Jänner ist irgendwie jene Zeit im Jahr, die viele Menschen am wenigsten mögen. Die Weihnachtsfeiertage und Silvester liegen hinter uns. Kaum ist das alte Jahr “geschafft”, müssen wir uns auch schon wieder aufraffen – ausgerechnet in dieser Postkeksflauschigkeit – und die ganze Sache beginnt von vorne. Bis zu den nächsten Festlichkeiten, nämlich Ostern, ist es noch einige Zeit hin. Vorausgesetzt, wir feiern nicht das Jubiläum des “Corona-Maßnahmen-Verkündigungstag” am 13. März ganz groß, natürlich. Weg können wir nicht, also machen wir es uns daheim gemütlich. Weil: Raus können wir zwar schon, aber es ist Jänner und grau und nass und kalt und überhaupt. Zur Stillung erweiterter sozialer Grundbedürfnisse müssen technologische Hilfsmittel wie Zoom her. Und am Samstagabend im Lockdown eben eine Zoom Party. Es ist immer wieder schön, viele liebe Menschen auf einmal zu sehen.
Man muss ehrlich sagen, diese Art des Weggehens hat viele Vorteile. Die Frage “Was ziehe ich an” beschränkt sich auf die Frage “Welcher Kapuzenpulli fällt aus, weil ich ihn schon letztes Mal anhatte?”. Kleider, Blusen oder gar “festes Hosenwerk” im Sinne von “Jeans” als Gegenteil zur Jogginghose sind nicht notwendig. Sieht eh keiner. Dank schlechter Webcam-Auflösung reicht es, wenn die Haare zumindest weitgehend gebändigt sind, Make-Up kann weggelassen werden, weil es eh niemand sieht. Genauso wie meine teuren Parfums. Und Blasenpflaster für die Schuhe, die zwar gut aussehen, aber total unbequem sind, braucht momentan auch kein Mensch. Es gibt keinen Hinweg und man muss sich bedüselt dann auch nicht um die Frage kümmern, wie man wieder heimkommt. Mit einem Klick ist die Party im Wohnzimmer, aber genauso schnell ist sie auch wieder weg. Die Gegspräche sind meistens gut, weil 90 Prozent der Zoom-Zeit sowieso dabei draufgehen, dass man an den Ton-Einstellungen rumwerkelt. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Punkt: die Getränke sind immer gut, weil man sie eh selber besorgen muss.
Was das aber für die Zeit nach dem Lockdown bedeutet, mag ich mir gar nicht vorstellen. Plötzlich müssen wir wieder Hosen tragen. Oder uns halt untenrum auch wieder ordentlich bekleiden. “Könnt ihr mich hören?” und “Könnt ihr mich sehen?” werden keine adäquaten Begrüßungsfloskeln mehr sein. Wir können uns nicht einfach statt Schminke einen Filter drauftun und dann auch nicht mehr wählen, aus welcher Perspektive uns unser Gegenüber sieht. Und wenn’s nervig wird, können wir uns auch nicht einfach mit einem Hinweis auf schlechte Internetverbindung rausreden. Was hätte ich mir dadurch doch schon alles ersparen können…
Euch jedenfalls eine abwechslungsreiche Woche und einen schönen nächsten Samstagabend im Lockdown,
die Frau Hilmbauer