Für das Interview der Woche haben wir dieses Mal Karolin Troubetzkoy befragt. Die Deutsche ist Inhaberin der Schwesterresorts Anse Chastanet und Jade Mountain auf der Karibikinsel Saint Lucia. Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und deutsche Honorarkonsulin auf Saint Lucia, Vorsitzende der SLHTA (Saint Lucia Hotel and Tourism Association) und der CHTA Education Foundation, Mitglied der CHTA (Caribbean Hotel and Tourism Association) und weiterer Initiativen. Darüber hinaus engagiert sich die gebürtige Deutsche in der Wohltätigkeitsarbeit, im Naturschutz und in Community Benefits der InselDarüber hinaus engagiert sich die gebürtige Deutsche in der Wohltätigkeitsarbeit, im Naturschutz und in Community Benefits der Insel.
Sie kamen 1984 nach Saint Lucia, wo Sie gemeinsam mit Ihrem Mann, dem kanadischen Architekten Nick Troubetzkoy, die beiden Resorts Anse Chastanet und Jade Mountain erschufen. Können Sie sich noch an den Moment erinnern, als Sie wussten, dass Sie genau das machen möchten? Und warum ausgerechnet die Karibik?
Ich habe eigentlich nicht bewusst Saint Lucia als Wohnort ausgewählt. Es fühlt sich eher so an, als hätte Saint Lucia mich ausgewählt. Das Schicksal schlägt oft zu, wenn man es am wenigsten erwartet. Ich hatte 1980 im Rahmen meines Universitätsstudiums sechs Monate auf der Karibikinsel verbracht. Nur ein paar Monate später lernte ich auf der Tourismusmesse ITB in Berlin meinen zukünftigen Mann Nick Troubetzkoy kennen, der auf Saint Lucia lebte. Obwohl die Insel klein ist, sind wir uns dort nie über den Weg gelaufen. 1984 ging ich dann nach Saint Lucia, um dort gemeinsam mit ihm zu leben.
Ihre Resorts wurden mehrfach ausgezeichnet. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Es ist eine Kombination von mehreren Faktoren. Da ist zum einen die enorme Kreativität meines Mannes Nick. Von Anfang an wollte er nicht nur jedes der beiden Hotels zu einem Unikat gestalten, sondern auch jede einzelne Suite der Hotels sollte etwas Besonderes an sich haben. Wir haben Nachhaltigkeit praktiziert, schon lange bevor man in der Tourismusbranche überhaupt darüber gesprochen hat. Durch den Kauf lokaler Produkte, das Bauen mit lokalen Baustoffen und das Einbeziehen lokaler Handwerkskunst konnten wir zwei sehr authentische und individuelle Hotel-Erlebnisse kreieren.
Dazu befinden sich beide Resorts in einer fantastischen Lage im landschaftlich reizvollsten Teil der Insel, wir haben sehr talentierte Köche, die fantastisches Essen vielfach aus Bio-Produkten aus unserer eigenen Landwirtschaft zubereiten, sowie ein engagiertes, gut ausgebildetes Serviceteam mit einem natürlichen Sinn für herzliche Gastfreundschaft. All das ergibt eine wahrhaft magische Kulisse.
Für Ihr Engagement als deutsche Honorarkonsulin auf Saint Lucia und Ihren Einsatz nach den Hurrikans Irma und Maria wurde Ihnen kürzlich das Bundesverdienstkreuz verliehen, eine der höchsten Ehren in Deutschland überhaupt. Wie fühlt man sich da, was denkt man?
Ich war vollkommen überrascht. Da ich so lange nicht mehr in Deutschland lebe, hätte ich nie daran gedacht, dass mein soziales, fachliches und umweltpolitisches Engagement in der Karibik außerhalb dieser Region überhaupt registriert würde, geschweige denn sozusagen an höchster Stelle auffällt.
Karolin Troubetzkoy, (c) ZVG
Außerdem tue ich alles, was ich tue, egal, wieviel Zeit es kostet, aus ganzem Herzen. Mich treiben nie irgendwelche Motive an, ich erwarte keine Gegenleistungen oder Belohnungen, geschweige denn ein Bundesverdienstkreuz. Trotzdem muss ich zugeben, dass es sich wirklich gut anfühlt, auf diese Weise anerkannt zu werden. Meine Mutter war sehr stolz.
Sie engagieren sich für die Gemeinde von Soufrière, in unterschiedlichen Wohltätigkeitsorganisationen und sind Vorsitzende mehrerer Hotel- und Tourismusorganisationen. Wie laden Sie Ihre Batterien wieder auf, was gibt Ihnen Kraft? Wie entspannen Sie am besten?
Ich bin und war immer ein Workaholic. Ich werde immer von allem, was ich tue, angetrieben, manchmal vielleicht zu viel. Als ich jünger war, habe ich nie darüber nachgedacht, aber heute weiß ich, wie wichtig es ist, Arbeit und Entspannung in Einklang zu bringen. Ich wandere und laufe gerne, weil ich mich dabei auf die Aktivität konzentrieren muss und die Arbeit vergesse. Und wissen Sie, was ich noch mache zur Entspannung? Ich habe angefangen zu häkeln. Und nicht nur einfache Muster und Anleitungen, sondern ziemlich aufwändige. Das macht mir so viel Spaß, das ich sogar darüber nachdenke, eine Handarbeits-/Häkelschule in Soufrière zu eröffnen.
Hätten Sie je gedacht, dass Sie das Leben so vieler Menschen positiv beeinflussen würden?
Ich hätte nie daran gedacht, dass mir das möglich wäre. Aber sobald ich die Gelegenheit dazu hatte und habe, habe ich nie gezögert, das Beste herauszuholen.
Auf welches Projekt sind Sie bisher am meisten stolz?
Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, dass ich mich immer sehr auf das jeweilige Projekt konzentriere und das wird dann automatisch „das Beste“ und das Wichtigste für mich. Zum Beispiel setze ich gerade Himmel und Hölle in Bewegung, um Spenden für die Kinder auf den nördlichen Bahamas zu sammeln, die ja vor kurzem von dem verheerenden Hurrikan Dorian voll getroffen worden sind. Dies mache ich über die Bildungsstiftung der CHTA, des Karibischen Hotel- und Tourismusverbandes, dessen Vorsitzende ich bin. Karolin Troubetzkoy
Was sind die größten Herausforderungen, mit denen die Karibik im Allgemeinen und Saint Lucia im Besonderen aktuell konfrontiert sind?
Es ist nicht so einfach, auf einer kleinen Insel wie Saint Lucia komplett nachhaltig zu wirtschaften. Es bleibt noch viel zu tun im Hinblick auf Abfallentsorgung, Recycling, Reduzierung von Plastik und Wassermanagement. Ich würde auch gerne größere Fortschritte sehen bei der Schaffung von Arbeitsplätzen für unsere Jugend und bei der Verbesserung der Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen.
Welche fünf Dinge sollte man unbedingt tun, wenn man nach Saint Lucia kommt?
Sie müssen auf jeden Fall nach Soufrière fahren, um unsere beiden Pitons zu sehen. Diese beiden Vulkankegel sind unsere Wahrzeichen und gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Wenn Sie sehr fit sind, sollten Sie den Gros Piton besteigen oder, was weniger anstrengend ist, den Tet Paul Nature Trail gehen und von dort die Pitons bewundern. Besuchen Sie nach der Wanderung die Diamond Botanical Gardens. Die Gegend um Soufrière eignet sich auch hervorragend zum Schnorcheln und Tauchen. Karolin Troubetzkoy
Im Norden ist der Besuch des Pigeon Island National Park ein Muss. Für einen besonders schönen Blick über die Hügel der Hauptstadt Castries empfiehlt sich ein Mittagessen im hübschen Pink Plantation House.
Sie leben ja in einem Land, in dem Menschen aus aller Welt Urlaub machen. Wo machen Sie selbst privat Urlaub?
New York, Miami, London – je größer desto besser! Alternativ Arizona oder Bayern zum Wandern. Abgesehen davon werde ich immer ein Inselliebhaber sein, egal, wo auf der Welt sie sich befinden.
Gibt es eine Destination, die Sie unbedingt einmal bereisen möchten?
Ja, das ist Indien. Karolin Troubetzkoy
Wer den Opfern von Hurrican. Dorian helfen möchte, kann das hier tun.