffis in weniger als 30 Minuten am Stephansplatz bin. Und was ich auch mag: In meinem Grätzel gibt’s Nachbarschaft, die man kennt. Es gibt einen Sportplatz, nicht weit entfernt ist ein Altersheim.
Und dieses Altersheim hat jeden Sommer ein Fest. Jedes Jahr ist dazu die gesamte Nachbarschaft eingeladen, außerdem findet jeder Anrainer schon ein paar Tage einen netten Brief im Postkastl, der etwaige Belästigung durch Musik ankündigt. Das ist unglaublich süß. In meinem ersten Jahr fischte ich morgens am Weg zur Arbeit die Benachrichtigung aus dem Briefkasten. Einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen waren im Seniorenheim-Garten auch schon damit beschäftigt, Heurigengarnituren (Bierbänke) aufzustellen. Ich hatte vor, nach der Arbeit tatsächlich auf einen Sprung hinzugehen. Zumindest hervorragenden Kuchen erwartete ich. Als ich an jenem Abend aber etwas später heim kam, so um 20 Uhr, erwischte ich das Fest in jenem Stadium, in dem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Bierbänke wieder zusammenklappten.
Heuer wollte ich wieder hin. Also am vergangenen Freitag. Die Musik war gut, ich konnte sie vom Büro aus hören. Die Menschen tanzten. Ich konnte sie vom Büro aus sehen. Als ich mich auf den Weg machen wollte, scheiterte es allerdings an der Tatsache, dass es draußen 35 Grad hatte. Die Luft war Sirup. Die Flipflops verschmolzen mit dem Asphalt. Schweißausbruch instantly. Keine Ahnung, wie die Oldies das geschafft haben, aber ich hätte keine Lust gehabt, da auch noch das Tanzbein zu schwingen. Also machte ich die Tür wieder zu, verkroch mich in meiner kühlen Wohnung und schmachtete das Kuchenbuffet von der Ferne an.
Nächstes Jahr dann. Das verspricht
die Frau Hilmbauer