Randegg/Niederösterreich. Wenn es schneit, werden selbst eingefleischte Großstädter zu Landflüchtigen. Schließlich hat Schnee die faszinierende Eigenschaft, in der Stadt vor allem sein hässliches Gesicht zu zeigen, kaum fällt er aber auf Bäume, Wälder und Wiesen, verwandelt er alles in ein entzückendes Winterwonderland. Nun gibt’s derlei rund um Wien viele. Aber zum einen wirft man uns ja in schöner Regelmäßigkeit eine zu wienzentrierte Weltsicht (verstehen wir gar nicht!) vor und zum anderen sind ja vor allem die Naherholungsgebiete rund um die Hauptstadt zu Winterhotspots avanciert. Und damit aus Distanzregeleinhaltungsgründen eigentlich als Ausflugsziele passé. Gerade noch rechtzeitig fiel mir das Lieblingsspaziergebiet aus meiner Kindheit ein. An einem Sonntag machten wir uns also auf den Weg zur Winterwanderung am Hochkogel, der eigentlich “Hochkogelberg” heißt.
Rundweg vom Panoramastüberl
Nun kann es durchaus sein, dass ihr noch nie vom Hochkogelberg gehört habt. Es handelt sich dabei nämlich um eine Erhebung in der Gemeinde Randegg, die wiederum zum Bezirk Scheibbs gehört. Eine Tatsache, die jeder Amstettner und jede Amstettnerin leugnen würde. Sie sehen den “Hochkogel”, der nicht wirklich “hoch” ist und eigentlich auch kein “Berg”, als ihre Haus-Erhebung an. Vor allem, wenn das Wetter in 3300 nebelig und grau ist, zieht es sie hinauf ins Alpenvorland. Im Winter sind hier häufig Familien mit Kindern anzutreffen, die die Hänge berodeln. Als Ausgangspunkt für alle Ausflüge dieser Art dient meistens das Panoramastüberl, ein durchaus passables Landgasthaus, das aktuell natürlich geschlossen ist. Ihr findet es mit dem Navi supereasy (Hochkogelberg 36, 3263 Randegg). Auch wir haben dort geparkt und uns von da auf zu unserer Winterwanderung am Hochkogel gemacht. Wir haben die etwa 11 Kilometer lange “Tut Gut-Strecke 2” gewählt. Genauso wie ihre kürzere Variante (folgerichtig “Tut Gut-Strecke 1” genannt) startet auch sie direkt vorm Panoramastüberl.
Der Weg führt zuerst leicht bergan hinein in ein kleines Wäldchen. Dort geht es erstmal einige Zeit lang relativ unaufgeregt mehr oder weniger eben dahin. Unter unseren Schuhen knirschte der Schnee. Vor uns waren eindeutig schon mehrere Menschen hier unterwegs. Fluffige Schneehäubchen lagen auf den Ästen und immer wieder blitzten blaue Flecken am Himmel durch die eigentlich graue Wolkendecke. Wir spazierten locker dahin und kamen schon bald zu einer schon von Weitem sichtbaren Skulptur. Sie ist sieben Meter hoch und wurde vom Künstler Gunter Damisch 2007 errichtet. Beim Näherkommen merkt man, dass die birnenförmige Plastik aus mehreren Figuren besteht, die quasi übers Land blicken. Die Skulptur trägt den Namen “Weltwegbetrachter” und lädt dazu ein, inne zu halten und den Blick schweifen zu lassen. Von dieser Stelle sieht man bei gutem Wetter über die Hügel bis nach Amstetten und darüber hinaus.
Gar nicht so anspruchslos
Weiter geht es dann rund um die höchste Erhebung in dieser Region, sie hat auch ein (neonbeleuchtetes) Gipfelkreuz samt Gipfelbuch. Ihr müsst euch aber noch ein wenig gedulden, da geht’s erst gegen Ende eurer Wanderung hinauf. Zuerst heißt es, die Wadeln noch ein wenig zu trainieren. Denn in weiterer Folge führt der Weg immer wieder bergauf. An sich nicht steil, aber im Winter kann das schon zur Herausforderung werden. Vor allem deswegen, weil die Wege hier nicht geräumt sind. Sie sind allerdings immer gut ausgeschildert, ihr müsst nur den Pfeilen folgen. Obwohl es sich immer so anfühlt, als müsste man eigentlich rauf zum “Gipfelkreuz”, führt die Route erstmal einige Zeit lang direkt davon weg. Ihr kommt an einem kleineren Kreuz mit Gipfelbuch vorbei, an einer Kapelle und an hübschen Bauernhöfen. Es geht über eine kleine Brücke und immer wieder durch waldige Abschnitte.
Und dann, endlich – etwa eine halbe Stunde, bevor ihr wieder zurück zum Parkplatz kommt, geht es hinauf zum Gipfelkreuz am Hochkogel. Die Sicht kann hier grandios sein und bis ins Gesäuse rein reichen. Dieses Glück war uns verwehrt, aber man kann eben nicht alles haben. Der Abstieg und die Rückkehr zum Auto sind relativ unspektakulär. Das letzte Stück des Weges geht dann eine Straße entlang. Unser Fazit: Die etwa dreistündige Winterwanderung am Hochkogel war gar nicht so unanstrengend. Im Sommer ist sie sicherlich auch ganz nett, im Winter kommt man durch den Schnee doch manchmal ins Schwitzen. Ausrüstungstechnisch haben Trailrunningschuhe ausgereicht, auch wenn Wanderstöcke gar nicht so unpraktisch wären. Nehmt euch Tee und Proviant mit, bei der kleinen Kapelle lässt es sich vorzüglich ein wenig picknicken.
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