Als sein Vater Karl J. Reiter 2004 im Burgenland das Reiters Reserve übernahm, trat der damals erst 24-jährige Sohn in seine Fußstapfen. Er ist der Chef vom luxuriösen Posthotel Achenkirch in Tirol. Das Wellnesshotel ist mittlerweile in vierter Generation in Familienbesitz und begehrt wie eh und je. Im Interview der Woche erzählt uns der Hotelier aus Leidenschaft Karl C. Reiter von seinen Anfängen, wie er selbst gern verreist und was auf keiner Reise fehlen darf.
Herr Reiter, Sie sind ja sehr jung Chef geworden. Wie fühlt sich das an?
Man hat viel Verantwortung und viele Möglichkeiten. Das ist auch ein bisschen einschüchternd. Man möchte ja dann ähnlich gut reüssieren wie die Vorgänger. Wenn man so Koryphäen als Vorgänger hat, wie es die Eltern waren, die den Wellnesstrend in Österreich losgetreten haben, dann sind die Erwartungen schon hoch. So nach dem Motto: “Ihr Vater hat Wellness erfunden. Was erfinden Sie jetzt?”
Wie reagierten die Gäste?
Wenn man so jung ist, hört man schon “Ah ja, dürfen’s auch amal a bisserl vertreten” von Gästen. Man muss sich da schon ein Standing und einen gewissen Respekt erarbeiten.
Haben Sie sofort ja gesagt, als sich die Möglichkeit auftat?
Mein Vater hat mich gefragt, ob ich das machen möchte, als sich die Gelegenheit mit dem Burgenland ergeben hat.
Hatten Sie auch mal andere Pläne?
Ja, Gedanken gab’s schon einige andere. Ich habe mir von etwas Schreiberisch-Kreativem bis hin zu was Technisch-Informatischem vieles vorstellen können. Und dann war da aber auch immer schon diese innere Berufung, doch das Familienunternehmen weiterzuführen.
Ist es nicht schwierig, ständig an den Leistungen der Vorgänger gemessen zu werden?
Irgendwann habe ich mich von den Ansprüchen an mich selber insofern losgelöst, als ich diesen Expansionsgedanken abgelegt habe. Eine zeitlang habe ich mir schon gedacht: “Der Papa hat das vom Wirtshaus zum Wellnesshotel ausgebaut. In 20 Jahren muss ich 50 Hotels haben, damit das von der Leistung passt”. Aber heute definiere ich das anders. Dieser Betrieb soll on top gehalten werden. Umbaupläne gibt’s ja laufend.
Woran messen Sie Ihren Erfolg?
Die Gäste sollen begeistert sein, den Mitarbeitern soll es möglichst gut gehen. Und dem Unternehmen und der Familie natürlich auch. Wenn das harmoniert und alle mit Spaß und Freude an der Sache sind, ist das für mich der Erfolg. Hotelier Karl C. Reiter
Wie sieht ihr typischer Gast aus?
Speziell durch die Positionierung als Erwachsenenresort haben wir eine Verjüngung des Publikums erlebt. Gerade die Paare, die Romantik suchen, kommen verstärkt zu uns. Wir haben aber auch viele Eltern, die sich eine bewusste Auszeit bei uns gönnen. Der Hauptgast ist der Wellnessgast, aber auch Aktive kommen gern. Die Gäste schätzen auch die Positionierung als Adults Only Hotel. Resorts in dieser größe und mit diesem Merkmal gibt es nicht so viele.
Wie entspannen Sie persönlich?
Wenn ich mich rausnehme aus dem Alltag und woanders hingehe. Bei Sport und bei Aktivität, drinnen und draußen. Bei Meditation und bei Seminaren und Workshops, wenn ich was Neues lerne oder daheim mit der Familie Zeit verbringe.
Machen Sie selber auch Wellnessurlaub?
Ja, speziell mit der Family.
Ist das entspannend oder können Sie den Hotelier dabei nicht abschalten.
Doch, das kann ich. Der Vergleich ist immer da und man spürts als Gast natürlich auch in der Haut des Hoteliers. Aber abschalten kann ich trotzdem.
Und was steht noch auf der Bucket-List?
Durch die Kids gibt’s eher Italien. Der Familienurlaub im Sommer ist meistens ein mit dem Auto erreichbares Ziel an der Adria. Traumziele kommt später wieder. Ich habe ja Gottseidank einige Sachen angeschaut, als ich noch ungebundener war. Ich habe viele Asien-Reisen gemacht und mir schon viele Wünsche in diesem Sinn erfüllt.
“Emotion, Begeisterung und Freude!”
(Hotelier Karl C. Reiter über die wichtigsten Voraussetzungen
bei Mitarbeitern)
Womit bringt man Sie auf die Palme, wenn Sie selbst wo Gast sind?
Auf die Palme bringt man mich fast gar nicht. Dadurch, dass ich selber um die täglichen Herausforderungen weiß, bin ich da eher nachsichtig und geduldig. Ich ärgere mich dann, wenn ich merke, der Wille beim Gegenüber ist nicht da. Nicht nur, wenn man Gast ist, sondern wenn man Kunde generell ist.
Was sehen Sie derzeit als größte Herausforderungen in Tourismus?
Die Nachwuchs-Mitarbeiter-Thematik und viele behördliche Vorschriften. Die Frage, die man sich stellt ist: “Wie soll man die Leistung zustande bringen, wenn es immer weniger Menschen gibt, die bei uns in der Branche arbeiten wollen?”
Wo könnten Sie es durchaus bis zum Rest ihres Lebens aushalten?
Thailand, Japan… ein abgeschiedenes Resort oder etwas Mönchsartiges; zurückgezogen, mit Ruhe und schöner Natur. Ein Kloster in den Bergen… sowas.
Was würden Sie sagen, unterscheidet das Posthotel von ähnlichen Betrieben?
Wenn wir von ähnlichen Betrieben sprechen, grenzt uns das Adults Only-Konzept wohl ab. All diese Möglichkeiten, die man hier hat, haben den Slogan “Wo die Reise beginnt” geprägt. Eine Reise zur Kraft, zum inneren Kind, zur Gesundheit… wir sprechen von einem Spielraum für Erwachsene, wo man in einem geschützten Rahmen Vieles ausprobieren kann. Etwa eine Slackline, das Trampolin, Kletterwand, Schaukeln… Wir möchten schon auch immer unsere eigenen Sachen machen, das liegt wohl in der Familien-DNA.