Gorilla-Trekking in Ostafrika.
Erstmals sind in Ostafrika wieder mehr als 1.000 Berggorillas heimisch – eine erfreuliche Nachricht, die nachhaltiger Tourismus, die einheimische Bevölkerung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen NGOs und Politik möglich gemacht haben. Dieses Beispiel zeigt, wie überlegter und sanfter Tourismus einen Unterschied machen kann.
Es war noch frühmorgens, als wir uns in einer Gruppe von acht Personen gemeinsam mit unserem bewaffneten Ranger, dem Guide und einigen Trägern auf den Weg gemacht haben. Ein besonderer Verwandtschafts-Besuch steht an, denn wir sind im Bwindi Impenetrable Forest im Südwesten Ugandas und hoffen, bald auf eine der 13 hier lebenden Berggorilla-Familien zu treffen. Anhand der Position vom Vortag und Spuren, die teilweise nur unser Guide Bwambale sehen (und vor allem: lesen!) kann, versuchen wir, die Gorilla Familie zu finden, die sich in der Nähe aufhalten soll. Wir haben uns darauf eingestellt, dass diese Suche mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann – doch wir haben Glück.
Annäherung. Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden des Marschierens gibt uns Bwambale ein Zeichen. Wir müssen stehen bleiben, denn mehr als sieben Meter dürfen wir uns der Berggorilla-Familie nicht nähern. Die Gruppe, die vor uns ihrem Tagesgeschäft nachgeht, besteht aus mehreren Mitgliedern, darunter einige Mütter mit Babys und ein beeindruckender Silberrücken. Sie nehmen uns wahr, blicken uns in die Augen und dulden uns in ihrem Wohnzimmer. Wir haben eine Stunde Zeit, Fotos zu machen und – noch wichtiger – diesen Moment zu genießen. Die Gruppe bewegt sich bergab, wir müssen ihr mehrmals hinterher.
Nicht zum ersten Mal, dass ich über meinen Träger Joseph dankbar bin. Für die kleine Gebühr von 20 USD trägt er nicht nur den Rucksack, den ich leicht selbst tragen hätte können, sondern hilft mir auch über schwierige Stellen und gibt wertvolle Hinweise zum Gelände. Er kennt die Gegend wie seine Westentasche und manchmal hält er an, gibt mir ein Zeichen und zeigt mir Tiere und Pflanzen, die mir sonst verborgen geblieben wären. 20 USD, die ich besser nicht hätte investieren können – und die die lokale Bevölkerung unterstützen.
Zu Gast. Die Zeit vergeht wie im Flug; die Gänsehaut, die dieser Moment von Angesicht zu Angesicht mit den Tieren hinterlässt, bleibt für immer. Denn klar, man wird instruiert, ihnen nie näher als 7 Meter zu kommen und eine gekrümmte Haltung mit Blick zu Boden einzunehmen, wenn einen die Tiere erblicken. In Wahrheit aber sind sie neugierig und kommen oft von sich aus näher an ihre menschlichen Besucher heran. Wer zwischenzeitlich die Kamera sinken und die Eindrücke einfach live auf sich wirken lässt, macht zweifellos beim Gorilla Tracking (oder “Trekking”) Erfahrungen, die ein Leben lang anhalten.
Billig ist der Spaß natürlich nicht, denn eine Tour kostet ca. 520 Euro/Person, will man bei der Habituierung dabei sein, legt man 1.300 Euro/Person hin. Aber jeder einzelne Cent ist gut investiert und unterstützt die Bemühungen, die Gorillabestände wieder zu erhöhen. Und langsam zeigen die Maßnahmen ihre Wirkung, denn laut neuesten Zählungen beheimatet Ostafrika erstmals wieder mehr als 1.000 Berggorillas, die Tier- und Naturschutzpolitik zeigt also deutliche Erfolge. Alleine im Virunga Massiv ist die Gorillapopulation in den letzten 6 Jahren um 25 Prozent auf mittlerweile 604 Exemplare gestiegen. Sie leben in Verbänden in den Nationalparks Mgahinga Gorilla Nationalpark (Uganda), Bwindi Impenetrable Forest (Uganda), Virunga Nationalpark (Kongo) und Volcanoe Nationalpark (Ruanda). Es scheint, als würden (europäische) Touristen schön langsam zumindest im Hinblick auf die Gorillapopulation wieder gut machen, was (europäische) Kolonialisten einst angerichtet haben. Denn diese hatten die beeindruckenden Tiere fast ausgerottet.
Eine strenge Naturschutzpolitik, regulierter Tourismus, gemeinschaftliche Naturschutzprojekte, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen staatlichen Instiutionen & NGOs, Rangern und der lokalen Bevölkerung macht es möglich.
Weitere Informationen: