Interview mit GuGabriel
Die Frau, die wir im Wiener Café Museum an diesem wunderschönen Tag zum Interview der Woche treffen, strahlt mit der Sonne um die Wette. Es ist Gudrun Gabriele Liemberger, besser bekannt als GuGabriel. Mit dem Hit “Salvation” gelang ihr im Sommer 2012 der Sprung in die österreichischen Charts, auch mit ihrer Vorgängerband “SheSays” war sie in aller Ohren. Das Debütalbum der Band schaffte es auf Platz 1 der Albumcharts, die Auszeichnung als “Beste Newcomer Band des Jahres” mit dem Amadeus Music Award folgte. Uns ezählt die energiegeladene Waldviertlerin mit der umwerfenden Ausstrahlung aus ihrem Leben, vom Reisen und von der Reise, das ihr Leben ist. Durchaus nachdenklich, sehr reflektiert und mit viel Idealismus geht sie ihren Weg. Manchmal auch barfuß.
Wie ist das, wenn man sich zum ersten Mal selbst im Radio hört?
Ja, das ist sehr aufregend! Die Produktion kennt man ja, man weiß im Prinzip, was rausgekommen ist. Aber ich weiß das noch, ich hab total Herzklopfen gehabt. Ich bin mit meiner Tochter im Taxi gesessen, da war sie noch ein Baby. Dann kam das Lied im Radio im Taxi. Das war irgendwie total schräg, aber ich hab mich so gefreut!
Auf youtube hat jemand unter das Video von “Salvation” geschrieben: Diese Frau hat eine Stimme, die ist nicht von dieser Welt, glaubt man gar nicht, dass sie Österreicherin ist. Fühlt man sich da im Nationalstolz verletzt? Nur weil man aus Österreich ist, heißt das ja nicht, dass man keine tolle Stimme haben kann.
Ich schau selten rein – das hat wirklich jemand geschrieben? Da hab ich eine Gänsehaut, das freut mich voll. Ich habe aber keinen Nationalstolz. Ich bin dankbar und sehr glücklich, dass ich hier geboren bin und aufgewachsen bin, dass ich hier leben darf.
Hat sich mit dem Erfolg akut etwas geändert?
Wir haben damals den Soundcheck Wettbewerb gewonnen und sind gefeatured worden. Total viele Ö3-Hörer haben SheSays gekannt. Man wird angesprochen, eingeladen, ist viel unterwegs und hat Shootings, Interviews… in Wahrheit bist du ständig am hackeln. Auch dass du gut ausschaust, gehört zum Job dazu. Es ist einfach viel auf einmal. Ich versteh, wenn da der ein oder andere die Bodenhaftung verliert. Es war schon intensiv. Aber mit Kind und allem, was da unter einen Hut zu bringen ist, konnte ich zum Glück gar nicht so richtig abheben. In Österreich ist das Schöne ja auch, dass man sich gegenseitig in Ruh lässt und mit Respekt begegnet. Ich hatte – bis auf ein paar Fälle, die ein bisschen ans Stalking grenzten – immer nur positive Erlebnisse mit Fans. Da ist Österreich schon besonders.
Und wenn Sie den Rest Ihres Lebens an einem Ort verbringen müssten – wo wäre das? Wäre das Österreich?
Ich möchte gerne in diesem jetzigen physischen Leben noch gerne den Ort finden, an dem ich mich so richtig zuhause und angekommen fühle. Den hab ich noch nicht gefunden. Wien ist sehr schön und lebenswert, ich lieb aber auch das Meer. Und das Waldviertel ist auch sehr schön.
Das klingt ein bisschen spirituell.
Ich bin sehr spirituell, aber auf eine sehr geerdete Art und Weise. Ich glaube, dass wir alle verbunden sind miteinander. Wenn uns allen mehr bewusst wäre, dass wir alle gemeinsam auf dieser Welt miteinander unterwegs sind, wäre die Welt friedlicher. Das gilt nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch in Bezug auf Reisen.
Wie reisen Sie?
Ich nehm mir nie so konkret etwas vor. Ich bin unterwegs und warte, was auf mich zukommt. So entstehen immer wieder ganz einzigartige Begegnungen. Eine davon war in Irland, in Galway. Da habe ich die Künstlerin Sharon Shannon getroffen. Das war sehr cool. Die ist so bekannt und immer noch so verwurzelt, komplett allürenfrei.
Sind Sie allürenfrei?
Ja. Ich bin sehr für die Begegnung auf Augenhöhe. Das ist auch so ein Problem unserer heutigen Zeit. Das wäre ein wichtiges Thema für unsere Gesellschaft. Die Begegnung auf Augenhöhe, egal, ob vor einem ein Politiker, ein Flüchtling oder der Kaiser von China steht.
Sie waren ja mit den ganz großen unterwegs: Alice Cooper, Deep Purple, Bryan Adams… wie sieht’s da mit der Augenhöhe aus?
Bryan Adams ist ein total cooler Typ. Der hat “Hallo” gesagt, als wir grad unsere Nudeln draußen beim Tourbus gekocht haben und war total verwundert, dass wir da kochen. Er hat uns gleich eingeladen und gemeint, dass wir natürlich beim Catering mitessen können. Und die Tür hat er uns auch aufgehalten. Mit dem waren wir halt auch viel und lang unterwegs.
Welche Reise hat Sie privat beeindruckt?
Indien. Es ist zwar tatsächlich ganz anders als bei uns, sehr zugemüllt und für viele Menschen problematisch. Aber ich habe das Gefühl gehabt, dass die Menschen zufrieden sind, trotz allem. Die Menschen dort leben und lassen leben. Ich hoffe, dass bei uns auch wieder mehr das Glück und die Zufriedenheit in den Mittelpunkt rücken, nicht so sehr Oberflächlichkeiten. Ich möchte dazu beitragen, die Welt auch ein Stückchen schöner zu machen. Für mich und für alle Leute, mit denen ich in Kontakt komme.
Haben Sie nach all den Auftritten und gespielten Konzerten noch Lampenfieber?
Das hat jeder. Außer man ist schon voll angekommen und im hundersten Leben da und total erlöst und erleuchtet. Oder er macht sich was vor. Oder er verfügt über ein ungeheures Selbstbewusstsein. Man muss halt einfach das machen, was man machen möchte!
Könnte man das zusammenfassend als Ihr Lebensmotto bezeichnen?
Na klar! Ich denk mir, so lange man niemand anderen bewusst verletzt oder ihn irgendwo reinreitet, kann man sein Leben und Potential so leben, wie man das gerne möchte. Jeder Mensch hat so viel Potential, die meisten probierens halt einfach nicht. Aber was willst verlieren? Man muss alles probieren, was man will, wenn man das gerne möchte und es die persönlichen Lebensumstände erlauben.
Gibt es etwas, das Sie noch gerne ausprobieren möchten oder etwas, das noch auf der Bucketlist steht?
Ich bin eh am Weg! Ich probier eh alles Mögliche aus. Was ich von der Zeit her noch nicht geschafft habe: Ich würde gerne eine musikalische Südamerika-Reise machen. Wo man Auftritte spielt, mit Musikern vor Ort zusammen was macht, sich austauscht und das verbindende sucht.
Was muss auf jede Reise mit?
Die Zahnbürste!
Eher Luxus oder Abenteuer?
Ich selber bin eher der chillige Typ, aber auch sportlich darfs sein. Und Luxus ist großartig, solange er nachhaltig ist und für Gutes eingesetzt wird. Solange es allen – auch der Umwelt – damit gut geht, ist es sicher herrlich.
Was sind Ihre aktuellen Projekte?
Mit Pauls Zasky, dem Bassisten von “Dubblestandart“, mache ich gerade eine Pilotserie von “Gudrun kocht”. Das wird eine lustige Sache. Da geht’s um die Themen, die wir so besprechen, wenn ich nebenbei koche – wahrscheinlich wird es da dann einen Youtube Kanal geben. Wir haben auch gemeinsam ein neues Album gemacht, das kommt am 20. Dezember raus und eine Bühnenshow gibt’s auch, die ist gerade in Entwicklung. Das ist gerade sehr spannend. Ein Weihnachtsalbum bringe ich heuer auch raus, das kommt auch im Herbst. Da mische ich gerade daran, da bin ich im Endspurt.
Alle Termine und Projekte:
www.gudrunliemberger.com