Es ist 3 Uhr 30, als mein Wecker läutet. Ich quäle mich aus dem Bett und in die Dusche. Wasche meine Haare. Putze eine Person, deren Spiegelbild ich nicht erkenne, die Zähne. Schütte Kaffee in mich hinein. Mache das Bett. Zieh mich an. Stehe ab 4 Uhr 25 bei Minus 8 Grad draußen. Weil das Flughafentaxi 1 Euro pro Minute Wartezeit verrechnet. Bin um 5 Uhr 10 am Flughafen. Checke ein. Passiere die Sicherheitsschleuse. Steh am Gate. Stehe, weil alle Sitzplätze voll sind. Und da ist er. Paul.
Paul läuft herum. Paul ist laut. Paul ist klein. Paul ist ca. 4 Jahre alt. Paul brüllt. Paul hält inne. Paul bohrt in der Nase. Paul nimmt den Finger aus der Nase und läuft weiter. Paul entdeckt den Smoothiestand. Paul entdeckt die Kiste mit Orangen. Paul beginnt damit, die Orangen einzeln umzuverpacken. Paul bohrt weiter in der Nase. Ich starre Paul an. Ich starre seine Eltern an. Die interessiert das nicht besonders. “Paul, lass das!” sagt sein Vater. “Pauli, sei ein lieber Bube und lass das!”, sagt seine Mutter. “Mei, Pauli, Schatzi. Sei lieb”, sagt die Oma. Paul-Bub-Schatzi grinst, bohrt wieder in der Nase und klaubt weiter fröhlich in den Orangen herum. Das ist der Zeitpunkt, wo es nicht mehr Paul-Bub-Schatzi ist, der mich ein bisschen nervt. Das ist der Zeitpunkt, wo ich beginne, seine Familie sehr intensiv nicht zu mögen. Keiner interessiert sich für den Jungen. Gut, ich auch nicht. Aber es ist ja auch nicht meiner.
Das Gate ist voll. Der Paul ist überall. Ich entkomme ihm am Klo. Selbst mitreisende Kolleginnen mit eigenen Kindern sind langsam genervt. Von Paul, aber dem sieht man das nach. Er ist ein Kind. Was viel nervtötender ist, sind seine Eltern. Und Großeltern. Auch genervt und wahnsinnig desinteressiert und dabei auch noch laut. Wir steigen ins Flugzeug. Ich – wie meistens – als Letzte. Und bin nicht einmal besonders überrascht, als ich meinen Platz finde. Denn ich bekomme Paul. Immer.
Euch eine möglichst stressfreie Woche,