Stubaital, Zell am See, Ischgl, Ski Amadé, Arlberg: Es gibt einige österreichische Skigebiete und die dazugehörigen Orte, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Ein bisschen anders verhält es sich da mit dem Geheimtipp Glungezer in Tirol. Dabei handelt es sich um ein Skigebiet im Dorf Tulfes. Sechs Lifte und insgesamt 23 Pistenkilometer stehen zur Verfügung. Doch nicht nur seine überschaubare Größe spricht für einen Ausflug an den Hausberg der Tulfer.
Klein und fein in der Nähe von Hall
Tulfes erreicht man wenn man von Hall in Tirol aus in ca. 15 Minuten mit dem Auto, wenn man Richtung Tulfes-Rinn fährt. Würde man diese Straße, welche etliche Dörfer verbindet, weiterfahren, kommt man in Innsbruck wieder heraus. Während unseres Testaufenthalts in den Weihnachtsferien 2024 zeigte sich das Wetter von der allerschönsten, kitschigsten Bilderbuchseite: keine einzige Wolke am Himmel, Sonnenschein pur, nicht zu kalt nicht zu warm, perfekte Schneeverhältnisse. Nichts konnte uns mehr halten. Bereits am Anreisetag holten wir Ski und Stöcke. So waren wir am nächsten Tag bereit, die Pisten zu erkunden. Insgesamt gibt es zwei Skiverleihe mit Skikursangebot. Wir buchten im Laufe der letzten Jahre beide Angebote, die Skischule Glungezer und die Skischule Total. Beide sind hervorragend und sehr zu empfehlen.
Seit kurzem steht auch ein Skidepot (für rund € 30,− pro Woche für zwei Personen) zur Verfügung. Hier kann man Skiutensilien am Ende des Tages verstauen. Praktisch bei der Ankunft mit dem Auto: Es gibt am Liftparkplatz mehrere Einweiser, welche die Parkplätze zuteilten. Zu Fuß geht es vom Parkplatz aus noch einige Meter zur Talstation der Glungezerbahn. Wer nicht in Skischuhen gehen möchte: Es gibt auch eine „Kiss and Ride“ Zone: einfach durch den Schranken fahren, die Liebsten aussteigen lassen – Abschiedskuss nicht vergessen – und wieder losfahren. Das Ganze ist kostenlos, wenn man innerhalb von 30 Minuten wieder losfährt.
Günstiges Skigebiet in Tirol
Für eine Tageskarte zahlen Erwachsene € 48,−. Kinder kommen auf € 28,−. Es gibt auch Familientarife, Mehrtageskarten und gestaffelte Tarife: 2 oder 3 Stunden oder 4 Stunden am Nachmittag oder vormittags, und 10er Blocks oder auch Einzelfahrten. Die Jahreskarte kostet €471,−. Für Einheimische toll: Die Glungezerbahn gewährt Zuschüsse für die Jahreskarte der in Tulfes gemeldeten Kinder. Es gibt sie seit 1967. Zuletzt 2018 und 2020 umgebaut, gibt es mittlerweile eine 10er Gondelbahn, die Wintersportfans in nur 6 Minuten von der Talstation bis zur Mittelstation Halsmarter (1.560m) bringt. Auf der Mittelstation angekommen, sieht man geradeaus den Alpengasthof Halsmarter. Linkerhand geht es zur blauen Piste und rechts wartet der nächste Lift: die 2020 umgebaute Tulfein-Sektion. Dieser Lift wurde von einem Schlepplift zu einer Gondel- und Sessellift-Kombination umgebaut. Man erreicht damit die Station Tulfein auf 2.055 Meter in wenigen Minuten. Immer dabei: Sicht auf das Inntal.
Max entließen wir bei der Mittelstation Richtung Skikurs auf die blaue Piste, welche perfekt für Anfänger geeignet ist. Es gibt hier einen kleinen abgetrennten Bereich für Skikurse mit Zauberteppich. Für das traditionelle Abschlussrennen am letzten Skikurstag war auch ein kleiner Slalom aufgebaut. Unten angekommen gelangt man mit dem Halsmarter Schlepplift wieder zum Ausgangspunkt. Das Skigebiet Glungezer hat in den letzten Jahren eine wahre Renaissance erlebt. Durch den Umbau zu Gondeln kann man nun sicherer mit Kindern auf den Berg fahren. Das macht es nicht nur für Skifahrende Familien verlockend, sondern auch für Rodler. Und diese kommen zahlreich, da es die wunderschöne Panorama Rodelbahn gibt. Rodeln kann man beim Alpengasthof um € 5,− ausleihen. Die Rodelbahn ist 3,7 km langund führt entlang des Waldrandes über 17 Kehren nach unten. Die Aussicht aufs Inntal ist spektakulär! Die ehemalige Schlepplift Trasse präparierte man für die zahlreichen Tourengehenden. Seit 2024 gibt es nun eine Tourenkarte. Eine Route führt bis auf den Gipfel des Glungezers auf 2.677 Meter.
Endgegner auf der Piste
Während Max im Skikurs Pommes und Pizza lernte, erkundeten wir das Gebiet für etwas erfahrenere Skifahrer: die „kalte Kuchl“. Von Tulfein aus, am Gasthaus Tulfeinalm (köstliches Essen!) vorbei fährt man mit etwas Schwung zum Schartenkogel Lift. Aktuell befindet sich dort noch ein 2er Sessellift. Aber ich erfuhr, dass man einen beheizten 4er Sessellift mit Haube plant. Das freut mich sehr, denn die “kalte Kuchl” macht ihrem Namen alle Ehre. 15 Minuten dauert die Sesselliftfahrt zum Schartenkogel (2.304 m). Unter einem bewundert mandie perfekt präparierten Pisten. Da es so viele davon gibt, ist man fast alleine unterwegs. Man kann immer wieder stehenbleiben und die wundervolle Aussicht genießen.
Ab Tulfein geht es die rote Piste unter dem Tulfein Express Lift hinunter. Mal etwas steiler mal etwas flacher, wenn man will durch einen kleinen Waldweg – fantastische Pistenverhältnisse und auch hier immer wieder ein herrlicher Ausblick auf das Inntal. Nicht wundern, wenn man plötzlich vor einer Absperrung steht: Der ÖSV Kader und der Tiroler Skiverbund trainieren dort drei Mal pro Woche. Etwas schade, weil der abgetrennte Bereich doch die Hälfte der Piste einnimmt. Aber zumindest manchmal ist die Möglichkeit gegeben, auch hier zu fahren. Am Ende der Piste wartet mein Endgegner: das Schussstück vor dem Alpengasthof Halsmarter. Schon als Kind stellte ich komplizierte mathematische Berechnungen an, ab wann ich Schuss fahren muss, um rauf zu kommen – das hat sich leider bis heute nicht verändert. Aber: Es klappte und ich kam punktgenau an. Puh.
Geheimtipp Glungezer und seine Kulinarik
Zur Mittagspause trafen alle am Alpengasthof Halsmarter zusammen. Der bietet eine große Karte mit einer reichen Auswahl an Tiroler Spezialitäten und Klassikern wie Pommes und Würstel. Die Servicekräfte sind zahlreich vertreten und sehr freundlich, das Essen kam heiß und schnell. Wir wunderten uns etwas über die doch hohen Preise; auch das Leitungswasser wurde einem berechnet – und nicht gerade wenig. Ich spürte schon jeden Knochen im Körper, aber Max war heiß aufs Skifahren, also fuhren wir noch einige Runden auf der blauen Piste. Am Nachmittag scheint hier die Sonne, einfach herrlich! Auch viele Menschen verteilen sich gut. Man hat immer Platz und kann einfach genießen! Um von der blauen Piste wieder zur Mittelstation zu kommen, nutzt man einen kurzen Express-Tellerlift. Dieser Lift war Max’ Endgegner. Etwas eigenartig gebaut, aber doch effektiv, möchte man ihn aber nicht missen. Trotzdem ist man aber froh, wenn die Fahrt klappt und sie vorbei ist.
Unsere vier Skitage waren spitze. Max mochte die blaue Piste am liebsten, ich fand den Schartenkogel super (freue mich aber auf den beheizten Lift). Martin fand alles toll, aber die Hütte mit der Sonne im Gesicht am besten … Wer am Glungezer mal was ganz anderes ausprobieren will, sollte „Klumpern“. Die Klumper ist eine Art einkufige Rodel aus Fichtenholz, bestehend aus einem Brett mit zwei Griffen, das auf einer Eisenschiene montiert ist. Und damit geht’s dann bergab! Der im Jahr 1972 gegründete Klumperverein erfreut sich einer wachsenden Fanbase. Die jährliche Vereinsmeisterschaft gilt als ein Highlight. Es gibt noch viel zu entdecken am Glungezer, meinem kleinen, aber sehr feinen Skigebiet.